Tiergarten Nürnberg: Tierschützer fordern Delfinarium-Schließung
Autor: Nina Grimmeiß
Nürnberg, Freitag, 21. August 2020
Mit einer Petition will die Aktionsgruppe Tierrechte Bayern den Tiergarten Nürnberg dazu bringen, sein Delfinarium zu schließen. Tierschützer Simon Fischer hält das Konzept weder ethisch noch wissenschaftlich für tragbar. Der stellvertretende Leiter des Tiergartens sieht das anders: Er hält die Diskussion für emotional aufgeladen. Einen Anlass zur Schließung gebe es nicht.
Immer wieder gerät das Delfinarium in Nürnberg in die Kritik von Tierschützern und Öffentlichkeit: Das Wal- und Delfinschutz-Forum WDSF forderte jüngst eine Beendigung der Delfinhaltung und eine Rückführung der Tiere in menschenbetreute Meeresbuchten, TripAdvisor kündigte eine Beendigung der Geschäftsbeziehungen zum Tiergarten Nürnberg an und erklärte öffentlich, dass man auf eine Zukunft ohne Delfinhaltung hoffe, Tanja Breining von der Tierrechtsorganisation Peta erklärte, dass sie etwa die Medikamentengabe oder die kargen Becken von Delfinen kritisch sehe. Die Liste ist lang.
Doch ist das Konzept von Delfinarien tatsächlich veraltet, nicht artgerecht und überschattet somit den Aspekt des Artenschutzes oder eines Bildungsauftrags? Davon überzeugt ist die Aktionsgruppe Tierrechte Bayern. Allen voran Simon Fischer, Mitbegründer und Sprecher der Initiative. In einem Gespräch mit inFranken.de erklärt er, warum er Delfinhaltung für problematisch hält, die Aktionsgruppe dagegen vorgeht - und warum er sich dennoch keine großen Hoffnungen auf eine baldige Veränderung der Lage macht.
Aktionsgruppe Tierrechte Bayern startet Petition gegen Delfinarium Nürnberg
Bereits Ende letzten Jahres, im November 2019, startete die Aktionsgruppe Tierrechte Bayern die Petition mit dem Namen „Nürnberger Delfinarium Schliessen!“ Bislang hat die Petition eher weniger Aufmerksamkeit bekommen – knapp 1800 Unterschriften wurden gesammelt, 1500 werden noch benötigt. „Durch Corona ist die Petition etwas ins Straucheln gekommen, weil wir in der Zeit keine Aktionen durchführen konnten“, erklärt Sprecher Simon Fischer.
Immerhin digital versuchten die Tierschützer, Aufmerksamkeit auf die Situation zu lenken: „Eingesperrt zwischen Betonwand und Glasscheibe, müssen unter Beruhigungsmedikamenten Kunststücke vorführen – für was? Für die Belustigung von Menschen?“, fragt eine Tierschützerin da zum Beispiel.
Hoffnung, die 3300 Stimmen in zwei Monaten noch zu erreichen, habe die Aktionsgruppe nicht mehr. „Vielmehr versuchen wir jetzt, Aufmerksamkeit auf das Problem zu lenken, die in den letzten Jahren leider etwas verloren ging.“ Die Petition soll in zwei Monaten auch mit weniger Unterschriften als geplant auf dem Tisch des Oberbürgermeisters und des Nürnberger Tiergartens landen.
Züchtungs-Stopp und betreute Meeresbuchten: Das will die Petition erreichen
„Wir sind realistisch“, räumt Fischer gleich ein. „Wir glauben nicht, dass wir die Delfinhaltung in den nächsten ein, zwei Jahren stoppen können, aber wir arbeiten auf lange Sicht darauf hin.“ Ein Delfinarium jetzt auf gleich zu schließen, sei auch kaum umsetzbar. Aber: Den Tiergarten dazu zu bewegen, das Züchten einzustellen, liege im Bereich des Möglichen.
Im Interesse des Nürnberger Tiergarten-Direktors, Dr. Dag Encke, liege das laut Fischer allerdings nicht. Encke nämlich wolle, sobald die Umbauarbeiten im Tiergarten und somit der Baulärm vorüber sind, mit der Züchtung von Delfinen fortfahren und hoffe auf zwei, drei Delfin-Junge.