Druckartikel: Streicht Nürnberger Versicherung 500 Jobs? Konzern prüft "jeden Kostenfaktor"

Streicht Nürnberger Versicherung 500 Jobs? Konzern prüft "jeden Kostenfaktor"


Autor: Ralf Welz

Nürnberg, Freitag, 12. April 2024

Die Nürnberger Versicherung will laut Berichten rund 500 Stellen einsparen. Gegenüber inFranken.de bezieht ein Sprecher Stellung zu den aktuellen Plänen des Konzerns. Jeder Kostenfaktor wird demnach auf den Prüfstand gestellt.
Für das Geschäftsjahr 2023 zieht die Nürnberger Versicherung nach eigener Verlautbarung "eine gemischte Bilanz". Folgt nun ein spürbarer Schnitt in Sachen Personal?


Helle Aufregung um die Nürnberger Versicherung: Das traditionsreiche fränkische Versicherungsunternehmen ist ungewollt in die Schlagzeilen geraten. Laut mehreren Medienberichten sollen bis Ende 2025 rund 500 Arbeitsplätze gestrichen werden.

inFranken.de hat den Konzern diesbezüglich um eine Stellungnahme gebeten. Ein Unternehmenssprecher äußert sich nun unserer Redaktion gegenüber zu den aktuellen Plänen des bekannten Versicherers. 

Nürnberger Versicherung plant laut Berichten umfassende Stellenstreichungen - Konzern mit gemischter Bilanz

Die Geschichte der Nürnberger Versicherung reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Die Wurzeln der Firma liegen im Jahr 1884. Laut Eigenaussage gibt es gegenwärtig knapp 4400 Mitarbeiter. Das Portfolio erstreckt sich demnach von den Bereichen Lebensversicherung, private Krankenversicherung, Schadenversicherung, Unfallversicherung und Autoversicherung bis zum Finanzdienstleistungsbereich hin. Seit Sommer 2016 fungiert die Versicherung als Haupt- und Trikotsponsor des 1. FC Nürnberg.

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Im vergangenen Jahr hat die Versicherung nach eigenen Angaben "viele Weichen neu gestellt". Seit April 2023 ist Harald Rosenberger neuer Vorstandsvorsitzender des Konzerns. Auch das Vorstandsteam formierte sich neu. Zudem sei ein Strategieprozess gestartet worden, der Geschäftsmodell, Unternehmenskultur und Kostensituation zukunftsfest mache, wie aus einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Mitteilung des Unternehmens hervorgeht. Mit dem Prozess reagiert das Unternehmen laut dem CEO auf seine "aktuellen Herausforderungen"

Für das Geschäftsjahr 2023 zieht die Nürnberger Versicherung nach eigener Verlautbarung "eine gemischte Bilanz". Laut Mitteilung ging das Konzernergebnis von 69,8 Millionen auf 42,8 Millionen Euro zurück. Verantwortlich hierfür seien vor allem die hohe Inflation und die "erheblichen Elementarschäden in der Schadenversicherung" gewesen. Die Zahl der Versicherungsverträge sei mit 5,8 Millionen gleichwohl stabil geblieben. Konzernweit wird für das Jahr 2024 mit einem Ergebnis von 40 bis 50 Millionen Euro gerechnet. Bis 2026/27 ist eine Steigerung auf 100 Millionen das Ziel.

Abbau von rund 500 Arbeitsplätzen beschlossen? Unternehmenssprecher bezieht Stellung

In den vergangenen Stunden ist das mediale Interesse rund um die in Nürnberg ansässige Firma beträchtlich gestiegen. Laut verschiedenen Medienberichten sollen in den nächsten gut anderthalb Jahren um die 500 Arbeitsplätze bei der Nürnberger Versicherung wegfallen. inFranken.de hat diesbezüglich beim Unternehmen nachgehakt. Stimmt es, dass der Versicherer weitreichende Stellenstreichungen beschlossen hat?

Laut Konzern-Mediensprecher Ulrich Zeidner wurde die Belegschaft im Rahmen einer regelmäßigen Veranstaltung über aktuelle Themen aus dem Unternehmen informiert. In diesem Zuge habe CEO Harald Rosenberger unter anderem den derzeitigen Stand des firmeninternen Strategie-Projekts "Vom Ich zum Wir" erläutert. Das drei Säulen umfassende Konzept besteht demnach aus einem neuen Geschäftsmodell, der Weiterentwicklung der Unternehmenskultur sowie dem Effizienzprogramm "Fit für die Zukunft".

"Bei diesem gibt es eine Reihe von Einzelmaßnahmen, in denen die Nürnberger jeden Kostenfaktor auf den Prüfstand stellt", erläutert der Sprecher gegenüber inFranken.de. Dies reiche von der Jalousien-Reinigung des Bürogebäudes bis hin zu IT-Projekten. Hinsichtlich der kursierenden Stellenabbau-Meldungen hält sich Zeidner gleichwohl bedeckt. "Über Überlegungen, die Auswirkungen auf das Personal haben, befindet sich die Geschäftsführung derzeit in Gesprächen mit dem Betriebsrat", berichtet der Konzernsprecher der Nürnberger Versicherung.

Auszug aus Business Tower: Nürnberger Versicherung räumt Wahrzeichen teilweise

Vor wenigen Wochen hatte die Nürnberger Versicherung derweil angekündigt, den Business Tower Nürnberg teilweise zu räumen. In das bekannte Wahrzeichen sollen in diesem Zuge neue Mieter einziehen.

"Wir räumen den Business Tower nicht komplett", sagte Konzern-Mediensprecher Ulrich Zeidner Ende Februar im Gespräch mit inFranken.de. Beim Entschluss, das markante Gebäude zum Teil hinter sich zu lassen, handle sich um eine "Spätfolge von Corona". Das Unternehmen verfolge das Modell "40 Prozent der Arbeitszeit im Büro, 60 Prozent zu Hause", erläuterte der Zeidner. Dementsprechend sei die "Zahl der Mitarbeiter, die ein Gebäude brauchen, deutlich zurückgegangen", schilderte der Sprecher der Nürnberger Versicherung.

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