Regenbogenfamilien: Leben und Erziehung in queeren Familien

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Kinder aus Regenbogenfamilien habe keine Einbußen in ihrer Entwicklung.
Kinder aus Regenbogenfamilien habe keine Einbußen in ihrer Entwicklung.
CC0 / Pixabay / Filmbetrachter

In einer Regenbogenfamilie entwickelt sich ein Kind genauso gut, wie in jeder anderen Form von Familie. Wir stellen dir im Folgenden die Besonderheiten vom Leben und der Erziehung queerer Familien vor.

Eine Regenbogenfamilie hat per se weder negative noch positive Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes. Ebenso hat sie keinerlei Einfluss auf die spätere sexuelle Identität des Kindes. Wir räumen im Folgenden mit einigen Vorurteilen auf und tauchen tiefer in das Leben und die Herausforderungen der Erziehung in einer Regenbogenfamilie ein.

Kindern ist das Geschlecht der Eltern egal

Unter einer Regenbogenfamilie werden Familienkonstellationen zusammengefasst, in denen mindestens ein Elternteil trans, inter, lesbisch, schwul, bisexuell oder queer ist. Auch bereits bestehende Vater-Mutter-Kind Familien können zu einer Regenbogenfamilie werden, wenn beispielsweise der Vater durch ein Trans-Coming-out zur zweiten Mutter wird. Oder sich die Mutter in eine andere Frau verliebt. Ebenso können sich LGBTQIA+ Familien ein Kind wünschen.

Grundsätzlich kann jedoch festgehalten werden, dass es Kindern egal ist, welches Geschlecht die eigenen Eltern haben. Stattdessen brauchen sie Eltern, auf die sie sich verlassen können, die ihr Kind lieben und Geborgenheit schenken. Kinder brauchen Vertrauenspersonen und Unterstützung. Ein Vorurteil, dem Regenbogenfamilien ausgesetzt sind, ist, dass Kinder Cis-Mutter und Cis-Vater haben sollten, um sich gut zu entwickeln.

Doch mittlerweile wurde in verschiedenen Studien nachgewiesen, dass sich Kinder in reinen Mütter- oder Väter-Familien genauso gut entwickeln, wie Kinder in Mutter-Vater-Konstellationen. Dies zeigt beispielsweise eine Metastudie von Forschenden der medizinischen Hochschule Guangxi im chinesischen Nanning und der Duke University in Durham, die im Fachjournal "BMJ Global Health" veröffentlicht wurde. Auf Trans-Eltern, schwule Väter oder lesbische Mütter kommen trotzdem weiterhin verschiedene Herausforderungen zu, die durch die gesellschaftliche Ungleichbehandlung von Regenbogenfamilien entstehen. So muss der Kinderwunsch gegenüber dem sozialen Umfeld gerechtfertigt werden, die Umsetzung ist rechtlich deutlich aufwändiger, die Kinder müssen gegenüber Diskriminierungen stark gemacht werden, und als Regenbogenfamilien bedarf es eines alltäglichen Coming-outs. 

Regenbogenfamilien beeinträchtigen nicht die Entwicklung des Kindes

Ein Team der Cornell University hat insgesamt 79 internationale Studien ausgewertet, die sich mit der Entwicklung von Kindern in gleichgeschlechtlichen Ehen beschäftigt haben. Dabei ist man zu dem eindeutigen Ergebnis gekommen, dass sich die Kinder in Regenbogenfamilien sowohl auf sozialer als auch intellektueller und emotionaler Ebene genauso gut entwickeln, wie Kinder in anderen Familienstrukturen.

75 der vorliegenden Studien unterstützen diese Aussage, lediglich vier Studien sind zu einem anderen Ergebnis gekommen. Darin wurden jedoch Regenbogenfamilien betrachtet, in denen sich ein Elternteil im Laufe der Kindheit als queer geoutet hat. Dies führte in der Folge häufig zu einer Scheidung oder einem Auseinanderdriften der Familie, was die Kinder in ihrer Entwicklung störte.

Eine 2020 veröffentlichte niederländische Studie hat sogar bewiesen, dass Kinder aus Regenbogenfamilien bessere schulische Leistungen aufweisen. Dazu wurden Daten von etwa 3.000 Kindern erhoben, die entweder mit zwei Müttern oder zwei Vätern aufwuchsen. Ursächlich dafür wird unter anderem ein höherer sozioökonomischer Status der Eltern in Regenbogenfamilien vermutet. Zudem sind die Kinder in Regenbogenfamilien in aller Regel absolute Wunschkinder und gleichgeschlechtliche Paare sehr motiviert, da zunächst deutlich mehr Hürden überwunden werden müssen, um sich den Kinderwunsch zu erfüllen.

Gesellschaftlich gibt es weiterhin viele Vorurteile

Kinder empfinden grundsätzlich Liebe gegenüber den eigenen Eltern, dabei spielt es keine Rolle, ob diese queer sind. Doch Kinder aus Regenbogenfamilien müssen im gesellschaftlichen Kontext häufig einiges verkraften, da queere Familienkonstellationen auch heute noch in manchen Kreisen weniger akzeptiert werden als heteronormative Formen von Familie.

In der Schule werden Fragen gestellt, daher ist ein regelmäßiger Austausch mit deinem Kind oder mit anderen Kindern aus Regenbogenfamilien sinnvoll. Je offensiver mit der Queerness umgegangen wird, desto einfacher macht man es den Kindern darüber zu sprechen. Darüber hinaus gibt es viele Beratungsangebote, um mit Diskriminierungen souverän umzugehen. Auch kannst du gemeinsam mit deinem Kind Verhaltensmöglichkeiten für den Ernstfall durchspielen.

Seit dem 1. Oktober 2017 dürfen auch gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland ihre Kinder gemeinsam adoptieren. Doch rechtlich gesehen gibt es weiterhin einen Unterschied: Ist in einer gleichgeschlechtlichen Familie eine Person biologischer Elternteil, dann wird das Kind bei der Geburt auch nur diesem Elternteil rechtlich zugeordnet. Bei verschiedengeschlechtlichen Familien haben die Kinder von Geburt an zwei rechtliche Elternteile. In einer Regenbogenfamilie muss also der nicht biologische Elternteil das Kind adoptieren, um rechtlich anerkannt zu sein. Das kann in der Praxis einige Zeit in Anspruch nehmen. Zwar kann man sich mittlerweile im Geburtenregister auch als divers eintragen lassen und nicht-binäre, sowie gender-queere Personen haben im Adoptionsprozess dieselben Rechte und Pflichten wie andere Menschen, doch rein rechtlich geht das deutsche Abstammungsrecht auch heute noch von Mutter und Vater aus. Das führt zu verschiedenen Herausforderungen für Regenbogenfamilien, insbesondere im Rahmen der rechtlichen Elternschaft. Eine einheitliche Regelung gibt es nicht, jeder Fall muss Einzelnen geprüft werden.