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Bosch Rexroth will bis zu 240 Stellen streichen - Schock in Schweinfurt und Volkach


Autor: Ralf Welz

Schweinfurt, Freitag, 15. März 2024

Der Industrieriese Bosch Rexroth plant, in Schweinfurt und Volkach insgesamt bis zu 240 Stellen einzusparen. Das kündigte das Unternehmen am Dienstag (12. März 2024) an.
Auf dem Werksgelände in Schweinfurt (Foto) plant Bosch Rexroth ein neues Kunden- und Innovationszentrum. Die Neuaufstellung des Standorts sieht zudem einen größeren Personalabbau vor - davon ist auch der Werksteil Volkach betroffen.


Die Industrie in Deutschland steckt in einer handfesten Krise. Bundesweit vergeht kaum ein Tag ohne eine Nachricht von Insolvenzen, Stellenstreichungen oder gar Betriebsschließungen. Auch im Raum Schweinfurt ist die derzeitige Wirtschaftslage alles andere als ungetrübt. Die IG Metall warnt vor einem möglichen Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen in der Region. Die Gewerkschaft sorgt sich hierbei vor allem um die Beschäftigten der Großunternehmen ZF, Schaeffler, SKF - sowie Bosch Rexroth.

Im letzteren Fall hat sich die Befürchtung der Arbeitnehmervertreter offenkundig bewahrheitet. Wie Bosch Rexroth am Dienstag (12. März 2024) bekannt gab, stellt das Technologieunternehmen seinen Standort in Schweinfurt neu auf. Automatisierung und effizientere Prozesse sollen vor Ort die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Zugleich ist eine Kostenreduzierung vorgesehen - diese geht mit spürbaren Folgen für die Belegschaft einher. Mittelfristig sollen im Schweinfurter Bosch-Rexroth-Werk bis zu 240 Jobs wegfallen. 

Bosch Rexroth stellt Standort Schweinfurt und Werk in Volkach neu auf - massiver Personalabbau

Die seit 2001 bestehende Bosch Rexroth AG ist im Bereich der Antriebs- und Steuerungstechnik tätig. Der Firmensitz liegt in Stuttgart. Die Hauptverwaltung der Tochter der Robert Bosch GmbH befindet sich im unterfränkischen Lohr am Main (Landkreis Main-Spessart). Am Standort Schweinfurt entwickelt, produziert und vertreibt das Industrieunternehmen laut eigenen Angaben Komponenten und Systeme der Lineartechnik.

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"Der Bosch-Rexroth-Produktbereich Lineartechnik steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen", berichtet das Unternehmen nun in seiner aktuellen Mitteilung. Man spüre deutlich die Investitionszurückhaltung "aufgrund der geopolitischen Situation und der Inflation", heißt es darin. Zudem steige der Wettbewerbsdruck vor allem in Europa stark - auch durch den Markteintritt "preisaggressiver Anbieter". Die Rede ist von einem "schwierigen Marktumfeld"

In Schweinfurt soll deshalb eine Neuausrichtung die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen. "Um die Wettbewerbsfähigkeit in diesem hart umkämpften Markt zu steigern und um die Präsenz in wichtigen Wachstumsmärkten zu erhöhen, richtet Bosch Rexroth sein Geschäft im Bereich Lineartechnik neu aus und entwickelt den Hauptstandort Schweinfurt als Leitwerk für die Lineartechnik weiter", teilt das Industrieunternehmen mit.

Stellenstreichung und andere Kosteneinsparungen sollen Unternehmen wettbewerbsfähiger machen

Geplant seien Investitionen in den Neubau eines Innovations- und Kundencenters sowie Kosteneinsparungen durch weitere Automatisierung in der Produktion. Vorgesehen seien zudem eine Auftragsvergabe an Externe, schlankere Prozesse, Digitalisierung und eine bessere Ausbalancierung des internationalen Fertigungsverbunds. "In diesem Zuge sollen bis Ende 2028 bis zu 240 Stellen sozialverträglich abgebaut werden", kündigt das Unternehmen an. Ziel sei es, das Lineartechnikgeschäft langfristig wettbewerbsfähig weiterzuentwickeln und die Position von Bosch Rexroth auszubauen.

"Derzeit ist das Lineartechnik-Portfolio von Bosch Rexroth stark auf die Ausrüstung von Werkzeugmaschinen ausgerichtet", geht aus der Meldung hervor. Weiteren Erfolg verspricht sich das Unternehmen laut Eigenaussage mit einer Ausweitung auf neue Marktfelder. Der Mitteilung zufolge bieten die Bereiche Semiconductor (Halbleiter), Medizin- und Pharmatechnik sowie Green Industries (Batterien für die Elektromobilität und Solar) besondere Wachstumschancen. 

