Besucher des Tiergartens Nürnberg können die Delfine jetzt wieder in der Lagune beobachten. Deren Haltung in Zoos sorgt bei Tierschützern immer wieder für Kritik - der Tiergarten hält indes mit mehreren Argumenten dagegen.
- Tiergarten Nürnberg macht Delfinlagune wieder auf - Umbauten abgeschlossen
- Präsentationen vermitteln laut Zoo "Wissenswertes" - Peta spricht von "Tierquälerei"
- "Einzigartige Möglichkeiten, etwas zu lernen": Biologe verteidigt Delfinhaltung
Seit Montag (13. Februar 2023) ist die Delfinlagune im Tiergarten Nürnberg wieder geöffnet. Mehrmals täglich seien Präsentationen geplant, bei denen das Pflegerteam "Wissenswertes" über Anatomie, Lebensräume, Bedrohung und Schutz der Tiere vermittele, heißt es in einer Pressemitteilung. Zum 50-jährigen Bestehen des Delfinariums 2021 rechnete die Tierrechtsorganisation Peta mit dem Tiergarten ab, sah diesbezüglich einen Fokus auf die "Unterhaltungsindustrie" und sprach sogar von "Tierquälerei". Was erwidert der Tiergarten gegen solche Kritik?
Delfinlagune im Tiergarten Nürnberg geöffnet - Peta prangert "moralisches Verbrechen" an
"Während die Kalifornischen Seelöwen auch den Winter über im Freien geblieben sind, waren die Delfine in den letzten Monaten ausschließlich im Delfinarium zu sehen", so der Tiergarten. Hintergrund seien die aktuell laufenden Bauarbeiten an der Delfinlagune: Von Ende Oktober bis Ende Dezember 2022 sei eine Bauschutzhalle aus Holz über zwei Becken der Lagune errichtet worden. In den Wintermonaten sei die Besuchertribüne ebenfalls "auf Vordermann gebracht" worden.
Sechs große Tümmler befinden sich nach Angaben des Tiergartens in der Lagune. Zur Delfinhaltung in Nürnberg fand Peta in einer Veröffentlichung vom September 2021 scharfe Worte: "Der Tiergarten Nürnberg bietet Delfinshows an, bei denen die Tiere zu unnatürlichen Tricks gezwungen werden" mit dem Zusatz "zur Unterhaltung zahlender Besucher*innen, denen das Leid der Tiere in den Einrichtungen meist nicht bewusst ist".
"Lange vor ihrer natürlichen Lebenserwartung" würden Delfine in Delfinarien immer wieder sterben, lautet ein weiterer Kritikpunkt. Sie gehörten in den Ozean, wo sie gemäß ihren Bedürfnissen weite Strecken zurücklegen könnten. Und die Fachreferentin für Wassertiere Tanja Breining beklagt in der Peta-Veröffentlichung mit Blick auf Delfine: "Sie zu kommerziellen Zwecken ihrer Freiheit und ihres natürlichen Lebens zu berauben, ist ein moralisches Verbrechen."
Tiergarten Nürnberg überzeugt von Delfinhaltung - "passt sich problemlos an"
Der Tiergarten dagegen hat sich in den vergangenen Jahren mehrfach überzeugt von seiner Delfinhaltung geäußert. Der in der Lagune beheimatete große Tümmler "passt sich problemlos verschiedenen Lebensräumen an und ist daher für die Haltung in Delfinarien gut geeignet", so ein Argument in der aktuellen Pressemitteilung des fränkischen Zoos. 2013 verteidigte Dag Encke, leitender Direktor des Tiergartens, das Konzept gegen Kritik: Die Tiere tauchten weder tief noch schwömmen sie weit. "Auch im Delphinarium präferieren sie nicht das tiefste Becken, sondern meist die Becken, an denen am meisten los ist."
Eine dreijährige wissenschaftliche Studie zu den Vorstellungen habe zudem kein erhöhtes Stresslevel der Tiere ergeben. Vielmehr bewirkten Präsentationen bei den Zuschauern "einen nachhaltigen Lerneffekt und - viel entscheidender - eine umweltbewusstere Einstellung", so Encke. Laut dem Tiergarten würden alle Tiere "im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes EEP" gehalten.