"Jede Grenze" überschritten: Konsequenzen für Würzburger Kickers nach Chaos-Spiel in Schweinfurt

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Im Spiel beim 1. FC Schweinfurt sorgt das Abbrennen von Pyrotechnik durch Anhänger der Würzburger Kickers für eine minutenlange Unterbrechung. Das hat nun Folgen.

Update vom 07.05.2025: Nach Pyro-Vorfällen: Würzburger Kickers vor leeren Rängen

Als Konsequenz der Pyro-Vorfälle beim Regionalliga-Spiel beim 1. FC Schweinfurt müssen die Würzburger Kickers ihre Heimspiele "bis auf Weiteres" ohne Zuschauer bestreiten. "Gegen die Entscheidung sind Rechtsmittel möglich, eine aufschiebende Wirkung haben diese jedoch nicht", teilte der Bayerische Fußball-Verband (BFV) mit. Der Verband wolle mit dem Zuschauerausschluss ein "deutliches Signal" setzen.

Die Partie am vergangenen Freitag im Schweinfurter Sachs-Stadion, die mit einem 2:1 und dem Aufstieg der Gastgeber in die 3. Fußball-Liga endete, musste in einer chaotischen Schlussphase minutenlang unterbrochen werden. Zuschauer aus dem Würzburger Block hatten Pyrotechnik abgebrannt und Knallkörper geworfen.

Punktabzug droht

Der Verbandsanwalt des BFV teilte mit, dass im Hauptsacheverfahren ein Punktabzug und eine Platzsperre durch Ausschluss der Öffentlichkeit in Betracht zu ziehen sein wird. Er verurteilte die Vorfälle als "massive Verfehlungen der Gäste-Fans" und "einen erheblichen Verstoß gegen die Platzdisziplin".

Die Kickers halten nichts von Kollektivstrafen

Die Würzburger halten sich vor, gegen den Zuschauerausschluss Rechtsmittel einzulegen. "Man ist der Überzeugung, dass die vom Verein bereits getroffenen Maßnahmen einen sicheren und verantwortungsvollen Ablauf des Heimspiels gewährleistet hätten. Zudem hält der Verein kollektive Sanktionen für ungeeignet, da sie auch jene Fans treffen, die sich stets friedlich und vorbildlich verhalten", teilten die Kickers mit.

Dem Verband war es nach eigenen Angaben bewusst, dass der Zuschauerausschluss auch die friedlichen Besucher und Besucherinnen treffe. Er habe keine andere Möglichkeit für ein klares Zeichen gesehen und wolle genau diese Menschen schützen.

Die Verantwortlichen der Würzburger Kickers hatten zuvor die von eigenen Fans verursachten Pyro-Vorfälle scharf verurteilt. "Wir distanzieren uns ausdrücklich von diesen sogenannten Fans und werden alle verfügbaren Mittel ausschöpfen, um die Verantwortlichen zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen", hieß es in einer Clubmitteilung. Was sich abgespielt habe, sei "absolut inakzeptabel" und überschreite "jede Grenze".

Meldung vom 03.05.2025: 1. FC Schweinfurt feiert Aufstieg nach Chaos-Spiel - "beschämend und absolut inakzeptabel"

Nach einem Skandal-Spiel hat der 1. FC Schweinfurt den vorzeitigen Aufstieg in die 3. Liga bejubelt. Die Mannschaft von Trainer Victor Kleinhenz sicherte sich dank eines 2:1 (1:0) in einem hitzigen Mainfrankenderby gegen die Würzburger Kickers die Meisterschaft in der Regionalliga. Die Partie musste in einer chaotischen Schlussphase minutenlang unterbrochen werden, nachdem im Gäste-Block Pyrotechnik abgebrannt und Knallkörper geworfen wurden.

Die Schweinfurter haben nach einem aufgeladenen Finale als Tabellenführer der Regionalliga Bayern zwei Spieltage vor dem Saisonende zehn Punkte Vorsprung auf den Zweiten und sind damit von der SpVgg Bayreuth nicht mehr einzuholen.

