Wer tötete Simone? Ermittler von Resonanz zu Cold Case überrascht: "Wir geben nicht auf"

4 Min
Simone Langer: Schülerin aus Donauwörth ermordet
Kurz vor dem Donauwörther Ortsschild wurde noch am Vormittag des 29. Juli 1983 das Fahrrad von Simone Langer entdeckt. Ihr Mörder wurde jedoch immer noch nicht gefunden.
Simone Langer: Schülerin aus Donauwörth ermordet
Polizeipräsidium Schwaben Nord; Collage: inFranken.de
"Cold Case" Simone Langer: Schülerin aus Donauwörth 1983 ermordet
Der Sommer 1983 wurde für Simone Langers Familie zur Tragödie: Die 15-Jährige hatte sich bereits auf den anstehenden Schüleraustausch gefreut - doch dann wurde sie von einem Unbekannten ermordet.
"Cold Case" Simone Langer: Schülerin  aus Donauwörth 1983 ermordet
Kriminalpolizei Dillingen

Gewaltverbrechen an Kindern und Jugendlichen schockieren die Menschen besonders, selbst wenn sie Jahrzehnte her sind. Das zeigte sich zuletzt auch bei der TV-Fahndung zu einem Fall aus Mittelfranken. Der Kripo hilft das aber nicht weiter, wie die Ermittler nun erklären.

  • Cold Case Simone Langer: Mord an Schülerin aus Donauwörth noch immer ungelöst
  • Leiche wurde später in fränkischem Waldstück entdeckt
  • Fall bei "Aktenzeichen XY" wieder aufgerollt: Spur führt nach Kronach
  • Polizei spricht über den aktuellen Stand der Ermittlungen

Sie besuchte die Geburtstagsfeier eines Freundes, doch kam anschließend nie mehr nach Hause: Der Mord an der Schülerin Simone Langer liegt bereits mehrere Jahrzehnte zurück, aber konnte noch immer nicht geklärt werden. Gibt es mittlerweile etwas Neues vonseiten der Ermittler?

Update vom 03.01.2023: Gibt es endlich eine heiße Spur im Fall Simone Langer?

Ein fast vier Jahrzehnte zurückliegender Mord an einer Jugendlichen in Schwaben hat im vergangenen Jahr viele Menschen noch einmal sehr bewegt. Nach der Fahndung mit einem Filmbeitrag in ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" gingen viele Hinweise zu dem ungelösten Fall ein. Dennoch sind die Ermittler zehn Monate nach dem TV-Beitrag nicht richtig weitergekommen. "Unterm Strich: Es gibt nichts Neues nach der Ausstrahlung", berichtete Polizeisprecher Siegfried Hartmann. Es werde zwar noch einzelnen Hinweisen nachgegangen, aber: "Es ist nichts dabei, wo man sagen kann, das wird der große Durchbruch."

Die 15 Jahre alte Gymnasiastin Simone Langer war am 29. Juli 1983 kurz nach Mitternacht am Ortsrand von Donauwörth überfallen worden. Die Kripo sucht nach einem Kleintransporter, in den das Mädchen gezerrt worden sein soll. Die Leiche der Schülerin wurde zwei Monate später 80 Kilometer entfernt in einem Wald beim mittelfränkischen Allersberg im Landkreis Roth an der Autobahn 9 (München-Nürnberg) entdeckt.

Die Polizei rollte den Fall mit großem Aufwand noch einmal auf. Für "XY" wurde das Geschehen rekonstruiert und verfilmt. Der Beitrag stieß auf unerwartete Resonanz: "Wir haben mit vielen Hinweisen gerechnet, wir haben eine unerwartet sehr hohe Anzahl von Hinweisen bekommen", sagte der Chef der Kriminalpolizei Dillingen, Michael Lechner, im Februar nach der Sendung. Insgesamt gingen rund 200 Hinweise bei der Polizei ein.

Zeugen aus Kronach meldeten sich von selbst

Weitergekommen sind die Fahnder nur bei der Suche nach möglichen Zeugen, die damals ebenfalls bei Donauwörth mit einem Campingbus unterwegs waren und dort mit einer Panne liegengeblieben waren. Durch die TV-Sendung konnten die vier Männer aus dem Raum Kronach in Oberfranken identifiziert werden. Sie hätten sich selbst gemeldet, könnten als Täter aber ausgeschlossen werden, berichtete der Polizeisprecher.

Hartmann betonte, dass solche Fälle eigentlich nie abgeschlossen würden. Wenn es neue Ansätze gebe, würden die immer überprüft. "Wir geben nicht auf." Verbrechen an Kindern würden bei der Polizei einen besonderen Ermittlungsehrgeiz hervorrufen. Mordfälle wie die Gewalttat an der Schülerin verjähren nicht und können deswegen auch nach Jahrzehnten noch angeklagt werden.

