Die Retter aus der Luft - warum heißen so viele Hubschrauber eigentlich "Christoph"?
Autor: Lukas Nunner
Deutschland, Donnerstag, 30. November 2023
Den Stau einfach überfliegen oder an unwegsame Orte im Gebirge herankommen - Ein Rettungshubschrauber erleichtert Notärzten die Arbeit massiv. Doch warum heißen viele der Helis eigentlich "Christoph"?
Schon seit den späten 1960er Jahren Rettungshubschrauber in Deutschland im Einsatz. Hintergrund war, dass es in der Bundesrepublik zu immer mehr Verkehrsunfällen mit Todesopfern kam. Bei einer Vielzahl dieser hätte eine schnellere, professionelle Erstversorgung den tödlichen Ausgang verhindern können.
"Unermüdlicher Einsatz für die Sache, Innovation und Fortschritt, das Bestreben nach bestmöglicher Patientenversorgung bei maximaler Flugsicherheit haben die Luftrettung zu dem gemacht, was sie heute ist: unverzichtbar". So schwärmt Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, von seiner Berufung. Rettungshubschrauber bringen den Notarzt und eine kleine Besatzung an Hilfspersonal möglichst schnell an den Unfallort für eine Erstversorgung. Außerdem sorgen sie für einen raschen und sicheren Transport direkt in die passende Klinik.
Was bedeutet "Christoph"? - Ein legendenumwobener Name
Am 1. November 1970 wurde der erste reguläre Rettungshubschrauber unter dem Namen "Christoph" in Betrieb genommen. Er legte die Basis für den Luftrettungsdienst, der ab diesem Zeitpunkt immer mehr an Bedeutung gewinnen sollte. In Anlehnung an den Schutzpatron der Reisenden, den heiligen Christophorus, fand der Helikopter seinen Namen. Auch die Autofahrer*innen können den heiligen Christophorus um Beistand bitten. Hier ist er ebenso Schutzpatron und findet sich in so manchem Wagen beispielsweise in Form eines Anhängers oder einer Plakette.
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Der Name Christoph kommt aus dem Altgriechischen und ist eine Kurzform von Christophorus. Er setzt sich aus den beiden Worten "christos" (der Geweihte) und "phrein" (tragen) zusammen. Die Legende des heiligen Christophorus besagt, dass er dem mächtigsten Mensch der Welt dienen wollte. Auf seiner Reise durchlebte der starke und mutige Mann viele Abenteuer und beschützte und begleitete Könige und strebte stets danach, den mächtigsten aller Herrscher zu finden. Als er schließlich das Christuskind über einen reißenden Fluss trug, erfüllte er seine Lebensaufgabe. Mit dem kleinen, vermeintlich schwachen Kind trug "der Christusträger" die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern.
Das nahmen die Rettungsdienste Ende der 1960er Jahre zur Inspiration und tauften viele der neu eingeweihten Rettungs-Helis auf den Namen "Christoph". Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes waren die Todesopfer von Verkehrsunfällen damals auf einem erschreckend hohen Niveau. Belaufen sich aktuelle Zahlen aus dem Jahr 2022 auf 2788 Menschen, die in Folge eines Unfalls ums Leben kamen, so lag der traurige Höhepunkt im Jahr 1970 bei 19.193 Personen. Ab diesem Jahr ist allerdings ein deutlicher Trend zu erkennen. Stiegen bis 1970 die Todeszahlen relativ kontinuierlich an, nahmen sie danach eindeutig ab.
Mehr Sicherheit im Verkehr durch die "Engel der Lüfte"
Eine Ursache für die sinkenden Zahlen war eben der Einsatz von Rettungshubschraubern. Der Arzt Hans-Werner Feder aus Hessen war einer der Pioniere auf dem Gebiet der Luftrettung in Deutschland. Im Sommer 1967 leitete er einen Modellversuch in Zusammenarbeit mit dem ADAC und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK-Landesverband). In einem Zeitraum von drei Wochen stand Feder von morgens bis abends ein Hubschrauber zur Verfügung, um diesen bei Verkehrsunfällen einzusetzen. Bei 52 Flügen in dem angegebenen zeitlichen Rahmen konnten einige zum Teil schwer verletzte Unfallopfer behandelt werden, und es zeigte sich der Sinn der neuen Methode.
Allein der ADAC betreibt in Deutschland 37 Luftrettungsstationen. Insgesamt gibt es deutschlandweit über 80 Luftrettungsstandorte. Eine interaktive Karte dazu findest du hier.