Plärrer in Nürnberg soll schöner werden: Hier können Bürger mitentscheiden
Autor: Nikolas Pelke
Nürnberg, Freitag, 05. Juni 2020
Früher hui, heute pfui: Der Nürnberger Plärrer war nicht immer der hässlichste Platz Nürnbergs. Die Stadt könnte demnächst wieder an die große Vergangenheit des Plärrer mit seinem "Automaten-Restaurant" anknüpfen und den Platz aus seinem Dornröschenschlaf retten.
Umbau des Nürnberger Plärrer in Planung: Der Plärrer ist einer der größten Verkehrsknotenpunkte der Stadt Nürnberg und gleichzeitig wichtiges Drehkreuz für den ÖPNV. Das Problem: Der bekannteste Platz in Nürnberg ist gleichzeitig wohl der hässlichste Platz in Nürnberg. Dabei hat der Plärrer als moderne Verkehrsdrehscheibe früher sogar einmal richtig gut ausgesehen.
Das soll wieder so werden: Die Stadt Nürnberg spielt offensichtlich ganz konkret mit dem Gedanken, dem grauen Albtraum für urbane Ästheten wieder ein schöneres Aussehen zu verpassen. Die SPD tritt dabei sogar dafür ein, den historischen "Plärrer-Automaten" in neuer Form wiederzubeleben und damit nebenbei wohl auch an die glorreiche Vergangenheit der Sozialdemokraten zu erinnern und einen alten Fehler zu korrigieren.
Plärrer: Umgestaltung ist ein Riesenprojekt
Die Idee der Plärrer-Neugestaltung ist freilich nicht ganz neu. Schon 2015 hat die SPD vorgeschlagen, den mittlerweile ziemlich unschönen Platz mit seinen vielen Gleisen und Straßen wieder ein wenig aufzuhübschen und einen Ideenwettbewerb für die Neugestaltung zu starten. Allerdings wohl nicht nur aus gänzlich uneigennützigen Gründen.
Die unterirdische U-Bahn-Haltestelle am Plärrer muss umfangreich instandgesetzt werden. Dazu soll das U-Bahn-Bauwerk freigelegt und Schienen und Weichen abgebaut werden. Diese genauso aufwendigen wie aufgrund undichter Oberflächen und maroder Betonelemente "dringend notwendigen" Baumaßnahmen könnte die Stadt in Abstimmung mit den kommunalen Verkehrsbetrieben dafür nutzen, um auch die Anordnung der oberirdischen Gleise und der Haltestellen von Straßenbahnen und Bussen neu zu ordnen und damit dem ganzen Plärrer wieder ein zeitgemäßes Design zu verpassen.
Derzeit spricht selbst die SPD bezeichnenderweise nicht von einem "Platz", sondern von einem "Durchgangsort". Als Verkehrsknoten sei der Plärrer gleich nach dem Hauptbahnhof die zweitwichtigste Haltestelle im städtischen Nahverkehr. Täglich wurden dort 85.000 Gäste ein- und aussteigen. Über 950 Mal kurven bimmelnde Straßenbahnen in 24 Stunden über den grauen Durchgangsort, den jeder Nürnberger seit Jahren so schnell wie möglich nur wieder verlassen will.
Plärrer: Vom Schmuckstück zu Schandfleck
Dieses traurige Schattendasein führt der Platz erst seit der absoluten Neuzeit. Früher war der Plärrer ein Schmuckstück. Besonders liebten die Nürnberger das "Automaten-Restaurant" mit seinem umlaufenden Reklame-Lichtband im Stil der Klassischen Moderne. Der "Plärrer-Automat" ist so beliebt gewesen, dass sogar die Nazis sich nicht getraut haben, das unter dem verhassten SPD-Oberbürgermeister Hermann Luppe im Jahr 1931 eröffnete Selbstbedienungs-Restaurant nach der "Machtergreifung" wieder abzureißen. Nach dem Krieg ist das teilweise durch einen Bombentreffer zerstörte Bauwerk sogar wieder aufgebaut worden.
Erst im Zuge des U-Bahn-Baus in den 70er Jahren ist die großstädtische Perle - in dem sich sogar ein "stummes Postamt" inklusive Briefmarken-Automat befunden hat - dummerweise erneut unter dem SPD-Oberbürgermeister Andreas Urschlechter trotz empörter Proteste abgerissen worden.