"Wacken-Helge": Seine Reise geht weiter - Rocker laden Schwerkranken zu Konzert ein
Autor: Christoph Hägele
Nürnberg, Freitag, 06. Dezember 2019
Einmal im Leben zum Festival nach Wacken: Das wünschte sich der schwer kranke Helge aus dem Kreis Kronach. Vier Monate nach seiner großen Reise wartete die nächste große Überraschung auf ihn.
Helegs Wacken-Reise hat sie bewegt: Rock-Band lädt Schwerkranken zu ihrem Konzert ein - Das Leben ist weitergegangen, und allein das ist für Helge Langbein schon eine gute Nachricht. Der 50-Jährige aus dem Landkreis Kronach ist blind, er hat schweren Zucker, er sitzt die meiste Zeit im Rollstuhl, drei Mal in der Woche muss sein Blut ausgetauscht werden. Das alles hat sich nicht geändert, seit er in diesem August das von popkulturellen Mythen umrankte Heavy-Metal-Festival in Wacken besucht hat.
Das alles wird sich auch nicht mehr ändern in seinem Leben. "Aber ich lebe noch", sagt Helge Langbein am vergangenen Freitag in Nürnberg. Mehr sagt er nicht, nicht zu seinen Schmerzen und auch nicht, wie es ihm sonst so geht. Helge Langbein ist ein Meister der staubtrockenen Einzeiler. Er hat wohl einfach keine Zeit mehr für loses Gerede.
"Damals waren wir noch jung und knackig"
Das Leben also ist weitergegangen, aber dasselbe ist es seit Wacken dann doch nicht. Sonst hätte sich Helge Langbein am letzten Freitag im November nicht auf den Weg nach Nürnberg zum Konzert der Musikgruppe "Schandmaul" gemacht. Sonst hätte er den Abend zuhause in Neukenroth verbracht: "Wahrscheinlich hätte ich Musik gehört."
Gesang. Gitarre. Bass. Schlagzeug. Akkordeon. Dudelsack. Leier. Flöte. ",Schandmaul' spielen Mittelalterrock", sagt Helge. "20 Jahre oder so", ist es her, dass er und seine Schwester Nicole schon einmal ein Konzert von "Schandmaul" besucht haben. "Damals waren wir noch jung und knackig", sagt Nicole. In Burgkunstadt müsse das gewesen sein, in einer kleinen Kneipe. "Echt, wir haben mal in Burgkunstadt gespielt?" "Schandmaul"-Bassist Matthias Richter hat Fragezeichen in den Augen.
"Schandmaul"-Pullover getragen
In Wacken an seinem großem Tag im August trug Helge Langbein einen Kapuzenpulli von "Schandmaul". Eine befreundete Band hatte sie darauf aufmerksam gemacht, Richter und seine Bandkollegen überzeugten sich davon im Internet. "Das hat uns echt gerührt", sagt Richter. Deshalb haben "Schandmaul" Helge eingeladen zu ihrem Konzert in den Nürnberger Löwensaal.
Um zum Festival nach Wacken zu kommen, musste Helge Langbein erst eine Treppe herunterfallen und für Monate im Krankenhaus liegen.