Mit 90 km/h durch Selb: Fahrer (21) zeigt Reue nach tödlichem Unfall
Autor: Sebastian Ruska, Agentur dpa
Selb, Mittwoch, 01. Juli 2020
Der tödliche Unfall, der sich im Februar in Selb (Landkreis Wunsiedel) ereignet hatte, erschütterte ganz Franken. Ein damals 20-Jähriger hatte wohl mit seiner Geschwindigkeit protzen wollen - und fuhr dabei einen Fußgänger (19) tot. Nun muss sich der Fahrer vor dem Landgericht Hof verantworten. Der Vorwurf: Mord.
Starke Motoren, Geschwindigkeitsrausch und Imponiergehabe: Mit bis zu 90 Kilometern pro Stunde soll ein damals 20-jähriger Mann im Februar dieses Jahres durch das Zentrum der oberfränkischen Stadt Selb gerast sein. Er erfasste dabei einen 19-jährigen Berufsschüler, für den jede Hilfe zu spät kam.
Beim Prozessauftakt am Dienstag (15. September 2020) vor dem Landgericht in Hof zeigte sich der inzwischen 21 Jahre alte Deutsche reuig. Mit gesengtem Kopf starrte er auf den Tisch, wischte sich mit einem Taschentuch Tränen von den Augen, als der Staatsanwalt die Anklage verlas.
Todesfahrer von Selb vor Gericht: "Ich bedauere unendlich, dass dieser Unfall passiert ist"
"Ich bedauere unendlich, dass dieser Unfall passiert ist", sagte er und bat die Familie um Verzeihung. Vier Angehörige des Opfers saßen als Nebenkläger im Gerichtssaal, alle in Schwarz gekleidet.
Durch den Zusammenstoß wurde der 19-Jährige etwa vier Meter hoch und 30 Meter weit in die Luft geschleudert, bis er auf das Metallschild einer Firma stürzte. Einsatzkräfte versuchten, ihn zu reanimieren - vergeblich. Etwa zwei Dutzend Menschen, darunter Ersthelfer und Zeugen, mussten nach dem Unfall psychologisch betreut werden.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Fahrer vor, durch sein Rasen den Tod des Schülers billigend in Kauf genommen zu haben. Ermittlungen ergaben zudem Hinweise auf ein illegales Autorennen. Das Rennen war laut Anklage vorbei, als sich der Mann erneut entschloss, an einer Gruppe Berufsschüler vorbeizurasen. Vermutlich wollte er mit seiner riskanten Fahrweise den jungen Leuten imponieren, hieß es in der Anklageschrift.
Angeklagter bestreitet Autorennen
Der Angeklagte bestreitet ein Autorennen.
Er sei wohl zu schnell gefahren, wollte ausweichen, habe es aber nicht geschafft. "Ich kann mir nicht vorstellen, jemals wieder ein Auto zu steuern", sagte er.