Druckartikel: Fränkischer Patient stirbt nach Infektion mit Borna-Virus - Landratsamt Weißenburg prüft Übertragung

Fränkischer Patient stirbt nach Infektion mit Borna-Virus - Landratsamt Weißenburg prüft Übertragung


Autor: Gwendolyn Kaiser, Agentur dpa

Gunzenhausen, Montag, 04. Dezember 2023

Ende November meldete das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen einen Fall des Borna-Virus in der Region. Nun ist die erkrankte Person gestorben.


Update vom 04.12.2023: Mensch nach Infektion mit Borna-Virus in Weißenburg gestorben

Der in Mittelfranken am seltenen Borna-Virus erkrankte Mensch ist mittlerweile an den Folgen der Infektion gestorben. Dies teilte eine Sprecherin des Landratsamtes Weißenburg-Gunzenhausen am Montag (4. Dezember 2023) mit.

Die Behörde hatte am 21. November über den Infektionsfall im Landkreis informiert. Das Borna-Virus (BoDV-1 - Borna Disease Virus 1) kommt den Angaben nach in der Feldspitzmaus vor und löst eine Hirnentzündung aus, die in nahezu allen Fällen tödlich endet. Die Tiere scheiden das Virus in Urin, Kot und Speichel aus. Darüber können sich andere Säugetiere anstecken.

Der genaue Übertragungsweg auf den Menschen ist bislang noch unbekannt und Teil der Forschung. Auch in diesem Fall versucht das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) derzeit, die Übertragung nachzuvollziehen. Bundesweit sind bislang rund 50 Fälle einer Erkrankung mit dem Borna-Virus beim Menschen bekannt. Das Robert Koch-Institut geht von zwei bis sechs Erkrankungen jährlich in Deutschland aus, Bayern ist dabei besonders betroffen.

Um sich vor einer Infektion zu schützen, rät das LGL, den Kontakt mit Spitzmäusen und ihren Ausscheidungen grundsätzlich zu meiden. Zu Orten, an denen Menschen mit Spitzmäusen in Kontakt kommen könnten, gehören demnach etwa Straßenböschungen, Steinmauern, Hecken und generell auch Schuppen und andere für wildlebende Kleintiere zugängliche Gebäudeteile. Ob auch die Garten- und die Hausspitzmaus das Borna-Virus übertragen können, ist demnach bislang nicht bekannt.

Originalmeldung vom 22.11.2023: Lebensgefährliches Borna-Virus bei Person in Franken nachgewiesen

Wie das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen am Dienstag (21. November 2023) mitteilt, ist eine Person im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen an dem seltenen Borna-Virus erkrankt. Deutschlandweit sind bisher nur 50 Fälle vom Borna-Virus nachgewiesen worden. Über 90 Prozent der gemeldeten Fälle pro Jahr stammen nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) aus Bayern.

Das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1, „klassisches Bornavirus“, „Pferdebornavirus“) ist ein Erreger der Borna'schen Krankheit, die seit mehreren hundert Jahren als Tierseuche gilt. Als Ursache schwerer Gehirnentzündungen wurde das Virus zum ersten Mal 2018 bei einem Menschen festgestellt.

Das BoDV-1 wird von einer Feldspitzmaus im Urin, Kot, Speichel oder über die Haut ausgeschieden. Wie genau das Virus auf den Menschen übertragen wird, ist nicht vollständig geklärt. Das LGL teilt mit, dass eine Aufnahme unter anderem über verunreinigte Lebensmittel, die Atemwege oder direkten Kontakt möglich ist.

Beim Menschen kann das Virus anfangs zu Kopfschmerzen, Fieber und einem Krankheitsgefühl führen. Nach wenigen Tagen kommen neurologische Auffälligkeiten wie Sprach- und Gangstörungen kommen. Im weiteren Verlauf entwickeln Betroffene eine schwere Enzephalitis, die zum Tod führen kann.

Seltenes Borna-Virus in Weißenburg-Gunzenhausen: Das empfiehlt das LGL

Nach den Empfehlungen des LGL und des Landratamts Weißenburg-Gunzenhausen sollten folgende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden:

  • Sollten Spitzmäuse im häuslichen Umfeld entdeckt werden, sollte die Nahrungsquelle ausfindig gemacht und beseitigt werden. In der Regel können das Tierfutter oder in Abfällen befindliche Insekten sein.
  • Tote Spitzmäuse sollten nicht mit bloßen Händen angefasst werden: Beim Entsorgen sollten Handschuhe, eine enganliegende (Feinstaub-)Maske und, wenn möglich, eine Schutzbrille getragen werden. Die tote Maus sollte mit einer über die Hand gestülpten Plastiktüte aufgenommen werden.
  • Vor Entsorgung der Feldspitzmaus sollte sie mit einem handelsüblichen Reinigungsmittel eingesprüht werden, um aufwirbelnden virushaltigen Staub zu vermeiden.
  • Nach Beendigung staubiger Reinigungsarbeiten sollte sich geduscht und die getragene Kleidung gewaschen werden.

Feldspitzmäuse lassen sich von einer Garten- und Hausspitzmaus durch ihre spitzeren Nasen beziehungsweise Gesichter erkennen. Außerdem haben sie relativ kleine Augen und Ohren und einen stechenden Geruch. Ihr Fell ist zweifarbig, mit einer deutlichen Grenze zwischen Ober- und Unterseite.

Besorgte Bürgerinnen und Bürger können das LGL per E-Mail an servicestelle@lgl.bayern.de kontaktieren.