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Krise bei Schaeffler, ZF & Co.: Oberbürgermeister richtet Vorwürfe an Unternehmen


Autor: Ralf Welz

Schweinfurt, Donnerstag, 27. Juni 2024

Die Industrieregion Schweinfurt ist deutlich angeschlagen. Der OB sieht hierbei Versäumnisse in den Betrieben. "Wir können nicht auf der einen Seite nach Fachkräften schreien und auf der anderen Seite weitreichende Möglichkeiten ungenutzt lassen", betont er mit Blick auf die Beschäftigten.
Sebastian Remelé (CSU) kritisiert ZF (Foto), Schaeffler, Preh und Co. "Die Unternehmen müssen die Kreativität und den Willen aufbringen, ihre Beschäftigten weiterzuentwickeln."


Krisen, Kriege und Konjunkturflaute: Diese Faktoren haben zu einem erheblichen Rückgang der Aufträge und zu stark gestiegenen Kosten geführt. Auch in der Industrie im Raum Schweinfurt hat sich die Stimmung deutlich verschlechtert. Mehrere lokale Akteure stehen vor großen Schwierigkeiten. Die IG Metall warnte bereits Mitte März vor einem möglichen Verlust von Tausenden Arbeitsplätzen in der Region. Die Sorge galt vor allem den Mitarbeitern der Big Player Schaeffler, ZF, Bosch Rexroth und SKF. 

"Die IG Metall Schweinfurt hat in den vergangenen Wochen mehrfach auf die schwierige Situation für die Industriearbeit in der Region hingewiesen", erklären die Arbeitnehmervertreter in einem aktuellen Statement vom Donnerstag (20. Juni 2024). Die Gewerkschaft wirft den hiesigen Unternehmen vor, trotz Krise zahlreiche behördliche Angebote für ihre Beschäftigten nicht zu nutzen. Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) nimmt die Betriebe nun diesbezüglich in die Pflicht. "Wir können nicht auf der einen Seite nach Fachkräften schreien und auf der anderen Seite weitreichende Möglichkeiten ungenutzt lassen", betont er.

"Unternehmen müssen mehr tun": IG Metall kritisiert kriselnde Industriebetriebe im Raum Schweinfurt

Konkret handelt es laut IG Metall und Oberbürgermeister um nicht in Anspruch genommene Qualifizierungsmöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit. Bei einem Treffen am vergangenen Freitag (14. Juni 2024) hatte die Behörde dem OB und dem Bevollmächtigten der IG Metall, Thomas Höhn, entsprechende Angebote vorgestellt. Dabei sei es um umfangreiche Möglichkeiten zur Weiterbildung und Qualifizierung von Beschäftigten in Industriebetrieben gegangen - "gerade in der Krise". Nach Gewerkschaftsangaben werden die jeweiligen Maßnahmen finanziell stark unterstützt, um im Umbruch Menschen "neue Perspektiven" zu geben.

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"Es gibt aus unserer Sicht viele, auch für die Unternehmen finanziell interessante Angebote der Bundesagentur, Menschen in der Transformation Qualifizierung zu ermöglichen", wird Funktionär Höhn in der Mitteilung seiner Gewerkschaft zitiert. "Tatsächlich aber hat in den vergangenen Jahren kaum ein Unternehmen davon Gebrauch gemacht", moniert er. Die IG Metall Schweinfurt betont in diesem Zusammenhang, "dass die Unternehmen mehr tun müssen, als nur durch Kurzarbeit Kosten zu senken". Der Fokus soll demnach auf den Mitarbeiterfähigkeiten liegen. "Wir wollen, dass die Qualifizierung von Beschäftigten in der Krise eine zentrale Rolle spielt", fordert Höhn ein. 

Auch Schweinfurts Stadtoberhaupt sieht entsprechende Versäumnisse aufseiten der angeschlagenen unterfränkischen Industriebetriebe. Der Oberbürgermeister werde in Kürze die Personalverantwortlichen der großen Schweinfurter Industrieunternehmen mit den Betriebsräten an einen Tisch holen, heißt es im Statement der IG Metall. Ziel ist es demzufolge, die Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit vorzustellen und gemeinsam individuelle Lösungen zu finden.

Weiterentwicklung von Mitarbeitern: Schweinfurter Oberbürgermeister nimmt Firmen in die Pflicht

"Es wird viel gefördert und viel möglich gemacht", wird Sebastian Remelé zitiert. Die Verantwortlichen in den Chefetagen ruft er im Gegenzug zum Handeln auf. "Die Unternehmen müssen die Kreativität und den Willen aufbringen, ihre Beschäftigten weiterzuentwickeln", mahnt der CSU-Politiker. Die IG Metall verweist derweil abermals auf die angespannte Lage in der Region Schweinfurt-Main-Rhön. "Im Moment erlebt die Industriearbeit in der Region Tage voller Hiobsbotschaften", konstatieren die Arbeitnehmervertreter.

"ZF in Schweinfurt und Preh in Bad Neustadt an der Saale wollen noch in diesem Jahr Hunderte Arbeitsplätze abbauen." SKF vollziehe den angekündigten Abbau und Schaeffler wolle die Arbeitszeit von weiteren rund 2000 indirekt Beschäftigten absenken. "Hinzu kommt bei einigen Unternehmen, dass ein Teil der Befristungsverhältnisse nicht verlängert werden soll." Auch die IG Metall appelliert deshalb an die Unternehmen, die Chancen zur Qualifizierung und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter "aktiv zu nutzen" und damit einen Beitrag zur Stabilisierung des Arbeitsmarkts zu leisten.

Im unterfränkischen Bad Neustadt haben zahlreiche Preh-Mitarbeiter derweil gegen den angekündigten Stellenabbau des fränkischen Autozulieferers protestiert. Laut Angaben der IG Metall beteiligten sich rund 1400 Beschäftigte an der Aktion. Weitere Nachrichten aus Schweinfurt und Umgebung gibt es auf unserer Lokalseite.