Fränkischer Autozulieferer baut Hunderte Stellen ab - IG Metall "zutiefst enttäuscht"
Autor: Isabel Schaffner, Ralf Welz
Bad Neustadt an der Saale, Mittwoch, 23. Oktober 2024
Im fränkischen Bad Neustadt streicht der Autozulieferer Preh unwiderruflich 420 Stellen. Arbeitgeber und Betriebsrat hätten sich "auf ein Konzept mit hoher Sozialverträglichkeit geeinigt". Die IG Metall zeigt sich "zutiefst enttäuscht".
Am 1. Oktober 2024 demonstrierten rund 200 Beschäftigte des Automobilzulieferers Preh in Bad Neustadt (Landkreis Rhön-Grabfeld) noch gegen die geplante Streichung von 420 Arbeitsplätzen. Die IG-Metall kündigte damals an, mit der Belegschaft Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten und sie dem Arbeitgeber vorzulegen. Am Dienstag (22. Oktober 2024) teilte die IG Metall nun ernüchtert mit: "In den vergangenen Wochen hatten Betriebsrat und IG Metall zahlreiche konstruktive Vorschläge unterbreitet, um den Stellenabbau zu reduzieren und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern."
Die Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Schweinfurt Nadine Knauff kritisiert: "Leider wurden unsere Ansätze ignoriert und nicht ernsthaft in Erwägung gezogen." Am selben Tag bestätigte Preh, dass nun tatsächlich 420 Arbeitsplätze in Bad Neustadt abgebaut werden. In diesem Rahmen hätten "sich die Arbeitgeberseite und der Betriebsrat der Preh GmbH in der vergangenen Woche auf ein Konzept mit hoher Sozialverträglichkeit geeinigt". Nahezu wöchentlich lassen Meldungen über Insolvenzen, Schließungen oder Stellenstreichungen in der Industrie aufhorchen. Auch bei Brose bangen 950 Beschäftigte um ihre Jobs.
Update vom 23.10.2024: Preh erklärt Details zu Stellenabbau - das kommt auf die Mitarbeiter zu
Das Konzept sieht laut Preh ein Freiwilligenprogramm und einen Sozialplan vor. Beim Freiwilligenprogramm beenden Arbeitgeber und Arbeitnehmer das Arbeitsverhältnis einvernehmlich. Grundsätzlich hätten alle Betroffenen auch die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis in eine Transfergesellschaft zu wechseln sowie Anspruch auf die vereinbarte Abfindung. "In der Transfergesellschaft arbeiten die Mitarbeiter nicht regulär, sondern erhalten eine umfassende Beratung, wenn notwendig auch eine Qualifizierung und werden im Bewerbungsverfahren trainiert", informiert das Unternehmen.
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Preh werde ein umfangreiches Programm von finanziellen Unterstützungsmaßnahmen leisten, das starten solle, nachdem die Mitarbeiter am Dienstag (22. Oktober 2024) informiert worden waren. "Nach sehr intensiven Verhandlungen konnten wir jetzt einen für beide Seiten gangbaren Weg vereinbaren, um die wirtschaftlichen Nachteile für die ausscheidenden Mitarbeiter abzumildern", wird Anja Toumajian, Bereichsleitern HR Global, die für die Arbeitgeberseite die Verhandlungen führt, zitiert.
Der Betriebsratsvorsitzende und Aufsichtsratsmitglied Daniel Rossmann lässt zum Verhandlungsergebnis verlauten: "Was die abzubauenden Arbeitsplätze angeht, hätten wir gerne andere Zahlen gesehen. Aber der Arbeitgeber ließ sich trotz aller Anstrengungen nicht davon abbringen. Doch dank unserer klaren Linie gegenüber der Arbeitgeberseite konnten wir zumindest für unsere Kolleginnen und Kollegen erfolgreich ein gutes Gesamtkonzept verhandeln."
IG Metall "zutiefst enttäuscht und empört" - Bemühen um zukunftsfesten Standort soll weitergehen
Nadine Knauff von der IG Metall findet klare Worte für den Stellenabbau: "Wir sind zutiefst enttäuscht und empört über die mangelnde Kompromissbereitschaft und die fehlende Diskussionskultur des Managements in den Verhandlungen. Die Entscheidung, so viele Arbeitsplätze in Bad Neustadt abzubauen, trifft nicht nur die betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien schwer, sondern schwächt auch die gesamte Region nachhaltig."
Im Sinne der Beschäftigten würden IG Metall und Betriebsrat auch künftig darauf drängen, den Standort in Bad Neustadt in der Saale zukunftsfest aufzustellen und beispielsweise die Ausbildung zu sichern.