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Wolfshunde aus der Rhön abgeschossen: Drastischer Schritt soll Wölfe schützen


Autor: Agentur dpa, Redaktion

LKR Rhön-Grabfeld, Mittwoch, 15. März 2023

Sie streiften eine Zeit lang in Franken umher, nun wurden die drei Wolfsmischlinge in Thüringen abgeschossen. Dabei hatten Tierschützer zuvor noch eine Alternative ins Spiel gebracht. Die Hybriden können aber zum Problem für "echte" Wölfe werden.
Bei sogenannten Wolfshybriden handelt es sich um eine Mischung aus Wölfen und Haushunden. Das Bundesnaturschutzgesetz legt klare Regeln zum Umgang mit ihnen fest.


Update vom 15.03.2023: Wolfshybride abgeschossen - Tiere waren auch in Franken unterwegs

Drei der im vergangenen Jahr in Thüringen und Franken gesichteten Wolfs-Hund-Mischlinge sind im thüringischen Wartburgkreis abgeschossen worden. Damit sei die Suche nach den Wolfshybriden zunächst beendet worden, teilte das Thüringer Umweltministerium in Erfurt mit, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Seit Beginn der Aktion Mitte August 2022 und nach dem Abschuss der drei Jungtiere in den vergangenen Monaten liefere das Monitoring seit längerer Zeit in Thüringen keine Hinweise mehr auf die Hybriden.

Mitte November seien die Tiere auch in Bayern nachgewiesen worden - aktuell gebe es auch dort keine Nachweise von Hybriden, so das Ministerium. Zuletzt machte aber ein Video auf Social-Media-Kanälen die Runde, das einen Wolf im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen zeigen soll.

Laut Bundesnaturschutzgesetz müssen Wolfs-Hund-Mischlinge abgeschossen werden, um den Fortbestand der streng geschützten Wölfe zu sichern. Im länderübergreifenden Wolfsterritorium Zella/Rhön waren im vergangenen Sommer fünf Wolf-Hund-Hybriden nachgewiesen worden. Die dort lebende Wölfin hatte sich mit einem Haushund gepaart.

Video:




Die Beobachtung im Thüringer Teil des Territoriums Zella/Rhön liefen weiter, in Bayern seien sie intensiviert worden, um bei einer Rückkehr von Hybriden die "Entnahmeaktivitäten wieder aufnehmen zu können". Zudem solle schnell erkannt werden, sollten sich die Mischlinge mit Wölfen paaren. Laut Thüringer Umweltministerium können Wolf-Hund-Hybride weiterhin von den dazu Beauftragten geschossen werden, wenn sie sie sehen.

Die Auswertung der Fotofallen habe zudem gezeigt, dass es in den vergangenen Monaten in verschiedenen Gebieten der Rhön freilaufende Hunde gab. Es sei wichtig, dass Hunde nicht unbeaufsichtigt im Wolfsterritorium herumstreunten.

Erstmeldung vom 29.12.2022: Hoffnung für Wolfshunde in der Rhön? Alternative zu Abschuss vorgeschlagen

Bei der Untersuchung dreier toter Schafe im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld haben die Behörden an den Kadavern Genspuren einer standorttreuen Wölfin und ihrer Jungen festgestellt.

Den Erkenntnissen nach handele es sich bei den fünf Welpen um Wolfshunde, weil sich die Wölfin im Frühjahr 2022 mit einem Haushund aus Thüringen verpaart habe, teilte das Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg am Donnerstag mit. Im August waren die fünf Jungen in eine thüringische Fotofalle getappt. Der Wolfshund-Nachwuchs - sogenannte Hybriden - muss laut Bundesnaturschutzgesetz geschossen werden. Doch könnte es auch anders gehen - das zumindest in den Augen der Tierschützer von PETA.

Wolfshybride müssen geschossen werden: Das ist der Grund

Durch die Vermischung von Hund und Wolf komme es zu genetischen Veränderungen, sagte ein LfU-Sprecher. Das könne zu einer Verschlechterung des Genpools führen und den Fortbestand der streng geschützen Tierart "Wolf" gefährden. Außerdem verhalten sich Wölfe und Hybride teils völlig unterschiedlich, insbesondere was ihre Scheu vor dem Menschen betrifft, wie der Bayerische Rundfunk berichtete. Wölfe seien überdies sehr viel besser an das Leben in der freien Natur - auch unter widrigen Umständen - angepasst als das domestizierte Haustier Hund.

Das LfU werde nun Schritte für die Entnahme einleiten. Durchführen dürften diese ausschließlich vom LfU beauftragte Personen. In Thüringen war laut LfU bereits im Sommer ein Entnahmeverfahren eingeleitet worden.

Bei einer ebenfalls im Landkreis Rhön-Grabfeld gerissenen Ziege seien ein Wolf und ein Wolfshund als Angreifer ausgeschlossen worden, hieß es vom LfU. Das Tier sei einer DNA-Analyse zufolge eindeutig von einem Hund getötet worden. Die Behörde rät Hundehaltern, ihre Tiere in der Nähe von Weiden anzuleinen und Nutztierhalten in Wolfsgebieten, ihre Herden abzusichern. Hierfür können bei den jeweiligen Landwirtschaftsämtern Fördermittel beantragt werden.

Sterilisation statt Abschuss: PETA schlägt Alternative vor

Die Tierschutzorganisation PETA findet den Abschuss der jungen Hybridwölfe jedoch unverhältnismäßig und führt eine Alternative ins Feld. "Durch eine Sterilisation können die Welpen vermehrungsunfähig gemacht werden, sodass sie keine Auswirkungen mehr auf den Genpool der Population haben", so die PETA-Fachreferentin Scarlett Treml am Donnerstag gegenüber dem Bayerischen Rundfunk (BR). Dass die Tiere sterben sollen, da sie nicht reinrassig sind, stimme sie fassungslos.

Laut dem BR denkt PETA sogar über rechtliche Schritte nach, sollte das LfU in der Frage nicht einlenken. Die Tierschützer berufen sich dabei auf einen Fall aus Magdeburg. Die Verantwortlichen des dortigen Tierparks waren 2008 rechtskräftig zu einer Geldstrafe auf Bewährung verurteilt worden, da sie Tigerbabys wegen mangelnder Reinrassigkeit einschläfern ließen.

red/dpa