In vielen Ländern gilt Rechtsverkehr, in anderen Linksverkehr. Warum ist das so? Woher stammen die Regelungen, auf welcher Seite man fährt? Ein Blick in die Geschichte.
- Warum fahren wir rechts, andere links?
- Woher stammen die Regeln?
- Wer fährt wo?
- Was du beachten solltest
In Deutschland und in den meisten europäischen Ländern fahren wir auf der rechten Seite der Straße, in Irland links. Auch in Großbritannien und anderen Staaten gilt Linksverkehr. Doch warum sind die Regeln unterschiedlich und wieso fahren wir auf der rechten Seite?
Die Ursprünge der Regelung
Vielleicht warst du schon einmal in Großbritannien oder in Irland mit dem eigenen Auto unterwegs. Wenn du von der Fähre kommst, ist die Welt eine andere. Du sitzt auf der dem Verkehr abgewandten Seite, überholen wird zum Abenteuer, Kassen an den Mautstationen oder in Parkhäusern sind für dich auf der falschen Seite. Und auch wenn du dir dort ein Auto mietest, so ist es eine Umstellung. Wie biegst du rechts ab? Die Gangschaltung wird mit der linken Hand betätigt. Nach einer Weile gewöhnst du dich daran, doch die Frage bleibt: Warum ist es hier so und dort so?
In immerhin noch 76 von 247 selbstständigen Staaten und Gebieten der Erde gilt Linksverkehr. Eine wissenschaftliche Erklärung scheint es dafür nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung nicht zu geben. Allerdings war die ursprüngliche Form des Straßenverkehrs der Linksverkehr. Laut der Seite diepresse stammt die erste Vorschrift aus China. Im Jahr 1100 vor Christus legte Zhou Li im "Buch der Riten" fest, dass Männer auf der rechten und Frauen auf der linken Seite zu gehen hatten. Eine andere Begründung ist logischer: Der Großteil der Bevölkerung war rechtshändig, das Schwert trug man dementsprechend auf der linken Seite, um dieses besser ziehen zu können. Dies war vor allem dann wichtig, wenn ein potenzieller Angreifer auf einen zukam. In den Streitwagen im alten Rom stand der Kämpfer, da Rechtshänder, auf der rechten Seite, um besser kämpfen zu können, daher fuhr man links. Auch das Absteigen vom Pferd erfolgte zumeist über die linke Seite, am linken Straßenrand war man also vor dem Verkehr besser geschützt. Vielleicht achtest du mal darauf, denn auch auf das Fahrrad oder Motorrad steigen wir meistens von links auf oder ab.
Als der Kutschenverkehr zunahm, saßen die Kutscher auf der rechten Seite. Der Grund hierfür war, dass sie, wenn sie mit der Peitsche ausholten, um die Pferde anzutreiben, nicht aus Versehen die Passagiere treffen sollten. Aus Gründen der Übersicht fuhren sie aber weiter links. Doch im Zuge der angestrebten Gleichheit verordnete Robespierre während der Französischen Revolution allen Bürgern den Rechtsverkehr, schreibt das Magazin PM. Warum er das tat, ist nicht überliefert. Diese Regelung wurde dann von Napoleon während seinen Eroberungen auf alle europäischen Länder ausgeweitet. Und dabei blieb es – fast überall. Nur Österreich-Ungarn kehrte wieder zum Linksfahrgebot zurück. 1929 fasste das österreichische Parlament den Beschluss, wieder auf die rechte Fahrbahnseite zurückzukehren, dies sollte ab 1932 gelten. Wien protestierte, würde dies doch eine teure Straßenbahnumstellung zur Folge haben. So teilte man das Land in eine Rechtsfahrzone im Westen und eine Linksfahrzone im Osten. Erst ab 1938, nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, wurde überall auf der rechten Seite gefahren, da nun die deutsche Verkehrsordnung in Kraft getreten war. Und die besagte, dass man auf der rechten Seite zu fahren habe.
Links oder Rechts: Probleme und Folgen
In Italien wechselte man 1924 von links nach rechts. Mailand bekam eine Gnadenfrist von zwei Jahren, um die Straßenbahnen umzubauen. In Schweden stellte man 1967 um. Da die Umbaukosten für Straßenbahnen als zu hoch erachtet wurden, stellte man den Straßenverkehr kurzerhand in den meisten Städten einfach ein. Kurios hingegen ist die Geschichte von Myanmar, ehemals Burma. 1948 wurde das Land von Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen, allerdings blieb der Linksverkehr. 1970 hatte der damalige Staatspräsident Ne Win einen Traum, der von seinem persönlichen Wahrsager als Zeichen für einen notwendigen Wechsel zum Rechtsverkehr gedeutet wurde, was dann auch vollzogen wurde.
Die Umstellung brachte auch Probleme mit sich. Bei den Straßenbahnen mussten die Türen auf die andere Seite, Gleise mussten neu verlegt werden, damit die Mitfahrenden wieder auf der Gehwegseite aussteigen konnten. Straßenmarkierungen wurde ersetzt. All das kostete die Länder und Städte viel Geld. Doch das größte Problem hatten die Automobilhersteller. War bis dato das Lenkrad rechts, so musste alles auf die andere Seite verlegt werden. Das ist nicht so ohne weiteres möglich, denn es genügte nicht, einfach das Lenkrad und die Pedalerie auf die andere Seite zu legen. Europäische, links gelenkte Fahrzeuge tragen auch den Auspuff links, also auf der dem Fußgänger abgewandten Seite. Das musste also umgeändert werden, ebenso wie der Tankeinfüllstutzen, der von links nach rechts wanderte.