Die Protestaktion wurde über die Parteigrenzen hinweg verurteilt. Söder sagte, die Aktion sei auch ein Angriff auf die bäuerliche Lebensweise gewesen. CSU-Chef Markus Söder muss nach Felßners Rückzug nun einen neuen Bewerber für das Amt des Bundesagrarministers suchen. Denn das Ministerium will er in den Koalitionsverhandlungen weiterhin für die CSU reklamieren.
Der geschäftsführende Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) schrieb auf der Plattform X: "Einschüchterungen & Drohungen haben in unserer Demokratie nichts, aber auch gar nichts verloren. Nicht gegen Günther #Felßner und seine Familie und auch gegen niemand anderen. Das gilt für alle und das gilt ganz genauso für Galgen, Blockaden von Fähren & alle anderen Übergriffe."
Update vom 26.03.2025: Günther Felßner zieht sich nach "Überfall" zurück - Aktivisten melden sich zu Wort
Am Dienstag, dem 25.03.2026, überschlugen sich die Ereignisse um den Präsidenten des Bayerischen Bauernverbands und designierten Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Günther Felßner. Der Mittelfranke aus Lauf an der Pegnitz wurde am Morgen zunächst von der Mitteilung überrascht, dass Tierrechtler von "Animal Rebellion" auf seinem Hof in der Nähe von Lauf an der Pegnitz protestieren würden.
Die Aktivisten selbst beschrieben ihre Aktion so: "15 Aktivist*innen der Organisation Animal Rebellion protestierten heute in Günthersbühl gegen Felßner als Agrarminister. Zwei Aktive kletterten mithilfe mitgebrachter Leitern auf das etwa 10 Meter hohe Dach seiner Rinderhaltung und befestigten ein 10x3 Meter großes Banner mit der Aufschrift 'Kein Tierausbeuter als Agrarminister' an der Wand. Auf dem Betriebsgelände kamen 12 weitere Aktivst*innen zusammen, die Plakate wie 'Kein Lobbyist als Agrarminister' oder 'Kein Umweltsünder als Agrarminister' in den Händen hielten. Animal Rebellion kritisiert die Falschaussagen zum Thema Klima und zur Biodiversitätskrise, die Felßner immer wieder von sich gibt".
Felßner spricht von "Überfall" - Aktivisten weisen Vorwurf zurück
Felßner selbst gab sich wegen des Vorfalls schockiert und sprach von einem "Überfall". Daraus zog er auch persönliche Konsequenzen: "Ich bin nicht bereit, die Sicherheit meiner Familie aufs Spiel zu setzen oder den Hof und seine Tiere durch Einbrüche zu gefährden", sagte Felßner – und erklärte, sich nicht mehr ums Amt des Bundesagrarministers zu bewerben. Die Polizei ermittelt wegen Verdachts auf Hausfriedensbruch gegen die Aktivisten.
Die Aktivisten selbst halten Felßner Argumentation für vorgeschoben. "Unsere Protestaktion war friedlich", argumentierte Scarlett Treml von "Animal Rebellion". Felßners Aussage, er habe sich aus Angst um seine Familie zurückgezogen, "lehnen wir in aller Deutlichkeit ab und halten dies für vorgeschoben". Dass eine Protestaktion am Arbeitsplatz eines Tierhalters diesen in seiner Privatsphäre verletzen würde, weise man entschieden zurück.
Die Protestaktion wurde über die Parteigrenzen hinweg verurteilt. Söder sagte, diese stellten auch einen Angriff auf die bäuerliche Lebensweise dar. Der geschäftsführende Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) schrieb auf der Plattform X: "Einschüchterungen & Drohungen haben in unserer Demokratie nichts, aber auch gar nichts verloren. Nicht gegen Günther #Felßner und seine Familie und auch gegen niemand anderen. Das gilt für alle und das gilt ganz genauso für Galgen, Blockaden von Fähren & alle anderen Übergriffe."
Kritik an dem Vorgehen - Zustimmung zum Ergebnis
Auch das Umweltinstitut München, die mit einer Petition gegen Felßners Kandidatur auch gegen den Bauernverbandspräsidenten mobilisiert hatten, distanzierten sich von der Aktion und riefen zu einer fairen Streitkultur auf: "Ich kann alle Beteiligten nur dazu aufrufen, sich an die Grundregeln des demokratischen Miteinanders zu halten", so der Geschäftsführer des Umweltinstituts Fabian Holzheid. "Aus diesem Grund heißen wir Methoden wie die gestrige Protestaktion nicht gut. Wie Günther Felßner in seiner Erklärung jedoch selbst erwähnte, sind Petitionen und Debatten zu Personalien, insbesondere bei Ministerposten, ein ganz normaler Teil der politischen Willensbildung".
Auch wenn sie also die Methoden von "Animal Rebellion" kritisierten, begrüßte das Umweltinstitut Felßners Rückzug: "Günther Felßner leugnet wissenschaftliche Erkenntnisse zu Klimakrise und Artensterben, und als Bauernverbandspräsident hätte er einen massiven Interessenkonflikt in das Amt getragen. Wir sind froh, dass er nicht der nächste Bundeslandwirtschaftsminister wird – das Ministerium wäre sonst zum verlängerten Arm der Agrarlobby geworden", so Holzheid.
