Nach über 670 Jahren muss die fränkische Traditionsbrauerei Karmeliter-Bräu schließen. Schon in wenigen Tagen ist Schluss. Mit dem beliebten Bier geht es überraschenderweise dennoch weiter - ein Brauerei-Riese führt die Marke fort.
Die Tage der Karmeliter-Bräu in Salz bei Bad Neustadt an der Saale sind gezählt. Am 30. Juni 2024 endet die Ära der geschichtsträchtigen unterfränkischen Brauerei. Nach 672 Jahren erfolgt die Schließung. Die Traditionsmarke hat aber dennoch eine unverhoffte Zukunft. Die Brauereigruppe Oettinger übernimmt die fränkische Biermarke in ihr Sortiment.
Das Unternehmen mit Sitz im bayerisch-schwäbischen Oettingen ist vor allem für sein günstiges Bier bekannt. Mit einem Ausstoß von knapp 7,5 Millionen Hektolitern zählt Oettinger laut eigenen Angaben zu den größten Getränkeherstellern Deutschlands. Neben Bier produziert die Großbrauerei zunehmend auch Softdrinks. Auch die Herstellung des Karmeliter-Biers soll künftig in Eigenregie erfolgen. "Der eigene Geschmack von Karmeliter bleibt natürlich bestehen", betont Oettinger-Unternehmenssprecherin Natalie Bajon am Montag (10. Juni 2024) gegenüber inFranken.de.
Nach Brauerei-Schließung in Salz: Karmeliter-Bräu wird künftig von Oettinger produziert - "ist Kult"
Die Wurzeln der Klosterbiere von Karmeliter-Bräu reichen bis ins Mittelalter. "Über 670 Jahre Braugeschichte, die nun fortbestehen können", erklärt die Oettinger Brauerei GmbH. Die Gruppe werde die einzelnen Karmeliter-Biere künftig brauen und vertreiben. Die kleine Privatbrauerei aus Salz an der Fränkischen Saale hatte unlängst bekannt gegeben, ihren einstellen zu müssen. Fünf Jahre lang hatte Brauerei-Chef Herbert Brust händeringend nach einem Nachfolger gesucht - letztlich vergebens, wie er im April inFranken.de schilderte.
Mit den Produkten geht es trotz der Schließung augenfällig jedoch weiter. "Karmeliter ist Kult. Es wäre ein enormer Verlust für die deutsche Braukultur und Biervielfalt gewesen, diese starke Marke und ihre urtümlichen Rezepturen zu verlieren", hält Oettinger-Geschäftsführer Stefan Blaschak fest. "Mit ihrer handfesten Qualität und beeindruckenden Historie passt Karmeliter zu unserem ebenfalls traditionsreichen Familienunternehmen – mit immerhin fast 300-jähriger Geschichte – wie der Kronkorken auf die Flasche", erklärt Blaschak.
Wo das fränkische Traditionsbier künftig gebraut wird, steht derweil noch nicht fest. "Das prüfen wir derzeit", erklärt Oettinger-Sprecherin Bajon inFranken.de. Der Vertrieb der Marke Karmeliter-Bräu durch Oettinger wird demnach voraussichtlich in den kommenden Wochen oder Monaten erfolgen.
Mit fränkischer Traditionsmarke: Oettinger setzt Neuausrichtung fort - neue Biersorten geplant?
Laut Firmenangaben geht Oettinger mit der Aufnahme der neuen Marke im Portfolio einen "weiteren wichtigen Schritt" in seiner Neuausrichtung. Diese sieht nach Eigenaussage eine breitere Aufstellung vor, um sich unabhängiger von Marktgegebenheiten zu machen. Während der Fokus der Diversifizierung auf mehr alkoholfreien Getränken und Innovationen fürs In- und Ausland liege, verliere man die Weiterentwicklung des Kerngeschäfts aber nicht aus dem Blick.
"Der deutsche Biermarkt schrumpft seit Jahrzehnten, ist aber nach wie vor bedeutend und umsatzstark", so Oettinger-CEO Stefan Blaschak. Viele Marken hätten Potenzial, in den klassischen Segmenten für neue Impulse zu sorgen. "Bei Karmeliter setzen wir auf den originären Wachstumspfad von Helles Lager, prüfen aber auch die Fortführung weiterer Klosterbiersorten."