Würzburg: Landrat sendet dramatischen Hilferuf - "gesamtes Asyl-System läuft über"
Autor: Ralf Welz
Würzburg, Mittwoch, 10. Mai 2023
Im Raum Würzburg spitzt sich die Flüchtlingskrise immer weiter zu. "Wir sind kurz vorm Limit", betont Landrat Thomas Eberth (CSU). Er fordert die Bundesregierung auf, die Sorgen der Kommunen ernstzunehmen.
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In vielen Regionen wird die Unterbringungen von Geflüchteten sowie von Asylbewerbern und Asylbewerberinnen zunehmend zum Problem. Der nicht nachlassende Zustrom von Menschen aus Krisengebieten stellt die Kommunen vor gewaltige Herausforderungen. Vor dem Flüchtlingsgipfel von Bund und Ländern am Mittwoch (10. Mai 2023) in Berlin werden die Forderungen vielerorts immer lauter. Auch in der Würzburger Region befinden sich die Behörden an der Belastungsgrenze. "Der Landkreis Würzburg ist fast am Limit bei der Unterbringung von Geflüchteten und an Integration ist gar nicht zu denken", betont Landrat Thomas Eberth (CSU) im Vorfeld des Treffens von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und den Ministerpräsidenten.
Wohnraum für Flüchtlinge im Raum Würzburg wird knapp - Landrat appelliert an Bundesregierung
Der Würzburger Landrat nimmt diesbezüglich die Ampel-Koalition in die Pflicht. "Wir brauchen dringend eine europäische Verteilung und damit eine Begrenzung der Flüchtlingszahlen und das liegt allein in der Verantwortung der Bundesregierung", wird Eberth in einer Pressemitteilung des Würzburger Landratsamts zitiert. "Der Ukraine-Krieg hat die Wohnraumsituation seit Februar 2022 nochmals verschärft und Unterkünfte werden knapp" berichtet die Behörde.
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Wie in vielen anderen Kommunen seien geeignete Unterbringungsmöglichkeiten auch im Raum Würzburg Mangelware. Laut Angaben des Landratsamts bestehen im Landkreis aktuell bereits 41 dezentrale Unterkünfte in 26 der 52 Landkreisgemeinden. Demnach leben dort derzeit insgesamt 828 Menschen. Dazu kämen vier staatliche Gemeinschaftsunterkünfte (GU) in Aub, Giebelstadt und zwei in Ochsenfurt mit insgesamt 261 Bewohnern sowie zwei Notunterkünfte in Rottendorf (61 Bewohner) und Unterpleichfeld (noch nicht belegt).
"Insgesamt organisiert der Landkreis Würzburg derzeit die Unterbringung von rund 900 Personen in Eigenregie", erklärt das Landratsamt. Davon kommen demzufolge 300 Menschen aus der Ukraine, 287 aus Afghanistan, 218 aus Syrien und 112 aus Somalia sowie weitere 233 Menschen aus sonstigen Herkunftsländern.
"Immer schwieriger, neue Unterkünfte zu finden": Landkreis stößt zunehmend an seine Grenzen
Der Behörde zufolge leben darüber gegenwärtig 2488 aus der Ukraine geflohene Menschen in der Region. Diese seien zum großen Teil in privaten Wohnungen untergebracht. Der Dank des Landrats gilt diesbezüglich der Bevölkerung. "Das Engagement der Menschen für die geflohenen Ukrainerinnen und Ukrainer war herzzerreißend", konstatiert Eberth, "ohne dieses hätten wir die Herausforderung nicht meistern können." Doch inzwischen stoße man in der Region an seine Grenzen.
"Nun wird es aber immer schwieriger, neue Unterkünfte zu finden, die der Landkreis als dezentrale Unterkunft einrichten kann. Dabei werden uns von der Regierung von Unterfranken stetig Neuzugänge zugewiesen", schildert der CSU-Politiker die angespannte Situation vor Ort. Wie viele Geflüchtete in einer Region aufgenommen werden, ist vorab gesetzlich geregelt. Die Quoten orientieren sich dabei am sogenannten Königsteiner Schlüssel. Auch im Landkreis Kulmbach wurde die dezentrale Unterbringung zuletzt zunehmend zum Problem.