1. FC Schweinfurt zurück in der 3. Liga - Fans aus Würzburg sorgen für Chaos

Ein Eigentor von Ebrahim Farahnak in der fünften Minute bescherte den Schweinfurtern vor heimischem Publikum die Führung. Mit einem Schuss aus rund 20 Metern sorgte Fabian Wessig (49.) für den Ausgleich der Würzburger. Nur neun Minuten später musste der Mittelfeldspieler aber mit Gelb-Rot vom Platz. In Überzahl erzielte Sebastian Müller (66.) mit einem Flachschuss vor 11.968 Zuschauern die erneute Führung der Hausherren, die sie bis zum Ende behielten. "Das ist der Verdienst einer unglaublichen Mannschaft, die wie verrückt geackert hat", sagte Trainer Kleinhenz im BR nach dem Aufstieg.

Der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), Christoph Kern, sprach davon, dass die Kulisse gezeigt habe, "wie sehr die Region hinter dem FC 05 steht – und es macht Hoffnung auf das, was nach der großen Sause kommt, nämlich die Herausforderungen in der 3. Liga. Dass die Stadt Schweinfurt bereits grünes Licht in der Stadionfrage gegeben hat, ist ein weiteres Indiz dafür, dass der Profifußball hier eine tolle Perspektive hat."

Wegen Abbrennens von Pyrotechnik und dem Zünden von Knallkörpern (83.) musste die Partie unterbrochen werden, aus dem Block der Kickers-Anhänger flogen unter anderem Bengalos auf den Platz.

Bengalos fliegen aus dem Gästeblock - Mainfrankenderby minutenlang unterbrochen

Schiedsrichter Markus Pflaum beorderte beide Mannschaften erstmal vom Platz. Würzburgs Sportchef Sebastian Neumann redete am Zaun auf die angeblichen Fans ein. Einsatzkräfte postierten sich vor dem Würzburger Block.

Nach knapp zehn Minuten durften die Spieler wieder auf den Rasen. Doch nur wenige Momente später knallte es wieder, erneut wurden Leuchtraketen abgefeuert. Nach einer weiteren langen Pause holte Referee Pflaum die beiden Teams zurück auf den Rasen, um nach nur wenigen Sekunden abzupfeifen. Um 21.11 Uhr war die Schweinfurter Rückkehr in die 3. Liga geschafft.

Der BFV verurteilte das Verhalten einiger Kickers-Fans als "beschämend. Dass dabei die Gesundheit von Menschen vorsätzlich gefährdet wird, ist inakzeptabel. Die Vorkommnisse werden sportgerichtlich aufgearbeitet und mit aller Härte der Statuten geahndet", hieß es.

Würzburger Kickers beziehen Stellung: "Absolut inakzeptabel" - Ultras unter Beobachtung

In einer Stellungnahme entschuldigten sich die Würzburger Kickers am Samstagvormittag für das Verhalten der eigenen Anhänger. "Was sich am gestrigen Freitag im Sachs-Stadion abgespielt hat, ist absolut inakzeptabel. Das Zünden von Böllern und Raketen überschreitet jede Grenze". Das Verhalten stehe in krassem Widerspruch zu den Werten des Vereins. Man distanziere sich von diesen sogenannten Fans, hieß es in der Erklärung, die im Namen des Vorstandsvorsitzenden André Herber und Vereinspräsident Michael Grieger veröffentlicht wurde.

Das "massive Fehlverhalten" der Anhänger "hatte nicht nur unmittelbaren Einfluss auf das Spiel, sondern hat auch die Gesundheit und Sicherheit anderer Stadionbesucher, der Spieler und aller Beteiligten gefährdet", stellten die Kickers-Funktionäre fest. Man werde "alle verfügbaren Mittel ausschöpfen, um die Verantwortlichen zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen".

"Was sich in unserem Fanblock abgespielt hat, ist ein Angriff auf die Grundwerte unseres Vereins und den Fußballsport an sich. Wir sprechen hier nicht mehr von Support – wir sprechen von vorsätzlichem, gefährlichem Fehlverhalten, das wir nicht tolerieren werden. Die Täter haben das Vertrauen des Vereins und der wahren Fans auf schändliche Weise missbraucht", hieß es weiter. Der betroffene Ultra-Block stehe bis auf Weiteres unter strenger Beobachtung – der Verein behalte sich auch die vollständige Schließung des Blocks für kommende Heimspiele vor.

Die unterfränkische Polizei habe im Nachgang gegen mehrere Personen Ermittlungsverfahren eingeleitet. "Nach Abpfiff kam es vereinzelt zu Auseinandersetzungen zwischen Personen aus den Reihen der Gäste und der Polizei. Letztlich haben Beamte mehrere Strafverfahren eingeleitet", teilte die Polizei am Samstagmorgen mit. 

Vorschaubild: © Robert Michael/dpa