Würzburger Kita droht Schließung - Stadt nennt Träger-Vorgehen "befremdlich"

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Würzburger Kindergarten droht Schließung: Stadt weist Kritik von Träger zurück
Muss der Kindergarten Stift Haug in der Würzburger Innenstadt nach knapp 50 Jahren zumachen? Der Träger fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen ...
Kindergarten, Kita, Kinder, Erzieherin (Symbolbild)
Colourbox (Symbolbild)

Einer Würzburger Kita droht laut dem Träger die Schließung. Der Vorstand erhebt diesbezüglich schwere Vorwürfe gegen die Stadt. Dort setzt man sich entschieden zur Wehr. "Das Vorgehen des Trägers ist befremdlich", betont ein Sprecher.

In Würzburg sorgt das mögliche Aus eines Kindergartens für viel Aufregung. Wie der Träger der Einrichtung, der ElisabethenHeim Würzburg e.V., in einer Pressemitteilung berichtet, droht dem Kindergarten Stift Haug in der Heinestraße nach fast einem halben Jahrhundert die Schließung. Betroffen sind demnach 74 Kinder und ihre Familien. "Wir bedauern dies als Träger sehr, da es für die betroffenen Familien schwer sein wird, einen Platz zu finden", erklärt Simon Kuttenkeuler, der geschäftsführende Vorstand des Vereins. "Leider liegt es nicht in unserer Macht, dies zu ändern - hier wäre insbesondere die Stadt am Zuge." 

Nach Angaben des Trägers fehlen in Würzburg aktuell mehrere Hundert Betreuungsplätze - "trotzdem droht dem Kindergarten Stift Haug, der in einem Gebäude der Kirchenstiftung untergebracht ist, die Schließung mangels finanzieller Unterstützung durch die Stadt Würzburg", heißt es in der am Dienstagabend (6. Februar 2024) veröffentlichten Mitteilung. Zuvor hatte der Vorstand augenfällig die Eltern der Kindergartenkinder über die prekäre Situation informiert. Die Stadt zeigt sich derweil irritiert vom Handeln des Trägers und spricht von einem "befremdlichen Vorgehen".

Muss Würzburger Kindergarten nach knapp 50 Jahren schließen - Träger mit schweren Vorwürfen gegen Stadt

Laut Angaben des ElisabethenHeim Würzburg e.V. wird die Betreuungseinrichtung inmitten der Innenstadt seit 1976 betrieben. Anfangs als zwei Gruppen umfassender Kindergarten - später erfolgte demnach die Erweiterung um eine zweigruppige Kinderkrippe. Ohne ausreichende finanzielle Unterstützung durch die Stadt Würzburg werde man die Einrichtung zum Ende des Kindergartenjahres, sprich 31. August, schließen, kündigen die Verantwortlichen an. "Hintergrund dieser Tragödie für die betroffenen Familien ist folgender: Die Kirchenstiftung Stift Haug hat den Mietvertrag zum 31.08.2024 gekündigt und bietet eine Vertragsverlängerung nur in Verbindung mit einer entsprechenden monatlichen Mietzahlung an", heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Das Problem: "Der Betrieb der Kindertagesstätte war bisher nur finanzierbar, da keine Miete erhoben wurde." Der Trägerverein des Kindergartens könne "diese enormen Kosten" aus eigener Kraft nicht aufbringen und sehe sich daher gezwungen, den Kindergartenbetrieb einzustellen. Wie hoch die künftigen Mietkosten sind, geht aus dem Schreiben nicht hervor. Von der Stadt fühlt man sich gleichwohl im Stich gelassen. "Obgleich das Grundstück und das Gebäude von der Kirchenstiftung Stift Haug bisher ohne Entgelt von Seiten der Kirchen zur Verfügung gestellt wurden, was sich die Kirchenstiftung nach fast 50 Jahren nun nicht mehr leisten kann, lehnt die Stadt Würzburg eine finanzielle Unterstützung für eine entsprechende Mietzahlung ab", beklagt der Träger. 

"Wir haben uns intensiv um eine Lösung bemüht, denn die Familien unserer Kinder sind auf die Betreuungsplätze angewiesen", wird ElisabethenHeim-Vorstand Simon Kuttenkeuler in der Mitteilung zitiert. Die Ankündigung der Schließung sei ein schwerer Schritt, den man haben vermeiden wolle. "Wir sind enttäuscht, dass freie, gemeinnützige Träger von Seiten der Stadt Würzburg so wenig Unterstützung erhalten und Prioritäten an anderer Stelle gesetzt werden", kritisiert Kuttenkeuler. Es sei eine kommunale Pflichtaufgabe, Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen und auch die entsprechenden Räumlichkeiten mitzufinanzieren. "Mit dem Wegfall dieser Plätze verschärft sich die ohnehin angespannte Betreuungssituation in Würzburg weiter, obwohl seit 2013 ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz besteht", erklärt Kuttenkeuler. 

Stadt Würzburg weist Anschuldigen von sich - Sprecher kritisiert Vorgehen von Träger

Aufseiten der Stadt Würzburg reagiert man derweil überrascht auf die harschen Vorwürfe. Von dem Schreiben an die Eltern durch den Vorstand des ElisabethenHeim e.V. habe die Stadt erst durch Presseanfragen und Anrufe von besorgten Eltern erfahren. "Selbstverständlich wird die Stadt Würzburg, wie in ähnlichen Fällen in der Vergangenheit, auch für diese Situation den Eltern eine Lösung anbieten", teilt ein Sprecher am Mittwochnachmittag (7. Februar 2024) inFranken.de mit. An der Verfahrensweise der Vereinsoberen übt er zugleich deutliche Kritik.

"Das Vorgehen des Trägers ist befremdlich und so weder mit der Stadt Würzburg noch mit dem Referat Katholische Kindertageseinrichtungen und Kinderhilfe des Diözesancaritasverbandes abgesprochen", betont der Stadtsprecher. Er vermisst ferner exakte Daten in der vorliegenden Sache. "Auch liegen der Stadt Würzburg bis heute keine konkreten Zahlen vor, wie hoch das Defizit der Einrichtung ist und wie hoch die Unterstützung durch die Stadt Würzburg sein soll", moniert er.

Weitere Ausführungen zum Sachverhalt sollen nun im Rahmen der Stadtratssitzung am Donnerstag (8. Februar 2024) folgen. Der Rottendorfer Modehändler S. Oliver hatte indessen Ende vergangen Jahres einen Stellenabbau angekündigt. In einer Bilanz von 2022 wird ein Verlust im dreistelligen Millionenbereich ersichtlich. Das Unternehmen äußert sich jetzt zu Ursachen und Plänen. Weitere Nachrichten aus Würzburg und Umgebung gibt es in unserem Lokalressort.