Nürnberger Tafel wird überrannt: "Bis zu 1380 Essen am Tag" - Helfer stoßen an ihre Grenzen
Autor: Isabel Schaffner
Nürnberg, Freitag, 25. März 2022
Vor der Nürnberger Tafel bilden sich aktuell riesige Schlangen. Seit das Team auch ukrainische Flüchtlinge versorgt, wird viel mehr Essen benötigt als bislang. "Wir können einen noch größeren Ansturm nicht bewältigen", betont die Leiterin.
Nürnberger Tafel kommt an ihre Grenzen: "Können größeren Ansturm nicht bewältigen." Seit dem 3. März 2022 versorgt die Nürnberger Tafel zusätzlich zu ihren bisherigen Kund*innen Menschen, die vor dem Ukraine-Krieg geflüchtet sind. "Wir sehen es als unsere Aufgabe, Bedürftigen zu helfen und die ukrainischen Flüchtlinge sind unstrittig bedürftig, wenn sie oft nur mit einer Tasche bei uns ankommen." So beschreibt es die Leiterin Edeltraud Rager im Gespräch mit News5.
Für das Team sei es selbstverständlich, sie aufzunehmen und ihnen eine warme Mahlzeit am Tag zu bieten. Im Heilig-Geist-Haus Nürnberg bekämen die Flüchtlinge einen Flyer für die Tafel und könnten kostenlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen. So werde ihnen der Zugang zur Tafel leicht gemacht. "Für uns ist es eine große Herausforderung. Doch wir bekommen viele Hilfsangebote der Bevölkerung, bei der Tafel auf verschiedene Weisen mitzuarbeiten", so Rager.
Nürnberger Tafel erlebt großen Ansturm - bis zu 1380 Essen am Tag
Im Dezember 2021 habe die Tafel begonnen, zweimal in der Woche warm für 50 bis 60 Menschen zu kochen. "Jetzt war die Spitze 1380 Essen" am Tag, erklärt die Leitung. Durchschnittlich gebe die Tafel zwischen 400 und 600 Essen aus. Das Team brauche inzwischen sehr viel mehr Nahrungsmittel. "Die Lebensmittel bekommen wir zum einen über unser Stammspender, die Läden und zum anderen über die Landeslogistik der Tafel. Wir merken, es wird etwas enger. Wir können einen noch größeren Ansturm nicht bewältigen." Die Tafel sei an ihrer Grenze angelangt. Wenn es bei den maximal 600 Essen bleibe, sei es gerade noch stemmbar.
Die Tafel beobachte eine Zunahme an Neukund*innen und versuche, zusätzlich Spender zu akquirieren. "Bisher unterstützen uns unsere Stammspender tatkräftig. Wie es weiter geht, weiß keiner", so Rager. Erst, wenn es den Flüchtlingen gelinge, selbst Geld zu verdienen, seien sie nicht mehr auf die Tafel angewiesen. Auffallend: Rager beobachte ausschließlich Dankbarkeit unter den Flüchtlingen. Die Tafel orientiere sich sogar zeitweise an den Geschmäckern der Ukrainer*innen, die die Borschtsch-Suppe begeistert angenommen hätten.
Für manche Familien sei der Tafel-Besuch sogar wie ein Sonntagsausflug, zum gemeinsamen Zusammensitzen. Die Ukrainerin Ekaterina aus Odessa vermisse ihren Mann, der in Odessa geblieben sei, um die Stadt zu verteidigen, übersetzt die Dolmetscherin im Interview mit News5 in den Räumlichkeiten der Nürnberger Tafel. Es sei eine sehr schwierige Situation, doch Ekaterina sei froh über das gute Essen.
Auch der Erlanger Tafel gehen die Lebensmittel infolge der Ukraine-Krise inzwischen sehr viel schneller aus. Oberbürgermeister Florian Janik rief die Bevölkerung daher zur Hilfe auf.