Brose-Werk in Würzburg: Gewerkschafter stellt brisante Frage
Autor: Ralf Welz
Würzburg, Dienstag, 15. April 2025
Wird der Brose-Standort in Würzburg tatsächlich geschlossen? Der Vorsitzende der IG Metall vor Ort hebt hervor, dass dieses Werk ein einzigartiges Merkmal besitzt. Deshalb stellt der Gewerkschafter die brisante Frage: "Soll hier ein Zeichen gesetzt werden?"
Der Brose-Standort in Würzburg steht aktuell unter erheblichem Druck. Die Unternehmensleitung prüft eine mögliche Schließung, was rund 1400 Arbeitsplätze gefährden könnte. Als Gründe nennt der in Coburg beheimatetet Automobilzulieferer unter anderem Managementfehler, hohe Kosten und eine rückläufige Auftragslage, die den Standort wirtschaftlich untragbar machen könnten.
Die Belegschaft und die IG Metall haben in der jüngeren Vergangenheit bereits Protestaktionen und Unterschriftenkampagnen gestartet, um das unterfränkische Werk zu retten. Vonseiten der Gewerkschaft hagelt es nun erneut Kritik in Richtung der Brose-Geschäftsführung. "Würzburg ist kein Sanierungsfall - sondern ein Standort mit Zukunft", betont Norbert Zirnsak, Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg.
Würzburger Brose-Werk in Gefahr - IG Metall zeigt Unverständnis - "seit Jahren solide Arbeit"
Die wirtschaftliche Lage von Brose ist angespannt. Neben der infrage kommenden Schließung des Würzburger Werks sind auch an anderen Standorten in Franken Stellenstreichungen geplant. Insgesamt sollen bis Ende 2025 rund 520 Arbeitsplätze in Franken abgebaut werden, darunter etwa 120 in Würzburg. Die IG Metall kritisiert die Unsicherheit und fordert nachhaltige Investitionen in den Standort.
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"1400 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, obwohl die Belegschaft seit Jahren solide Arbeit abliefert", moniert die IG Metall in ihrer am Donnerstag (10. April 2025) veröffentlichten Pressemitteilung. Für das zurückliegende Geschäftsjahr erwartet die Brose-Gruppe inzwischen einen gravierenden Verlust von über 100 Millionen Euro - doch ausgerechnet die Fertigung in Würzburg lieferte laut Gewerkschaftsanagben zuletzt ein Plus. Von Unternehmensseite heiße es trotzdem, dass der Standort "insgesamt nicht rentabel" sei, so die IG Metall. Dies sei eine Formulierung, die in der Region für Empörung sorge.
"Das Brose-Werk Würzburg erzielt weiterhin ein bedeutendes zweistelliges Millionenergebnis", wird Yves Weinberger, der Vorsitzende des Würzburger Brose-Betriebsrats, in der Mitteilung der IG Metall zitiert. "Die Beschäftigten in Würzburg zeigen Tag für Tag, dass sie nicht das Problem, sondern Teil der Lösung sind", hebt er hervor. "Hohe Qualität, motivierte Kolleginnen und Kollegen, wirtschaftlich erfolgreich - was braucht es mehr, um zukunftsfähig zu sein?"
"Soll hier ein Zeichen gesetzt werden?": Gewerkschafter weist auf Besonderheit von Standort hin
Nach Ansicht der Arbeitnehmervertreter besonders brisant: Der Standort Würzburg sei der einzige tarifgebundene Brose-Betrieb in Bayern. Dass nun ausgerechnet dieser infrage gestellt werde, werfe Fragen auf. "Soll hier ein Zeichen gesetzt werden - gegen die Tarifbindung, gegen Mitbestimmung?", fragt der Würzburger IG-Metall-Chef. "Wenn ja, dann werden wir uns dem mit aller Kraft entgegenstellen."
Die IG Metall plant laut ihrer eigenen Aussage, ihren Protest in konkrete Aktionen umzusetzen: Zusätzlich zu einer erneuten Unterschriftenkampagne soll anlässlich der DGB-Kundgebung am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, ein starkes Signal gesendet werden. Außerdem beabsichtigt die IG Metall Mitte Mai die Bildung einer Tarifkommission. "Wir müssen vorbereitet sein - auf Gespräche, auf Auseinandersetzungen, auf alles," betont Zirnsak. Das Ziel sei es, handlungsfähig zu bleiben und der Belegschaft "auch in stürmischen Zeiten" eine kraftvolle Stimme zu verleihen.