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Kreis Schweinfurt: Kaufland-Ankündigung löst Bestürzen aus - "Skandal"


Autor: Ellen Schneider

Donnersdorf, Dienstag, 21. Januar 2025

Kaufland plant massive Einschnitte an einem Logistik-Standort in Unterfranken. Die Gewerkschaft Verdi zeigt sich entsetzt - und kündigt Widerstand an.
Rund 350 Stellen will Kaufland am Logistik-Standort im unterfränkischen Donnersdorf (Landkreis Schweinfurt) abbauen.


Mehrere hundert Stellen will Kaufland am Logistik-Standort in Donnersdorf (Landkreis Schweinfurt) abbauen, wie die Gewerkschaft Verdi am Montag (20. Januar 2025) mitteilte - insgesamt sind circa 350 der ungefähr 500 Angestellten am Standort betroffen. Laut Verdi handle es sich dabei um den einzigen Lagerstandort von Kaufland, der ausschließlich Hartwaren lagere und von dort aus alle 800 Kaufland-Filialen in Deutschland beliefere. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete, soll diese Aufgabe künftig von Subunternehmen übernommen werden.

"Die Werkunternehmen haben mehr Möglichkeiten, personell flexibel und schnell zu reagieren und sich auf kurzfristig verändernde Anforderungen in der Aktionswarenlogistik einzustellen", begründete ein Kaufland-Sprecher den Schritt gegenüber der dpa. "Kaufland tauscht gute Arbeit gegen schlechte Arbeit", kritisiert hingegen die Gewerkschaft Verdi in einer aktuellen Mitteilung und betont: "Das ist ein Skandal!" 

Kaufland: Kritik von Verdi wegen massivem Stellenabbau im Kreis Schweinfurt

Das Unternehmen mit Sitz in dem baden-württembergischen Neckarsulm teilte erst vor wenigen Tagen mit, vom Top Employers Institute bereits zum siebten Mal als einer der besten Arbeitgeber in Deutschland und Europa ausgezeichnet worden zu sein. "Insbesondere in den Bereichen Führung, Organisationsentwicklung, Einstieg und Karriereplanung, Ethik und Integrität, Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion sowie Wohlbefinden hat das Unternehmen nochmals eine Verbesserung erzielt", heißt es in der Mitteilung.

Verdi wiederum verweist auf einen Skandal aus dem Jahr 2012: Damals sorgten bundesweite Ermittlungen bei dem Supermarkt-Giganten für Aufsehen, "da die Abgrenzung zwischen der Tätigkeit von Beschäftigten bei Kaufland und Werksarbeitsfirmen nicht sauber geregelt war", begründet Verdi. Mehrere Millionen Euro Bußgeld habe Kaufland daraufhin zahlen müssen, die Werksarbeitsverträge seien beendet worden. "Die Werksbeschäftigten wurden zu tariflich Beschäftigten von Kaufland", erklärt die Gewerkschaft.

Ende 2024 habe es Überlegungen vonseiten der Unternehmensleitung gegeben, reguläre Tätigkeiten im Lager wieder durch Werksverträge erbringen zu lassen. Sowohl der Betriebsrat als auch Verdi hätten anschließend versucht, Kündigungen durch flexible Arbeitszeitmodelle zu verhindern.

2024 verzeichnete Kaufland Umsatzplus und "erfolgreiches Geschäftsjahr"

Auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunks bestätigte das Unternehmen die Pläne. "Wir werden mit jedem betroffenen Mitarbeiter gemeinsam mit dem Betriebsrat in den Austausch gehen, um eine sozialverträgliche Lösung zu finden", hieß es außerdem. Zu genauen Details könne man aktuell jedoch noch nichts sagen, da man sich in Verhandlungen mit möglichen Subunternehmen für den Standort Donnersdorf befinde.

Auch wirtschaftlich ging es dem Unternehmen zuletzt nicht schlecht - das zeigt der letzte Geschäftsbericht von Kaufland mit Stichtag 29. Februar 2024. Von einem "erfolgreichen Geschäftsjahr" ist in der damaligen Mitteilung die Rede. Kaufland allein steigerte den Umsatz demnach um 7,8 Prozent auf 34,2 Milliarden Euro. Die Schwarz-Gruppe, zu der Kaufland gehört, erwirtschaftete sogar einen Umsatz von 167,2 Milliarden Euro, mit einem Umsatzplus von 8,5 Prozent. 

Hinnehmen will Verdi die Pläne des Unternehmens trotzdem nicht und erklärt den "Widerstand und Kampf um jeden Arbeitsplatz". Auch Verdi-Sekretär Peter König sei "bestürzt über den geplanten Kahlschlag von Kaufland" heißt es in der Mitteilung. Über die konkreten Maßnahmen wolle Kaufland den Betriebsrat und Verdi am Mittwoch in Kenntnis setzen. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Schweinfurt findet ihr in unserem Lokalressort.