Stadt der Hundertjährigen: Hier in Franken werden die Menschen so alt wie sonst nirgendwo
Autor: Agentur dpa
Würzburg, Sonntag, 29. Dezember 2024
Die Frage, wie gesund Frankenwein und Schäufele sind, beantwortet die Statistik nicht. Auch nicht, warum Würzburg beim Anteil der über 100-Jährigen heraussticht. Eine Spurensuche.
Mediterranes Klima, Frankenwein in Hülle und Fülle, eine liebliche Landschaft zum Spazierengehen, ein vielfältiges Angebot an Gesundheitseinrichtungen: Hat Würzburg beste Voraussetzungen für ein langes und erfülltes Leben?
Ein Blick in die Daten des Statistischen Bundesamtes auf der Grundlage neuer Zensus-Erkenntnisse legt dies nahe. "Würzburg ist anteilig betrachtet mit 4,6 Personen pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner die Stadt mit den meisten über 100-Jährigen", berichtet eine Sprecherin der Behörde mit Sitz in Wiesbaden. Genau 60 Menschen jenseits der 100 waren zum Stichtag am 15. Mai 2022 erfasst - bei etwa 131.000 Bürgern. Laut dem Zensus 2011 gab es in der Mainstadt lediglich 42 Menschen Ü100, bei rund 124.000 Einwohnern.
Rosenheim in Bayern auf letztem Platz
In Rosenheim am anderen Ende Bayerns lebte 2022 dagegen ein Anteil von nur 0,8 Personen je 10.000 Einwohner über 100: Die Stadt, die gut 63.000 Bürger hat, liegt der Statistik nach mit genau 5 Menschen älter als 100 Jahre im Ranking der kreisfreien Städte hinten.
Im Vergleich der Bundesländer landet das Flächenland Bayern bei der Anzahl der über 100-Jährigen ebenso auf dem letzten Platz. Auf 10.000 Einwohner kommen nur 1,7 Menschen, die das biblische Alter erreicht haben - in Zahlen waren das am Stichtag 2.278 Männer und Frauen. Der Stadtstaat Hamburg liegt mit 450 Menschen (2,5 Personen je 10.000 Einwohner) im Länderranking vorn.
Der Zensus liefert Daten, die für Kommunen wichtig sind, etwa weil die Einwohnerzahlen bei der Verteilung der Mittel des kommunalen Finanzausgleichs eine Rolle spielen. Für den jüngsten Zensus wurden Daten, die in der Verwaltung ohnehin vorliegen, etwa beim Einwohnermeldeamt, durch die Erhebung aktueller Informationen ergänzt. Rund 100.000 Interviewer befragten bundesweit dafür zufällig ausgewählte Menschen am Wohnort. Eine zweite Befragung betraf den Gebäudebestand und die Wohnsituation in Deutschland und lief schriftlich ab.
Suche nach 100-Jährigen erschwert
Da der Zensus auf den Melderegistern aufbaut, wird im Zensus die Existenz und Wohnadresse nochmals bestätigt. Damit sind die Zensus-Ergebnisse für die demografische Angabe die verlässlichste Quelle. "Die zum Zensus-Stichtag am 15. Mai 2022 festgestellten Personen, die 100 Jahre oder älter sind, machen in Deutschland nur etwa 0,02 Prozent der Bevölkerung aus", erklärt eine Referentin des Statistischen Landesamtes in Fürth. Das bedeute, dass es in vielen Regionen, insbesondere in kleineren, nur wenige betroffene Personen gebe.
"Wenn die betrachtete Einheit relativ klein ist, ist der Anteil des Merkmals in dieser kleineren Gruppe besonders anfällig für zufällige Schwankungen." Sprich: Schon eine kleine Änderung in der Zahl der Betroffenen könne den Anteil der Personen deutlich beeinflussen. Daher lasse es sich auch nicht mit Sicherheit sagen, wo in Deutschland die Menschen besonders alt werden. Der Anteil der 100-Jährigen zeige lediglich, "wo gemessen an der Gesamtbevölkerung anteilig die meisten Menschen in dieser Kategorie leben", erläutert die Expertin.