Riesiger Atombunker unter dem Nürnberger Hauptbahnhof - erstmals werden Führungen angeboten

1 Min
Während einer Führung im Nürnberger Bahnhofsbunker lassen sich originale Einrichtung und Technik bestaunen. (Archivbild)
Riesiger Atombunker bei Hauptbahnhof Nürnberg - bald starten die Führungen
Guido Vogt
Während einer Führung im Nürnberger Bahnhofsbunker lassen sich originale Einrichtung und Technik bestaunen. (Archivbild)
Riesiger Atombunker bei Hauptbahnhof Nürnberg - bald starten die Führungen
Guido Vogt
Während einer Führung im Nürnberger Bahnhofsbunker lassen sich originale Einrichtung und Technik bestaunen. (Archivbild)
Riesiger Atombunker bei Hauptbahnhof Nürnberg - bald starten die Führungen
Guido Vogt

Unter dem Hauptbahnhof Nürnberg verbirgt sich ein einzigartiges Zeugnis des Kalten Krieges: ein Atombunker für knapp 2500 Menschen. Neun Jahre lang hat sich ein Verein hier für Führungen eingesetzt - bald sind diese möglich.

Er sollte 2450 Menschen im Falle eines Atomanschlags Schutz bieten: der Bahnhofsbunker von Nürnberg im zweiten Untergeschoss. Er wurde von 1973 bis 1977 erbaut und zeugt von der damaligen Furcht vor dem Ausbruch eines Dritten Weltkriegs. Bekanntlich kam es nicht so weit und der Bunker kam nicht zum Einsatz. Dennoch ist er noch eingerichtet, samt Schlafraum mit Pritschen und Stühlen, Sanitäreinrichtungen und Kommunikationszentrale - eine Seltenheit in Deutschland.

"Nach der Freigabe wurden die meisten Bunker leergeräumt, weil sich der Bund nicht um den Betrieb kümmert", erklärt der Projektleiter für den Regelbetrieb Armin Glass im Gespräch mit inFranken.de. Seit neun Jahren setze sich maßgeblich der Vorsitzende des Fördervereins Nürnberger Felsengänge Ralf Arnold dafür ein, den Ort der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. inFranken.de berichtete er bereits 2020 von dem riesigen Atombunker unter dem Hauptbahnhof. Eine Menge Verhandlungen und Investitionen liegen inzwischen hinter dem Verein.

Bald Führungen in Nürnberger Bahnhofsbunker - Verein investiert fünfstellige Summe

"Wir haben viele Jahre Klärung betrieben, wem der Bunker wirklich gehört: der Bahn oder der Stadt", so Glass. Letztlich habe sich die Stadt als Eigentümerin herausgestellt, sich aber vor Investitionen gesträubt. Denn sie habe Sorge gehabt, der Verein wolle einen Museumsbetrieb errichten. Sobald sich Menschen frei bewegen dürfen, mache das "gigantische Summen notwendig, indem man für die Sicherheit sorgen muss". Unkomplizierter gestalte es sich bei geführten Touren, "was wir von Anfang vorhatten", so der Projektleiter. In Nürnberg tut sich ein weiteres Faszinosum für die Öffentlichkeit auf: Handwerker haben geheime Räume in einer Sehenswürdigkeit gefunden. 

Neugierige können sich ab dem 2. März 2024 zu täglichen Führungen im Bahnhofsbunker anmelden können. Eine mittlere fünfstellige Summe sei dennoch nötig gewesen. "Der Hauptposten ist der Brandschutz samt Brandmeldeanlage. Wir mussten auch Wände erneuern und ersetzen und Fluchttüren einbauen", zählt Glass auf.

Die Brandvorschriften und der Ausbau seien inzwischen abgeschlossen. Jetzt erfolge der Einbau verschiedenster Präsentationen. "An Monitoren werden wir Bildmaterial zur Verfügung stellen", so die Ankündigung. Über ein Programm sollen zudem die Auswirkungen von Explosionen auf verschiedene Städte einsehbar sein.

Blick in Vergangenheit zeigt kuriose Denkweisen aus Zeiten des Kalten Krieges

Auch den Film "Duck and Cover" (zu Deutsch "Ducken und in Deckung gehen") wolle man zeigen, in dem US-Amerikaner während des Kalten Krieges der Bevölkerung das Verhalten im Falle eines Atomangriffs nahebringt. Aus heutiger Sicht "schaut und hört er sich banal an" - verglichen zu der tatsächlich drohenden Gefahr, wie Glass anmerkt.

Während der Führungen erkenne man trotz der Größe des Bunkers gleichzeitig die Enge, erklärt der Projektleiter die Faszination. Nur für ein Drittel der Menschen habe es Liegeflächen gegeben, "zwei Drittel hätten sich anders dort aufhalten und die Zeit abwarten müssen". Zwei Wochen lang sei ein Leben hier möglich gewesen. Über die Sinnhaftigkeit bestehen jedoch Zweifel.

Zum Start der Führungen soll es ein besonderes Event in der Umgebung des Bahnhofs geben. Weitere Nachrichten aus Nürnberg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.