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Selb: Porzellanhersteller Rosenthal beschließt massiven Stellenabbau


Autor: Ralf Welz, Erik Jasper

Selb, Mittwoch, 27. März 2024

Der oberfränkische Porzellanhersteller Rosenthal hat einen empfindlichen Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt. Mit den Kosteneinsparungen will der 1879 gegründete Betrieb seine Zukunft sichern.
Die Hauptverwaltung der Rosenthal GmbH in Selb: Der Hersteller von Porzellan, Glas und Keramik und anderen Haushaltswaren trennt sich von knapp 100 Beschäftigten.


Die Herstellung von Konsum- und Produktionsgütern stellt viele Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Auch die in Oberfranken beheimatete Industrie hat gegenwärtig keinen leichten Stand. Die Firma Aro Leichtmetallbau aus dem Kreis Lichtenfels hat unlängst Insolvenz angemeldet. Schumacher Packaging aus dem Raum Coburg hat für Hunderte Mitarbeiter Kurzarbeit angeordnet. Nun lässt auch der bekannte Porzellanhersteller Rosenthal aus dem Fichtelgebirge mit einer Maßnahme aufhorchen.

Das Traditionsunternehmen mit Sitz in Selb (Landkreis Wunsiedel) plant einen weitreichenden Stellenabbau. Dabei geht es um fast 15 Prozent der gesamten Belegschaft. "Von den Maßnahmen betroffen sind insgesamt knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich über das Headquarter in Selb sowie die beiden Werke am Rothbühl und Speichersdorf verteilen", teilt Unternehmenssprecherin Sandra Viertauer inFranken.de mit. 

Porzellanhersteller Rosenthal streicht knapp 100 Arbeitsplätze in Selb und Speichersdorf

Laut Firmenangaben hat Rosenthal insgesamt knapp 700 Beschäftigte. Davon arbeiteten rund zwei Drittel in den Werken am Rothbühl in Selb und in Speichersdorf sowie im Zentrallager. Rund ein Drittel sei in der Hauptverwaltung und in den Shops des Porzellan- und Interior-Spezialisten tätig. Wo genau der geplante Abbau von fast 100 Arbeitsplätzen stattfinden soll, ist gegenwärtig noch unklar.

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"Welche Abteilungen betroffen sind, dazu können wir momentan keine weiteren Auskünfte erteilen, da sich Rosenthal in den nächsten Monaten in einem Restrukturierungsprozess befindet und bestimmte Prozesse eingehalten werden müssen", erklärt Viertauer. Eine klarere Ansage gibt es zum vorgesehenen Zeitpunkt der Stellenkürzungen. "Die Unternehmensleitung hat einen Zeitraum bis zum 30.06.2024 vorgesehen, um erste Ergebnisse aus den Verhandlungen mit dem Betriebsrat ins Geschäftsjahr einfließen lassen zu können", berichtet die Sprecherin.

Im Industriebereich verlegen Unternehmen Teile ihrer Wertschöpfung mitunter ins Ausland - ist dies auch für das geschichtsträchtige Unternehmen aus Oberfranken ein denkbares Szenario? Wie es mit den beiden oberfränkischen Werken weitergeht, ist momentan augenscheinlich offen. "Dazu können wir zum jetzigen Zeitpunkt leider keine gültige Aussage treffen", hält Viertauer fest. "Nach unserem jetzigen Kenntnisstand wird Rosenthal jedoch weiterhin in Deutschland produzieren."

Schwierige Marktsituation: Inflation, Kriege und hohe Gaspreise "nur einige der Faktoren"

Rosenthal hatte bereits in der Vergangenheit teils mit Problemen zu kämpfen. Der 1879 in Oberfranken gegründete Porzellanhersteller ist seit  2009 Teil der Arcturus Gruppe. Seit der Übernahme hätten sich die Arbeitskosten um 30 Prozent erhöht, schilderte der damalige Rosenthal-Chef Pierluigi Coppo Ende 2019 in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Die Mehrkosten seien in der Folge auf den Verkaufspreis der Produkte aufgeschlagen worden. 

In den vergangenen Jahren machten sich im Unternehmen laut Angaben der Rosenthal-Sprecherin derweil weitere Entwicklungen bemerkbar. "Die Inflation, die anhaltenden Kriege und hohe Gaspreise sind nur einige der Faktoren, die die Marktsituation für die Firma Rosenthal schwierig machen", schildert Viertauer inFranken.de. Während viele Kosten stiegen, seien die allgemeinen Konsumausgaben in der Welt und insbesondere in Deutschland niedrig.

"Bereits im vergangenen Quartal wurden Kosten eingespart", berichtet die Sprecherin. Die Ergebnisse hätten jedoch angesichts der "weiterhin angespannten Marktsituation" und den Prognosen für 2024 nicht ausgereicht. "Daher sehen die Unternehmensleitung und die Betriebsräte die Notwendigkeit, mit weiteren Maßnahmen in einer zweiten Phase zu reagieren, um weitere Kosteneinsparungen zu erzielen und die Zukunft des Unternehmens zu sichern."

Drohen in Zukunft weitere Stellenstreichungen bei Rosenthal?

Um die Leistungsfähigkeit des Betriebs auch fortan garantieren zu können, arbeite man "intensiv" daran, alternative Lösungen zu finden.

Eine erneute Reduktion der Mitarbeiterzahl ist aber anscheinend nicht ausgeschlossen. "Dazu können wir momentan keine Aussage treffen", antwortet die Unternehmenssprecherin auf die Frage, ob bei Rosenthal in Zukunft weitere Stellenstreichungen drohen.

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