Röthenbach: Flüchtlingshelfer kritisiert Zustände in Asylunterkunft - "Eine Katastrophe"
Autor: Ralf Welz
Röthenbach an der Pegnitz, Donnerstag, 13. Oktober 2022
An der Asylunterkunft in Röthenbach (Nürnberger Land) gibt es scharfe Kritik. Die örtlichen Flüchtlingshelfer fühlen sich von den Behörden im Stich gelassen. "Die ganzen Sonntagsreden helfen nicht", betont der Sprecher der örtlichen Asylhilfe.
- Röthenbach: Asylunterkunft im Nürnberger Land in der Kritik - "Katastrophe"
- "Moralisch fraglich": Flüchtlingshelfer beanstandet Zustände in Einrichtung
- Initiative fühlt sich von Behörden im Stich gelassen: "Sonntagsreden helfen nicht"
- Landratsamt bezieht Stellung zu Vorwürfen - "Landrat weiß um die Wichtigkeit"
Die Asylunterkunft im mittelfränkischen Röthenbach (Landkreis Nürnberger Land) sorgt für Kritik. Zu großem Unmut führen vor allem die jüngsten Zugänge der Einrichtung. "Wir haben vor Kurzem einen ganzen Schwung an Leuten erhalten", berichtet Georg Escher von der Asylhilfe Röthenbach. Der Sprecher des ehrenamtlichen Unterstützerkreises fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen. "Die Geflüchteten kamen hier an - ohne jegliches Geld. Sie konnten sich nicht einmal Lebensmittel kaufen." Escher berichtet zudem von fehlendem Inventar, Ungeziefer und verstopften Toiletten. Das Landratsamt bezieht bei inFranken.de nun Stellung zu den teils schweren Vorwürfen.
Röthenbach: Flüchtlingshelfer beklagt massive Missstände in Asylunterkunft - "Eine Katastrophe"
Die meisten neuen Bewohner stammen dem Flüchtlingshelfer zufolge aus Afghanistan. Die Menschen hätten bei ihrer Ankunft nicht einmal Geld bei sich gehabt, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. "Das Geld habe ich dann aus privater Tasche vorgestreckt. Ich weiß nicht, ob ich das wiederkriege", sagt Escher im Gespräch mit inFranken.de. Das Landratsamt verteidigt sich: Laut Informationen der Behörde hätten die neuen Bewohner noch an ihren Herkunftsorten das ihnen zustehende Geld erhalten. Die Leistung für Oktober sei entweder teilweise oder sogar in voller Höhe ausbezahlt worden, betont das Amt. "Warum dann keine Geldmittel vorhanden gewesen sein sollten, können wir so erst mal nicht nachvollziehen", teilt Pressesprecherin Johanna Nürnberger inFranken.de mit.
Helfer Escher bemängelt derweil auch die Ausstattung der Einrichtung. "Es gab kein Geschirr, keine Bettdecken, kein gar nichts." Ihm zufolge habe obendrein auch die Heizung anfangs nicht funktioniert. Mit Blick auf das Kücheninventar verweist das Landratsamt auf den Betreiber der Unterkunft. "Die Küchen sollten eigentlich vollständig vom Vermieter ausgestattet sein", berichtet Nürnberger. Die Behörde räumt zugleich ein, dass es in den ersten Tagen wohl tatsächlich zu wenig Geschirr und Besteck gegebenen habe. "Auch hier hat das Amt sofort nachgesteuert", betont die Sprecherin. "Die Heizung war in der Tat noch nicht eingeschaltet", da die Heizperiode erst am 1. Oktober beginne. Wegen der niedrigen Außentemperaturen sei die Heizung aber umgehend in Betrieb genommen worden.
Die Asylbewerber sind im ehemaligen Seniorenheim "Haus Krone" am Friedrichsplatz und einem Gebäude am benachbarten Mühlhof untergebracht. "Das eine Haus ist in einem einigermaßen passablen Zustand, das andere war schon immer eine Katastrophe", beanstandet der Ehrenamtliche. Er berichtet von teils verstopften Toiletten und Ungeziefer. "Wenn man eine Rattenfalle aufstellt, sind wohl auch Ratten da", hält er fest. Ihm sei bewusst, dass beschädigte Klos mitunter dem "unsinnigen Verhalten" einzelner Bewohner geschuldet sind. "Das ändert aber nichts an den Zuständen an sich."
Asylunterkunft teils von Ungeziefer-Problem betroffen - "Schädlingsbekämpfung muss erfolgen"
Ein Ungeziefer-Problem im Haus am Mühlhof ist dem Landratsamt laut eigenen Angaben nicht bekannt. Demnach seien zwar "Köder für Mäuse etc." aufgestellt worden, dies sei aber dem Umstand geschuldet, "dass die Unterkunft seit Mai 2022 leer stand und dies rein vorsorglich veranlasst wurde". Nur in der Unterkunft am Friedrichsplatz habe es zuletzt ein Schädlingsproblem gegeben, das durch einen Vorbewohner verursacht worden sei. "Jetzt muss erst eine Schädlingsbekämpfung erfolgen", erläutert Nürnberger die Lage vor Ort.
Georg Escher vermisst hinsichtlich der Zustände in der Asylunterkunft ein Einschreiten der politischen Entscheidungsträger. Seine Forderung: Die Behörden müssten den Betreiber der Unterkunft stärker in den Blick nehmen. Das momentane Vorgehen diesbezüglich sei "moralisch fraglich", sagt Esch. "Das ist mein Vorwurf. Es fließt hier viel Geld. Trotzdem werde der Betreiber nicht angehalten, die Zustände zu verbessern." Darüber hinaus gebe auch der Umgang der Behörden mit der Röthenbacher Asylhilfe Anlass zu Beanstandung. Die Ehrenamtlichen fühlen sich demnach unerwünscht.