Druckartikel: Tierheim Hersbruck kritisiert "fürchterlichen Trend": Auswahl von Katzen nach Selfie-Tauglichkeit für Instagram

Tierheim Hersbruck kritisiert "fürchterlichen Trend": Auswahl von Katzen nach Selfie-Tauglichkeit für Instagram


Autor: Isabel Schaffner

Hersbruck, Mittwoch, 29. Dezember 2021

Das Tierheim Hersbruck weist auf ein Problem hin: Katzen mit bestimmten Fellfarben können oft nur schwer vermittelt werden, weil sie dem ästhetischen Empfinden vieler Menschen nicht entsprechen. Zudem gebe es vor allem unter jungen Frauen einen Trend, der bei den Tierheim-Mitarbeitenden auf Ablehnung stößt.


  • Tierheim Hersbruck: Fellfarbe der Tiere entscheidet oft über Wartezeit auf neues Zuhause
  • Aberglaube, Vorurteile, Social-Media-Trends: Schwarze Katzen und Hunde oft unbeliebt
  • Tierheim betreibt Aufklärungsarbeit: "Auch schwarze Tiere sind wunderschön"

Das Tierheim Hersbruck macht immer wieder Erfahrungen mit Besucher*innen, die mit "skurrilsten Aussagen" ihre Abneigung gegen schwarze Katzen und Hunde bezeugen, erklärt Tierheimleiterin Martina Höng inFranken.de. Nur wegen ihrer Fellfarbe müssten sie oft länger auf eine Vermittlung warten, als Tiere, die dem Geschmack des Zeitgeistes entsprächen. Das Tierheim räumt nun deshalb mit allen Vorurteilen auf und weist auf die Schönheit schwarzer Tiere hin.

Tierheim Hersbruck: Schwarze Katzen gelten für viele Menschen als unfotogen

In der alltäglichen Arbeit des Tierheims sei trotz einiger Aufklärungsarbeit zu spüren, wie sehr die Fellfarbe über die Beliebtheit der Tiere entscheidet: "Wenn wir auf Facebook schwarze Katzen posten, bekommen wir vielleicht 60 Klicks. Rassekatzen wie Perserkatzen schießen stattdessen durch die Decke", erklärt Höng. Viele junge Frauen wählten ihr Haustier sogar danach aus, ob es auf Instagram für gute Selfies tauge. "Die Leute hechten einem Trend nach und das finde ich fürchterlich", führt Höng weiter aus. 

Video:




Immer noch hätten einige Menschen den Aberglauben, Katzen brächten Unglück, wenn sie ihren Weg kreuzen. Auch verbänden viele die schwarze Fellfarbe mit einem aggressiven Charakter, was natürlich unbegründet sei. Außerdem gälten diese Tiere als geheimnisvoll, weil ihre Mimik nicht so gut von Weitem zu erkennen sei. "Doch wenn man sich mit ihnen und ihrer Körpersprache auskennt, ist das gar kein Problem – schon gar nicht aus der Nähe", klärt das Tierheim Hersbruck auf Facebook auf. 

Es komme aus diesen Gründen öfter vor, dass bei einem neuen Wurf schwarze Katzenbabys länger auf neue Besitzer warten müssten. "Dabei sind auch schwarze Tiere wunderschön", sagt Höng und verweist auf ein Porträt einer schwarzen Katze des Fotografen Christian Pausch unter ihrem Post, der sich bewusst für diese Fellfarbe  entschieden habe.

Schwarze Hamster und Chinchillas dagegen beliebt

Sogar klassisch getigerte Katzen seien manchen Tierheim-Besucher*innen nicht interessant genug. "Sobald die Musterung besonders ist, weiße Pfötchen im Spiel sind oder spezielle Flecken im Gesicht, werden die Katzen schneller vermittelt." 

Auch Kaninchen seien von der Abneigung gegen schwarzes Fell betroffen. Hamster oder Chinchillas hingehen profitierten von ihrem schwarzen Fell, weil sie damit aus der Menge herausstächen. "Die Menschen brauchen den Kick nach etwas Besonderem", fasst Martina Höng vom Tierheim Hersbruck zusammen, denn wir lebten "in einer Welt der Schönen". 

Die dreifarbige Katze "Violet" aus dem Tierheim Bamberg dürfte es damit einfacher haben, ein neues zu Hause zu finden. In diesem Artikel liest du, wie wild ihr Leben aussah, bevor sie im Tierheim aufgenommen wurde.