Kindererziehung: Experten erklären, warum Eltern ihre Kinder nicht bestrafen sollten
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Freitag, 19. Mai 2023
Die Erziehung der eigenen Kinder ist in erster Linie natürlich die Angelegenheit der Eltern. Warum das Bestrafen jedoch nicht Teil der Erziehung sein sollte, erklären Experten.
Hört dein Kind wieder einmal nicht, neigst du als Elternteil vielleicht dazu, dir eine Strafe als Konsequenz auszudenken. Das Androhen einer Strafe ist jedoch nur selten effektiv und kann Nachteile mit sich bringen. Welche das sind und welche Strategie du stattdessen verfolgen könntest, verraten wir dir.
Strafen in der Erziehung
Als Elternteil solltest du vorab immer im Hinterkopf behalten, dass es sich bei der Kindheit um eine sehr prägende Phase des Lebens handelt. Die Hauptbezugspersonen sind in der Regel die Eltern und Erzieher*innen, welche sich der Erziehung der Kinder widmen. Wie genau diese ausgestaltet wird, ist diesen überlassen. Besonders in der Vergangenheit wurde bei der Erziehung vor allem auf Verbote und Strafen gesetzt. Eine typische Strafe in der Schule war in den 30er und 40er Jahren noch die Prügelstrafe. Zur Zeit des Nationalsozialismus gehörten eigenständiges Denken sowie selbstverantwortliches Handeln nicht zu den Dingen, die Eltern in ihre Erziehung integrieren sollten. Gefühle sollten dem Kind möglichst abgewöhnt werden. Die Prügelstrafe in Schulen wurde 1949, mit der Gründung der DDR, offiziell abgeschafft. Erst in den 1960er Jahren wurde zunehmend auf eine antiautoritäre Erziehung gesetzt. Erst seit 2000 ist es in Deutschland verboten, die Kinder als Elternteil körperlich zu bestrafen.
Video:
Von Hausarrest über Spielzeug-Entzug bis hin zu Fernseh-Verbot: Es gibt eine Vielzahl an typischen Strafen, die du als Elternteil für deine Kinder anwenden könntest. Die Strafe meinst du wahrscheinlich nicht böse und willst auch nichts Schlechtes für dein Kind. Es ist mit Blick auf deinen Nachwuchs jedoch wichtig, dass du versuchst, ohne Bestrafungen zu erziehen. Je nach Alter des Kindes fällt es ihm schwer, sein Verhalten und die Strafe zusammenzubringen und die Situation im großen Ganzen zu verstehen.
Wieso dies so ist, erklärt unter anderem Mona Delahooke in ihrem Buch"Brain-Body Parenting"*. Die Psychologin beschreibt in ihrem Buch eine moderne Erziehungsmethode namens "responsive Erziehung". Das Wort "Responsivität" meint in der Psychologie so viel wie "Bereitschaft, auf Interaktions- und Kommunikationsversuche einzugehen". Mit Bezug auf die Erziehung ist hiermit die Bereitschaft von dir als Elternteil gemeint, auf Interaktions- und Kommunikationsversuche deines Kindes einzugehen.
Das steckt hinter der responsiven Erziehung
Dieser Stil soll sich deutlich abgrenzen von dem autoritären Erziehungsstil, bei dem du als Erzieher oder Erzieherin die "herrische" und "befehlerische" Autoritätsperson bist. Als autoritäre Erzieher*in bist du dem Kind gegenüber sehr distanziert und erteilst nur Befehle. Während dieser Erziehungsstil vor allem in der Vergangenheit häufig angewandt wurde, sollten Delahooke zufolge modernere Erziehungsmittel weniger ermächtigend sein.
Wichtiger ist es, dass du deinem Kind auf Augenhöhe zu begegnest, präsent bist und es beruhigst, wenn es notwendig ist. Von dem Begriff einer "sanften Beziehung" distanziert sich die Psychologin jedoch bewusst. Selbstverständlich ist es auch in der responsiven Erziehung in Ordnung, wenn du in gewissen Situationen "Nein" zu deinem Kind sagst. Zudem solltest du auch in der responsiven Erziehung Regeln klar vermitteln. Dabei ist es nur wichtig, dass du als Elternteil immer situationsangemessen und verlässlich reagierst. Dies meint, dass du unter den gleichen Umständen auch immer dieselbe Reaktion wie Lob oder Kritik zeigst.