Die Anzahl der an Depression erkrankter Menschen hat während der Corona-Pandemie weltweit spürbar zugenommen. Australische Forscher präsentieren aktuelle Studienergebnisse.
- Erkrankungen an Depression nehmen während Corona deutlich zu
- Australische Studie belegt weltweite Effekte
- Die Gründe sind vielfältig
- Vorsicht vor frühzeitigen Rückschlüssen
Bereits vor dem Ausbruch von Corona zu Beginn 2020 zählte die Depression hierzulande zu den häufigsten Krankheitsbildern psychischer Erkrankungen. Allein im Zeitraum von 2010 bis 2020 zählte die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) einen Anstieg von 82 Prozent bei den Menschen, bei denen Depressionen nicht nur einmalig, sondern in Form depressiver Episoden immer wiederkehrten. Bei einmalig auftretenden depressiven Phasen wurde ebenso ein starkes, jedoch erheblich geringeres Plus von etwa 25 Prozent festgestellt.
Corona fördert psychische Erkrankungen
Corona hat die Entwicklung von Depressionen und Angststörungen zusätzlich verschärft, wie jüngst australische Forscher der Universität von Queensland und der Universität von Washington im renommierten medizinischen Fachmagazin The Lancet veröffentlicht haben. Danach erhob man für Deutschland mit bis zu 17 Prozent noch einen vergleichsweise geringen Zuwachs. Signifikant stärker konnte der Anstieg in Mittelmeerländern wie Frankreich, Spanien und Italien nachgewiesen werden. Mit Blick auf schwere depressive Störungen waren laut Studie Frauen stärker von der Pandemie betroffen als Männer und jüngere wiederum stärker als ältere Altersgruppen.
Die Gründe für die zunehmende Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit waren im Verlauf der Pandemie vielfältig. Dazu zählten u.a.:
- Ein- und Beschränkungen des sozialen Lebens
- Lockdowns mit Schließungen u.a. von Schulen und Geschäften
- Der reale oder auch nur antizipierte Verlust der eigenen finanziellen Lebensgrundlage
- Der teilweise und andauernde Einbruch der Wirtschaft (Verlust von Arbeit)
- Hinzu kamen nicht mehr nachvollziehbare und inkonsistente Regeländerungen hinsichtlich der COVID-19 Schutzmaßnahmen seitens politischer Entscheider.
Die Gründe sind vielfältig
Die Forscher der australischen Studie weisen explizit darauf hin, dass es ihres Wissens die erste Studie sei, welche "systematisch Daten aus Umfragen zur psychischen Gesundheit der Bevölkerung identifiziert und analysiert und die daraus resultierenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Prävalenz dieser beiden Störungen nach Ort, Alter und Geschlecht im Jahr 2020 quantifiziert." Weil speziell aus Ländern mit eher niedrigen und mittleren Einkommen noch wichtige Daten fehlen würden, seien zwecks Validierung der bisherigen Ergebnisse weitere Studien notwendig.
Jedoch zeigten bereits frühere Studienergebnisse, dass sogenannte "Populationsschocks" die Rate von Depression und Angststörungen erhöhen können. So wiesen mehrere Studien im Kontext der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 den Anstieg "häufiger psychischer Störungen in der Allgemeinbevölkerung" nach. Teilnehmer dieser Studien, welche krisenbedingt "von ernsthaften wirtschaftlichen Schwierigkeiten" betroffen waren, seien in Hinblick auf die Entwicklung einer depressiven Episode auch am stärksten gefährdet gewesen.