Und auch "Animal Rebellion" wertet ihre Aktion wohl als Erfolg, denn ihr zentrales Ziel haben sie erreicht. "Günther Felßner hat in den letzten Wochen bewiesen, dass er als Agrarminister denkbar ungeeignet ist. Er leugnet wissenschaftliche Fakten und ruft er die Menschen dazu auf, Produkte zu konsumieren, für die Millionen von Lebewesen täglich ausgebeutet und grausam getötet werden. Die deutsche Landwirtschaft braucht keinen Schwurbler als Agrarminister, sondern eine Transformation, die pflanzenbasiert ist und Tiere und Umwelt schützt.", so Scarlett Treml, Aktivistin bei Animal Rebellion.
Ob Felßners Rückzug dabei wirklich Ergebnis der Aktion auf seinem Hof war, wird zumindest von einigen Seiten bezweifelt. Zuletzt hatten Medien berichtet, Felßner hätte zuvor bereits Rückhalt in der CSU verloren. Der Mittelfranke selbst bestreitet dies. Sicher ist jetzt jedoch: CSU-Chef Markus Söder muss nach Felßners Rückzug einen neuen Bewerber für das Amt des Bundesagrarministers suchen. Denn das Ministerium will er in den Koalitionsverhandlungen weiterhin für die CSU reklamieren.
Meldung vom 25.03.2025: Proteste bei Günther Felßner - Animal Rebellion auf Hof von designiertem Minister
Günther Felßner (CSU) soll Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft werden. Zumindest, wenn es nach Markus Söder geht, der den Präsidenten des Bayerischen Bauernverbandes schon vor Wochen als möglichen Minister ins Spiel gebracht hatte.
Andere sehen eine Nominierung Felßners aber kritisch. Mit einer auffälligen Aktion an und auf Felßners landwirtschaftlichem Betrieb haben nun Tierrechtler ihren Unmut über Felßner und die Agrarpolitik der Unionsparteien zum Ausdruck gebracht. Felßner selbst, der derzeit in Berlin zu Koalitionsverhandlungen weilt, sei "fassungslos" über "diese Radikalen". Was genau war passiert?
Ermittlungen gegen Tieraktivisten
Wie das Polizeipräsidium Mittelfranken gegenüber dem BR bestätigte, hatten Aktivisten der Tierrechtsorganisation "Animal Rebellion" am Dienstag (25.03.2025) Felßners Hof bei Lauf an der Pegnitz im Nürnberger Land betreten. Insgesamt 12 Aktivisten seien dabei festgestellt worden. Sie hätten Plakate verteilt - unter anderem eines auf dem Dach eines Rinderstalls mit dem Aufruf "Kein Tierausbeuter als Agrarminister."
Die Polizei ermittle wegen Hausfriedensbruch. Felßner selbst gab sich fassungslos und berichtete, seine Frau sei verängstigt gewesen. Tatsächlich steht "Animal Rebellion" mit der Kritik an Felßner nicht allein. Das Umweltinstitut München mobilisiert beispielsweise gegen "Lobbyminister Felßner". "Günther Felßner ist nicht geeignet für das Amt des Landwirtschaftsministers! Wir brauchen eine Agrarpolitik für Mensch und Umwelt statt für Lobbyinteressen", schreiben die Umweltschützer auf ihrer Facebookseite.
Gleichzeitig kritisiert das Umweltinstitut auch die Aktion von "Animal Rebblion": "Protest gegen die Ernennung eines Agrarlobbyisten zum Minister ist legitim, darf aber die Grenzen des Anstands nicht überschreiten. Aktionen, die in die Privatsphäre von Politikerinnen und Politikern eingreifen, lehnen wir entschieden ab – sei es das Bedrängen von Bundesminister Robert Habeck durch aufgebrachte Landwirte im Januar 2024 oder nun die Aktion von Animal Rebellion auf dem Hof von Günther Felßner", erklärt Fabian Holzheid, Geschäftsführer am Umweltinstitut München.
Über 400.000 Unterstützer von Petition gegen Felßner
Auf der Petitionsseite Campact haben gleichzeitig schon über 400.000 Menschen eine Petition gegen Felßner als Agrarminister unterschrieben. Unter anderem wird dort darauf hingewiesen, dass er 2018 einen Strafbefehl über 90 Tagessätze wegen Boden- und Gewässerverunreinigung akzeptiert hatte. "Jahrelang ließ er illegal umweltschädliche Silagesickersäfte von seinem Hof auf ein Nachbargrundstück abfließen. Trotz mehrfacher Aufforderungen des Landratsamts Nürnberger Land unternahm er nichts. Erst ein Gerichtsurteil zwang ihn, diese Umweltverschmutzung zu beenden", heißt es bei Campact.
Kritisiert wird Günther Felßner außerdem, weil er immer wieder den schädlichen Einfluss der Landwirtschaft auf Umwelt und Klima geleugnet hatte. So hatte er beispielsweise mehrmals behauptet, Fleisch sei klimaneutral und Pestizide würden der Artenvielfalt nicht schaden. Beide Behauptungen wurden von Experten vehement zurückgewiesen.