"Damit wir dem Preisdruck im Markt, insbesondere bei Standardkomponenten, langfristig standhalten können, müssen wir uns kostengünstiger aufstellen und wettbewerbsfähiger werden", wird Pablo Catalan, kaufmännischer Leiter des Bosch-Rexroth-Geschäftsbereichs Lineartechnik, zitiert. "Wir brauchen diese Balance aus Wachstum und gleichzeitiger Kostendisziplin, um unsere Position nachhaltig zu stärken und ausbauen zu können."

Neuausrichtung von Bosch Rexroth - das ändert sich in Schweinfurt und Volkach

In der Folge soll es zu Änderungen in Schweinfurt wie auch in Volkach kommen. "Dazu werden wir unsere Aufstellung sowohl in unserem Leitwerk in Schweinfurt mit dem dazugehörigen Werksteil Volkach als auch an unseren anderen Lineartechnik-Standorten vor allem in Blaj, Rumänien, und Querétaro in Mexiko optimieren", kündigt Catalan an. Ziel sei es, sich deutlich besser in Wachstumsmärkten zu positionieren - insbesondere in China, Südostasien und Nordamerika.

Was ist in den beiden unterfränkischen Werken konkret geplant? "In Schweinfurt und Volkach sollen Verwaltungs- und Entwicklungstätigkeiten sowie Prozesse und Strukturen fokussiert und effizienter gemacht werden", heißt es in der Firmenmitteilung. Die Fertigung soll demnach "höher automatisiert" werden. Einzelne Tätigkeitsfelder sollen an externe Unternehmen sowie an eigene Standorte in anderen Ländern abgegeben werden. Dadurch will das Unternehmen seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern - laut eigenen Angaben auch an den deutschen Standorten.

Am Werksgelände in Schweinfurt ist ein neues Kunden- und Innovationszentrum geplant. "Dort können Kunden sich in einer attraktiven Umgebung ausführlich über die Lineartechnik informieren", bewirbt das Industrieunternehmen sein ins Auge gefasstes Projekt. Durch die Neuaufstellung erhofft man sich augenfällig eine bessere Marktposition. "Schweinfurt wird in seiner Rolle als weltweites Leitwerk für die Lineartechnik deutlich gestärkt", wird Thomas Fechner, Vorstandsmitglied von Bosch Rexroth, zitiert. Dem Unternehmen nach ist er für den Geschäftsbereich Fabrikautomation verantwortlich. "In dieser Funktion werden weltweite Lieferketten koordiniert sowie Standards für Fertigung, Qualität, Kosten und Lieferzeiten definiert", so Fechner mit Blick auf die neue Rolle des Schweinfurter Standorts.

Maßnahme hat unmittelbare Auswirkungen für Beschäftigte - Gespräche mit Betriebsrat beginnen

Für die Beschäftigten der unterfränkischen Werke in Schweinfurt und Volkach hat der beschlossene Schritt unmittelbare Auswirkungen. Nach eigenen Angaben rechnet Bosch Rexroth bis Ende 2028 aktuell mit einer Reduzierung von bis zu 240 Stellen in der Fertigung sowie in Zentral-, Entwicklungs- und Verwaltungsbereichen. "Ziel ist es, den Stellenabbau mit sozialverträglichen Maßnahmen umzusetzen, beispielsweise mit Altersteilzeitregelungen und Vorruhestandsangeboten sowie Abfindungen", heißt es in der Mitteilung der Bosch-Tochter. Zur konkreten Ausgestaltung beginnen dem Unternehmen nach nun die Gespräche mit dem lokalen Betriebsrat.

Laut Eigenaussage beschäftigt Bosch Rexroth am Standort Schweinfurt gegenwärtig rund 1300 Mitarbeiter - und weitere 370 Beschäftigte im Werksteil Volkach. Diese seien im Werk sowie in Verwaltungs-, Vertriebs-, Service- und Entwicklungsbereichen tätig. Weltweit ist der Industrieriese nach eigenen Angaben in mehr als 80 Ländern vertreten. Mit seinen über 32.000 Mitarbeitern erzielte Bosch Rexroth 2022 demnach einen Umsatz von rund 7,0 Milliarden Euro.

Beim Autozulieferer ZF, einem der wichtigsten hiesigen Arbeitgeber, wird ebenfalls ein massiver Stellenabbau befürchtet. Laut Einschätzung des zuständigen Betriebsrats könnten allein in Schweinfurt mittelfristig bis zu 2000 Jobs abgebaut werden. Weitere Nachrichten aus Schweinfurt und Umgebung gibt es auf unserer Lokalseite.