Schwedische Königin soll erstes "Childhood-Haus" in Franken eröffnen - "unbedingt erforderlich"

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Würzburg: Schwedische Königin soll erstes "Childhood-Haus" Frankens eröffnen - "unbedingt erforderlich"
Schwedens Königin Silvia hat bereits mehrere Childhood-Häuser in Deutschland eröffnet. In Würzburg gelangt das Konzept nun in Stadtrat und Kreistag.
Würzburg:  Schwedische Königin soll erstes "Childhood-Haus" Frankens eröffnen - "unbedingt erforderlich"
Silas Stein (dpa) Archivbild 2019

Entsteht bald das erste "Childhood-Haus" Frankens? Das fordert unter anderem der Direktor der Würzburger Kinderklinik. In den von Königin Silvia von Schweden ins Leben gerufenen Häusern erhalten missbrauchte Kinder Hilfe.

Die Idee für Childhood-Häuser stammt aus Schweden, wie die Stadt Würzburg in einer Pressemitteilung erklärt. Im Fall sexualisierter beziehungsweise körperlicher Gewalt an Kindern und Jugendlichen sollen hier die Belastungen für die Opfer minimiert werden, indem alle Institutionen und Disziplinen zu den Kindern kommen, von der Erstversorgung der minderjährigen Opfer bis zu ihrer Vernehmung über Videotechnik. 

Königin Silvia von Schweden hatte Mitte Juni das erste Childhood-Haus Bayerns in München eröffnet. Gehe es nach dem Wunsch von Stadt und Landkreis Würzburg, soll Würzburg das zweite Childhood-Haus Bayerns erhalten, so die Stadt. Das Thema Childhood sei für die Region nicht neu. Bereits 2015 habe die schwedische Königin die Fachtagung und Fund-Raising-Veranstaltung der "World Childhood Foundation" in Würzburg eröffnet. Professor Christoph Härtel, Direktor der Würzburger Kinderklinik stellte jetzt im Interkommunalen Ausschuss stadt.land.wü. im Ratssaal der Stadt das Konzept der Childhood-Häuser in erster Lesung vor. Das Konzept werde in den kommenden Monaten in die politischen Entscheidungsprozesse in Stadtrat und Kreistag gehen. 

Childhood-Häuser in Franken: Würzburg erwägt erste Eröffnung  - Kinder werden nicht erneut mit grausamer Gewalt konfrontiert

Childhood-Häuser seien im Gegensatz zu Frauenhäusern keine Unterkunft, sondern ein kinderfreundliches und geschütztes Umfeld, in dem Kinder und Jugendliche untersucht und befragt werden können. "Damit kann die ständige Retraumatisierung bei sich wiederholenden Befragungen vermieden werden", wird Härtel zitiert. Medizin, Psychologie, Jugendamt, Polizei und Justiz - alle beteiligten Stellen in der Aufarbeitung von Missbrauchs- und Misshandlungsfällen kämen in einem Childhood-Haus zu den Betroffenen und nicht umgekehrt. Somit müssten die Minderjährigen mit Gewalterfahrung nicht noch weitere Male mit der erlebten Gewalt konfrontiert werden, heißt es zum Hintergrund.

Auch da Missbrauchsfälle meist in privatem Bereich passierten, werde das Childhood-Haus als ein "Quantensprung für den Kinderschutz" angesehen, wie es Monika Kraft, stellvertretende Leiterin des städtischen Fachbereichs Jugend und Familie, formuliert. Härtel halte es in der Region für "unbedingt erforderlich". Sollten Stadt und Landkreis Würzburg ein Childhood-Haus etablieren, würde es im Deutschen Zentrum für Präventionsforschung und psychische Gesundheit der Uniklinik Würzburg integriert werden, informiert die Stadt weiter. Das übergreifende Management der Fälle solle über die Allgemeinen Sozialdienste ASD von Stadt und Landkreis personell abgedeckt werden, die ohnehin eine 24/7-Bereitschaft unterhielten.

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Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) erwähnte hierbei die Synergieeffekte, die ineinandergriffen, und die daraus resultierenden unbürokratischen, schnellen Hilfen für die betroffenen Familien. Laut dem "European report on preventing child maltreatment" der WHO seien in Europa 18 Millionen Kinder von sexuellem Missbrauch betroffen, von körperlicher Misshandlung 44 Millionen und von psychischer Gewalt 55 Millionen. Die Dunkelziffer liege bei allen Misshandlungsfällen bei 90 Prozent, heißt es zudem in der Pressemitteilung. Das bedeute: In jeder Schulklasse säßen etwa zwei betroffene Kinder, die ihr Leben lang mit den Folgen der Gewalt zu kämpfen haben, so die Stadt Würzburg zum Schluss.