Ein weiterer fränkischer Cold Case kam zuletzt wieder ins Rollen: Im Fall der ermordeten Simone Strobel gab es sowohl eine Festnahme als auch eine Freilassung.

Originalmeldung vom 25.02.2022: Simone Langer ermordet - Anwohner hörten Hilfeschreie

In einer im Februar 2022 ausgestrahlten Folge von „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ machte die Kriminalpolizei Dillingen ihre neuen Erkenntnisse öffentlich: Simone Langer verschwand am 28. Juli 1983, nachdem sie bei einem Freund in dessen Geburtstag hineingefeiert hatte. Ihre Eltern hatten zuvor die Bedingung gestellt, dass sie den Heimweg nur in Begleitung antreten dürfe. Dennoch fährt Simone nachts alleine mit dem Fahrrad zurück. Sieben Kilometer lagen zwischen der Wohnung ihres Freundes in Wörnitzstein und ihrem Zuhause. Doch dort kam die 15-Jährige nie an.

Die Polizei geht davon aus, dass Simone am 29. Juli zwischen 0.30 und 1 Uhr noch den Stadtrand von Donauwörth in Nordschwaben erreichte – und dort überfallen und entführt wurde. Anwohner hatten in der Nacht Hilfeschreie gehört, ein weiterer Zeuge erinnert sich an einen Kleinbus oder Lieferwagen, der ihm verdächtig erschien. Nahe dem Ortsschild wurde noch am 29. Juli das Fahrrad der 15-Jährigen entdeckt. Doch wo war Simone?

Hunderte Einsatzkräfte, Suchhunde und ein Hubschrauber machten sich anschließend auf die Suche nach der Gymnasiastin - ohne Erfolg. Rund zwei Monate später stieß ein Mann beim Pilzsammeln bei Allersberg im Landkreis Roth auf die Leiche des Mädchens. Das Waldstück liegt nahe der Autobahn 9 (München-Nürnberg) und rund 80 Kilometer von Donauwörth entfernt.

Kripo rollt Mord an Schülerin neu auf: Fast 200 Hinweise bei Ermittlern eingegangen

Jahrzehnte nach Simones Mord hat die Dillinger Kriminalpolizei den „Cold Case“ neu aufgerollt und erhoffte sich durch die Ausstrahlung bei „Aktenzeichen XY“ neue Hinweise, die helfen könnten, den Fall endlich aufzuklären. Die Sendung lief am Mittwoch, 23. Februar 2022, um 20.15 Uhr im ZDF. Da Mord in Deutschland nicht verjährt, könnte der Täter heute noch immer angeklagt werden.

Laut dem Augsburger Polizeipräsidium führten sogar mehrere Spuren nach Franken: Simones Leiche wurde in Mittelfranken gefunden, es gab aber auch eine Verbindung nach Kronach. Durch die TV-Fahndung konnten vier Männer aus dem Raum Kronach gefunden werden, die als Zeugen gesucht wurden. Sie hatten damals auf dem Weg an den Bodensee mit ihrem Campingbus nahe dem Tatort eine Panne. Die damals 17 bis 20 Jahre alten Männer hätten sich überwiegend wegen der aktuellen Medienberichterstattung selbst gemeldet, berichtete die Kriminalpolizei. Nach derzeitigem Ermittlungsstand bestehe aber kein Tatverdacht gegen sie.

Knapp ein halbes Jahr nach der Fernsehfahndung hat die Kripo damit weiterhin keine konkrete Spur zu einem möglichen Täter. Insgesamt seien 195 Hinweise bei den Ermittlern eingegangen. Diese seien mittlerweile größtenteils abgearbeitet, teilte die Polizei am Donnerstag (04.08.2022) mit. "Unter den zahlreich eingegangenen Hinweisen war bislang kein entscheidender Hinweis zur Klärung der Tat vorhanden." Allerdings werde derzeit noch weiteren Hinweisen nachgegangen.

Die Kripo bittet weiterhin um Hinweise von Zeugen, die Simone in der Tatnacht gesehen haben oder etwas Verdächtiges im Bereich des Tatorts oder des Waldstücks bei Allersberg beobachtet haben:

  • Wer hat Simone Langer in der Nacht vom 29. Juli 1983 gesehen?
  • Wer hat Beobachtungen im Bereich der Stelle im mittelfränkischen Allersberg gemacht, an der Simones Leiche gefunden wurde?

Zeugen können sich bei der Polizei unter der Telefonnummer 09071/56-0 melden. Eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro steht aus.

Mehr zum Thema: "Cold Cases" aus Bayern! Diese 10 schrecklichen Mordfälle sind noch immer ungelöst