Mit Spannung blickt der 1. FC Nürnberg auf den letzten Bundesliga-Spieltag. Dann wird geklärt, gegen wen der Club in der Relegation antreten muss.
Mit Spannung blickt der 1. FC Nürnberg auf den letzten Bundesliga-Spieltag. Dann wird die Frage geklärt, gegen wen der Club in den beiden Begegnungen am 19. und 23. Mai um den möglichen Aufstieg antreten muss.
Das letzte Auswärtsspiel der Zweitliga-Saison am Sonntag wird die Clubspieler nur am Rande interessieren. Schließlich ist dem Team von Trainer René Weiler Platz 3 nicht mehr zu nehmen. Die Gedanken der Nürnberger werden auf jeden Fall in Richtung 19. und 23. Mai gehen - der beiden Spieltage, an denen die entscheidenden Begegnungen anstehen, ob der 1. FCN kommende Saison vielleicht in der ersten Liga spielen kann.
Mit Spannung blicken zuvor die Nürnberger Fans in Richtung des letzten Bundesliga-Spieltags. Dann nämlich entscheidet sich, wie der Gegner der Relegationsspiele heißen wird: Eintracht Frankfurt, Werder Bremen oder VfB Stuttgart. Weil "alle richtig Bock darauf haben", so Mittelfeldspieler Kevin Möhwald, dreht sich im Profikader auch schon alles um die bevorstehende Relegation. Club-Stürmer Guido Burgstaller setzt seine Hoffnung auf diese Spiele: "Wir können jetzt aus einer sehr guten Saison noch eine sensationelle machen." Und wen wünscht sich der Österreicher? "Das sind alle drei Traditionsvereine und schwere Aufgaben."
Und er fügt an: "Wir gehen mit einem richtig guten Gefühl in diese beiden Spiele." Kein Wunder, denn bislang hat der FCN gute Erfahrungen mit der Relegation gemacht. 2009 setzte sich der Club gegen Energie Cottbus durch und stieg auf. Ein Jahr später sicherte sich die Mannschaft gegen den FC Augsburg den Klassenerhalt.
Die Stimmung der Rivalen
Am Valznerweiher geht es nun darum, die Stimmung bis zum ersten Relegationsspiel hochzuhalten, das am Donnerstag, den 19. Mai auswärts stattfindet. Wie aber ist die Situation bei den möglichen Gegnern? Ein Überblick:
Werder Bremen hat es selbst in der Hand: Ein Heim-Sieg gegen Frankfurt und die Mannschaft bleibt drin. Allerdings rechnete die Werder-App wohl nicht damit: Am Dienstag tauchten dort schon einmal bei den Spielterminen die zwei Relegations-Spiele gegen Nürnberg auf. Als diese Panne aufflog und sie sich überall verbreitete, wurde alles ganz schnell gelöscht.
Eintracht Frankfurt ist wohl derzeit am besten drauf, gewann die letzten drei Spiele. Beim Endspiel um den Klassenerhalt am Samstag in Bremen reicht sogar ein Punkt zur Rettung. Eintracht-Trainer Niko Kovac: "Wir sind auf einem guten Weg, aber die letzte Schlacht muss noch geschlagen werden."
Am dramatischsten ist die Lage beim Tabellenvorletzten
VfB Stuttgart. Die Schwaben haben es nicht mehr in eigener Hand, Tabellenplatz 16 zu erreichen. Sie müssen in Wolfsburg gewinnen und dann hoffen, dass Frankfurt gewinnt - nur dann ist die Relegation noch möglich. Aus den letzten acht Spielen holten die Spieler nur magere zwei Punkte. Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne) kann sich nach dem Aufstieg seines SC in die Bundesliga ein wenig Spott auf die abstiegsbedrohten Stuttgarter nicht verkneifen: "Das Baden-Württemberg-Derby nächstes Jahr findet zwischen Hoffenheim und Freiburg statt."
Einen Lieblingsgegner kann Club-Trainer René Weiler nicht identifizieren, "wir schauen, wer es wird", sagt der Schweizer zurückhaltend. Die Favoritenrolle bei den zwei Partien hänge auch vom letzten Bundesliga-Spieltag ab, so Weiler. Sollte etwa der VfB auf den Relegationsrang klettern, könnte er mehr Euphorie und Motivation mitnehmen als Frankfurt nach einer Niederlage in Bremen.
Blick in die Statistik
Rein statistisch gesehen haben die Clubberer keinen Lieblings- oder Angstgegner: Gegen alle drei hat der FCN eine Bilanz von drei Siegen, vier Unentschieden und drei Niederlagen in den vergangenen zehn direkten Auseinandersetzungen. Im Hinblick auf Frankfurt und Stuttgart sind vor allem die Erfolge auf dem Weg zum Pokalsieg 2007 in Erinnerung, als die Eintracht im Halbfinale 4:0 und der VfB im Endspiel 3:2 nach Verlängerung bezwungen wurden.
Am Valznerweiher geht es nun darum, die Stimmung hochzuhalten und sich am letzten regulären Spieltag in Paderborn warmzuschießen für die Relegation. "Wir spüren die Euphorie im Umfeld schon seit Wochen", berichtet Weiler. Am sportlich wertlosen 34. Spieltag werden die Nürnberger nichts herschenken, behauptet zumindest Burgstaller: "Jeder Sportler will jedes Spiel gewinnen, wir auch." Für Möhwald geht es am Sonntag darum, "den Ernstfall zu proben".
Die Rückkehr in die vermisste Bundesliga sehnen die Verantwortlichen nicht nur aus fußball-romantischer Sicht herbei, sondern vor allem aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Noch ein Jahr 2. Liga hätte große Einsparungen zur Folge, der Kader müsste umgebaut und verbilligt werden. Ob der ehrgeizige Trainer bleibt, wäre nicht sicher. Schon jetzt ist vorherzusehen, dass einige Leistungsträger den Verein verlassen werden. Der aktuell angeschlagene Sebastian Kerk geht nach Freiburg, Torjäger Niclas Füllkrug wird womöglich von Ex-Verein Werder Bremen dank einer Vertragsoption zurück an die Weser geholt.
Die Nürnberger haben etliche junge Spieler in den Reihen, die wohl nur mit dem Aufstieg zum Bleiben überredet werden können. Und vielleicht ist es am Ende der dienstälteste Profi, dem das gelingt: Nach seinem Achillessehnenanriss will Torwart-Routinier Raphael Schäfer nämlich ab Mittwoch wieder trainieren. Wird der Schlussmann bis 19. Mai einigermaßen fit, soll es der Pokal-Held von 2007 richten.
Bei Kerk ist dagegen unklar, ob er bis zur Relegation wieder fit wird. Gegen St. Pauli fehlte der 22-Jährige wegen Achillessehnenproblemen, "doch es könnte auch durchaus länger dauern", befürchtet Trainer Weiler. Ganz ausgeschlossen ist aber Kerks Einsatz nicht. Die Mission Relegation läuft also für den Club auf vollen Touren - nur ist eben offen gegen wen ...