Druckartikel: ABM Greiffenberger plant großen Stellenabbau - IG Metall warnt vor unliebsamen Folgen

ABM Greiffenberger plant großen Stellenabbau - IG Metall warnt vor unliebsamen Folgen


Autor: Ralf Welz

Marktredwitz, Freitag, 09. August 2024

Die oberfränkische Firma ABM Greiffenberger zieht die Reißleine: Rund hundert Beschäftigte müssen gehen. Die IG Metall warnt vor einem "Personalabbau um jeden Preis" - und meldet sich mit einem Gegenvorschlag zu Wort.
"Was nützt es, weniger Kolleginnen und Kollegen an Bord zu haben, wenn das Unternehmen dann droht, in seinen Abläufen blockiert zu sein?", meint ABM-Betriebsratschef Jan Tröger.


Die Firma ABM Greiffenberger mit Sitz im oberfränkischen Wunsiedel sieht sich gezwungen, ihre Ausgaben drastisch zu reduzieren. Das Unternehmen, das seit fast einem Jahrhundert besteht, steht vor umfassenden Stellenstreichungen. In Marktredwitz müssen etwa hundert Angestellte das Unternehmen verlassen, wie eine Firmensprecherin inFranken.de bestätigte.

Aufseiten der Arbeitnehmervertreter sorgt die Maßnahme derweil für Unverständnis. "Mit der Ankündigung eines massiven Personalabbaus macht es sich die aktuelle Geschäftsführung zu einfach", moniert die IG Metall Ostoberfranken. Die Gewerkschaft beklagt ein fehlendes nachhaltiges wirtschaftliches Konzept für den Industriestandort in Marktredwitz.

ABM Greiffenberger: IG Metall äußert sich zu angekündigten Stellenabbau

Das 1927 gegründete Unternehmen bietet maßgeschneiderte Antriebslösungen für Maschinen, Anlagen und mobile Geräte an. Zu den Produkten der ABM Greiffenberger Antriebstechnik GmbH zählen unter anderem Motoren, Getriebe und Frequenzumrichter. Laut Geschäftsführer Torsten Müllner gibt es in Marktredwitz seit Längerem eine Überbesetzung an Beschäftigten. In der Folge komme es im Vergleich mit Konkurrenten zu übermäßigen Ausgaben. Um den Standort zu sichern, sei es daher unabdingbar, entsprechende Schritte einzuleiten. 

Video:




Stefan Winnerlein, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Ostoberfranken, äußerte sich zum angekündigten Personalabbau durch die Geschäftsführung bei ABM. Er betonte, dass "Personalkapazität und Auftragslage zusammenpassen müssen, das ist völlig klar." Die Medaille habe jedoch zwei Seiten. Anstatt Mitarbeiter abzubauen, solle die Auslastung erhöht werden. "ABM braucht aus meiner Sicht mehr Aufträge, dann müsste auch niemand Angst um seinen Arbeitsplatz haben", wird Winnerlein in der Verlautbarung der IG Metall zitiert. 

Die Zielsetzung sei sicherlich kein leichtes Unterfangen - "ein Aufhebungsangebot zu verdauen, fällt aber auch niemandem leicht", gibt der Funktionär zu bedenken. Winnerlein bezieht indessen auch zum seit 2017 gültigen Investitionstarifvertrag Stellung. "Der Investitionstarifvertrag ist bei ABM der Jüngste einer Reihe von Tarifvereinbarungen dieser Art." Ohne die jahrelangen finanziellen Beiträge der Beschäftigten für den Erhalt, für Investitionen und zur Weiterentwicklung des Standortes hätte es das Unternehmen wahrscheinlich bereits 2016 - in dem Jahr, in dem die Übernahme durch die Senata Holding stattfand - nicht mehr gegeben, ist sich Winnerlein sicher.

Betriebsratsvorsitzender: "Wer möchte momentan schon sein Kind bei uns in die Ausbildung schicken?"

Gewerkschafter Jan Tröger, der seit 26 Jahren bei ABM Greiffenberger arbeitet und das Amt des Betriebsratsvorsitzenden seit sechs Jahren innehat, kennt den Betrieb und seine Kollegen laut IG Metall sehr gut. Er sieht die personalpolitischen Herausforderungen für ABM vor allem in der Zukunft. "Nachwuchs zu bekommen, fällt uns aktuell extrem schwer - logisch, wer möchte momentan schon sein Kind bei uns in die Ausbildung schicken?", wird Tröger zitiert.

Zunächst müsse man sich wieder stabiler aufstellen. Danach sei eine Lehre bei der Firma Greifenberger durchaus eine Empfehlung wert, da die Ausbildungswerkstatt "wirklich gut aufgestellt und professionell besetzt" sei. Personalabbau um jeden Preis mache aus Sicht von Tröger keinen Sinn. Jeder Abgang sollte gut abgewogen werden. Es müsse stets gewährleistet sein, dass Abläufe noch funktionieren und dass vorhandenes Wissen nicht verloren geht. "Was nützt es, weniger Kolleginnen und Kollegen an Bord zu haben, wenn das Unternehmen dann droht, in seinen Abläufen blockiert zu sein?!"

Für Betriebsrat und die örtliche IG Metall stehe die Region Oberfranken und das Fichtelgebirge hoch im Kurs - gerade bei jungen Familien, die aus der Stadt kommen und sich nach einem Leben im Grünen sehnen. "Bei uns gibt es genauso viele Fachkräfte wie anderswo. Dazu muss man nicht in Großstädten auf die Suche gehen", meint Winnerlein. Tröger sieht dies ähnlich: "Speziell die letzten Neuzugänge bei ABM im Management, in der zweiten Führungsebene oder im Fachbereich beweisen das. Unser CFO stammt aus Selb, unsere Personalleitung aus Bayreuth. Darüber hinaus gibt es Kollegen und Kolleginnen aus Arzberg, Wunsiedel und Kulmain, die kürzlich ihren Weg zu uns gefunden haben."

Werk in Marktredwitz: IG Metall spricht von "wichtigem Industriestandort" für die Region

Für Jan Tröger und Stefan Winnerlein steht fest, dass der für die Region "wichtige Industriestandort" von ABM Greiffenberger in Marktredwitz für die Zukunft erhalten bleiben muss. Aus diesem Grund fordere die IG Metall und der Betriebsrat unter anderem die objektive Überprüfung der hauseigenen Gießerei. "Dies muss dann natürlich unter den identischen Konditionen getan werden, wie man sie auch einem externen Lieferanten zugestehen würde."

Tröger betonte, dass nicht allein der Preis darüber entscheiden sollte, wo etwas produziert wird, sondern auch Kriterien wie Qualität und Liefertreue. "Bei Eigenfertigung kann schneller und flexibler auf Wünsche und Termine der Kunden reagiert werden." Um weiterhin im hart umkämpften Arbeitsmarkt Arbeits- und Fachkräfte halten und neue gewinnen zu können, müsse ABM wieder als vertrauenswürdiger Arbeitgeber in der Region wahrgenommen werden, der im Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie zu Hause sei. Das Unternehmen solle ein "Aushängeschild für gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne" sein.

Weitere Nachrichten aus Wunsiedel und Umgebung gibt es in unserem Lokalressort. 

Ein Redakteur hat diesen Artikel unter der teilweisen Verwendung eines KI-Sprachmodells verfasst und/oder optimiert. Sämtliche Informationen wurden sorgfältig geprüft.