Feuerwehr Gerbrunn erlebt unglaubliche Szenen - "fast zusammengefahren"
Autor: Isabel Schaffner
Gerbrunn, Montag, 29. April 2024
Viele Feuerwehren in Franken bekommen derzeit Unverständnis und auch Aggressivität von Verkehrsteilnehmern bei Einsätzen zu spüren. So auch die Feuerwehr Gerbrunn. Sie berichtet von "unschönen Szenen".
Berichte von unangenehmen Begegnungen mit Verkehrsteilnehmern bei Feuerwehreinsätzen häufen sich in Franken derzeit spürbar. Nach einem Ölspur-Einsatz am Montag (22. April 2024) meldete sich die Feuerwehr Gerbrunn aus dem Landkreis Würzburg öffentlich zu Wort. Für die Reinigung mussten die Einsatzkräfte die WÜ 28 "aufgrund der Sicherheit der Einsatzkräfte" kurzzeitig sperren, wie sie in einem Einsatzbericht schreiben.
"Leider hatte der Einsatz gestern auch unschöne Szenen", heißt es. "So wurden mehrere Einsatzkräfte von ungeduldigen Autofahrern massivst beschimpft." Auch die Feuerwehr Bad Staffelstein bekam bei einer Straßensperrung kürzlich Beleidigungen ab. Mit "wir möchten vernünftig arbeiten" machte sie ihrem Ärger Luft.
"Fährt fast die Einsatzkräfte zusammen": Feuerwehr Gerbrunn verärgert über Einsatz-Störungen
"Neben den Beleidigungen, meinte der ein oder andere Autofahrer die Sperrung der Feuerwehr zu durchfahren und noch dazu über den Gehsteig sich am Feuerwehrfahrzeug durchzudrängeln und fährt dabei fast die Einsatzkräfte zusammen", ist zu lesen. Die Feuerwehr Gerbrunn habe dafür kein Verständnis. "Wir sperren die Straße nicht umsonst ab, sondern das dient der Sicherheit unserer Einsatzkräfte und hat seinen Grund", betont sie.
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Die Ehrenamtlichen seien "24 Stunden - 7 Tage die Woche - 365 Tage im Jahr für unsere Bürgerinnen und Bürger im Notfall da und sorgen für Sicherheit", erinnern sie. "Aber Einsatzkräfte zu beleidigen ist ein respektloses Verhalten und müssen wir uns wirklich nicht gefallen lassen." Ein Gerbrunner Feuerwehrmann, der anonym bleiben möchte, teilt mit inFranken.de seine Beobachtung des Trends. Egal ob ehrenamtlich oder beruflich, Feuerwehr, Polizei oder eine andere Rettungseinheiten - die Ausschreitungen, die man "aushalten muss", nähmen zu.
Bei Fortbildungen mit der Polizei lernten Feuerwehrkräfte, wie sie mit Angriffen am besten umgehen. "Wir erfassen es und geben es an die Landkreisführung weiter", informiert er. Die Feuerwehr Maßbach aus dem Landkreis Bad Kissingen machte ebenfalls eine traurige Beobachtung. Jeder zweite Autofahrer wollte die Straßensperrung passieren.
Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 bestätigt Feuerwehr-Beobachtungen: Anstieg der Gewalt
Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 zeigt den Anstieg von Gewalt gegen Polizeibeamte und Rettungskräfte in Zahlen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden bei den Polizeivollzugsbeamten in Deutschland insgesamt 10 Prozent mehr Opfer registriert. Auch die Abteilung Öffentlicher Dienst und Beamtenpolitik des Deutschen Gewerkschaftsbunds Bundesvorstand (DGB) greift die Thematik auf. 9,4 Prozent mehr Beschäftigte von Feuerwehr oder Rettungsdiensten als noch 2022 seien 2023 demnach Opfer versuchter oder vollendeter Gewalttaten geworden.
Seit 2020 setzt sich der DGB gegen Gewalt an Beschäftigten im Dienst der Gesellschaft mit der Initiative "Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch" ein. "Jedes Jahr aufs Neue mehr Opfer - sowohl bei der Polizei als auch bei Feuerwehr und Rettungskräften. Das frustriert enorm. Nicht nur uns, sondern vor allem die Beschäftigten", wird die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack zitiert. Sie fordert einen besseren Schutz vor Gewalt für Beschäftigte vonseiten der verantwortlichen Dienststellen, Behörden und politischen Entscheider.