"Nie so massiv wie jetzt": Fränkisches Tierheim zieht wegen aktueller Situation die Reißleine

2 Min
Tierheim Nürnberg zieht wegen aktueller Situation die Reißleine - "nie so massiv wie jetzt"
Im Tierheim Nürnberg können aktuell keine Tiere mehr aufgenommen werden.
Tierheim Nürnberg zieht wegen aktueller Situation die Reißleine - "nie so massiv wie jetzt"
Collage inFranken.de: Tierheim Nürnberg

Im Tierheim Nürnberg hat die Überfüllung dramatische Züge angenommen - das Team zieht jetzt die Reißleine. Weil es vielen Tierheimen in Franken aktuell so geht, stellt Leiterin Tanja Schnabel klare Forderungen an die Politik.

  • Tierheim Nürnberg verhängt Aufnahmestopp für Hunde, Katzen und Kleintiere
  • "Nicht aus Spaß an der Freude": Leiterin nennt Grund für drastische Maßnahme
  • "Arbeiten am Limit": Tierschützerin erklärt - deshalb ist es aktuell "kurz vor 12"
  • "Ohne sich den Hauch eines Gedanken zu machen": Forderung nach strengeren Regularien 

Im Tierheim Nürnberg besteht aktuell ein allgemeiner Aufnahmestopp für Hunde, Katzen und Kleintiere. Neue Hunde könne man indes seit "bestimmt schon zwei Jahren" nicht mehr aufnehmen, wie Tierheim-Leiterin Tanja Schnabel gegenüber inFranken.de erklärt. Seit ein paar Wochen sei jetzt aber auch die Lage bei den Katzen und Kleintieren "ganz akut". Weil immer mehr Menschen ihre Tiere abgegeben haben, habe man jetzt zu dieser drastischen Maßnahme greifen müssen. 

Tierheim Nürnberg verhängt Aufnahmestopp - Tierschützer arbeiten aktuell "am Limit" 

"Wir machen das ja nicht aus Spaß an der Freude", erklärt Schnabel im Gespräch mit inFranken.de. "Aber wir haben einfach keinen Platz mehr". Das Tierheim arbeite demnach aktuell "am Limit", wie sie berichtet. "So massiv wie jetzt war es auf jeden Fall in den letzten Jahrzehnten nie", sagt sie. Für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stelle die ungewöhnlich hohe Anzahl an  untergebrachten Tieren einen "massiven Mehraufwand" dar, der aktuell nur schwer zu bewältigen sei.

"Wo viele Tiere sind ist natürlich auch viel Arbeit", erklärt Schnabel. Da lässt niemand, wenn er Feierabend hat, einfach den Napf fallen und geht nach Hause, wenn noch nicht alle gefüttert sind", sagt sie. In vielen anderen Tierheimen sei die Situation ganz ähnlich. "Es ist kurz vor 12", warnt die Leiterin des Tierheims Nürnberg deshalb.

Als Grund für die steigenden Zahlen vermute Schnabel vor allem die "Nachwehen der Corona-Pandemie". Damals hätten sich viele Menschen ein Haustier zugelegt, "ohne sich aber nur den Hauch eines Gedanken darüber zu machen, was das alles mit sich bringt". Nun werde die Entscheidung oft bereut. "Die Menschen haben sich darauf verlassen, dass die Tierheime ihre Fehler ausbügeln und die Tiere aufnehmen können", ärgert sich Schnabel.

"Muss endlich eingeführt werden": Nürnberger Tierheimleiterin mit klarer Forderung an Politik

Abgabe-Tiere könne man "für die nächsten Wochen, wenn nicht sogar für Monate" keine mehr annehmen. "Wir haben noch exakt zwei Boxen, die für Fundhunde reserviert sind", erklärt sie. Sobald diese auch belegt sind, sei das Tierheim Nürnberg voll. "Es ist nicht die Aufgabe der Tierheime, das auszubügeln", sagt sie. Deshalb müssten auch "endlich" von offizieller Seite Maßnahmen ergriffen werden.

"Der Auslandsimport muss viel stärker reguliert werden", fordert Schnabel. Zum einen müsse man stärker daran arbeiten, illegale Welpen-Transporte zu verhindern, zum anderen müsse aber auch "sogenannten Tierschutzvereinen im Ausland" das Handwerk gelegt werden, um zu verhindern, dass diese über das Internet ohne weiteres Tiere nach Deutschland verkaufen könnten. 

"Vielen geht es dabei nämlich nur um den Profit", ärgert sich Schnabel. "Da werden teilweise Hunde als 'Familienhunde' angepriesen, die sich dann in der ersten Woche durch die gesamte Familie tackern", sagt sie. Logisch, dass die Vierbeiner dann oft bereits nach nur wenigen Tagen im Tierheim landen. Außerdem müsse auch "endlich der Hundeführerschein in Bayern eingeführt werden", den Tierschützer demnach schon seit Jahren fordern, um sicherzustellen, dass Halter die erforderlichen Kenntnisse zur privaten Haltung eines Hundes besitzen. Weitere Nachrichten aus Nürnberg findet ihr hier