Nürnberger Ordnungsamt verbietet Protest-Partys gegen Tanzverbot
Autor: Agentur dpa
Nürnberg, Mittwoch, 27. März 2024
Das Tanzverbot an Stillen Tagen steht immer wieder in der Kritik. Einige Clubs in München und Regensburg haben nun zum Protest-Tanzen aufgerufen. Die Stadt Nürnberg hat es jedoch verboten.
Pünktlich zur Karwoche wird wieder Kritik am Tanzverbot für Stille Tage laut. Warum sollen denn diejenigen sich ruhig verhalten müssen, die an Gott nicht glauben und auch nicht an den Gottessohn am Kreuz?
Das fragt sich auch Assunta Tammelleo, Vorsitzende des religionskritischen Bundes für Geistesfreiheit (bfg) München. "Das ist doch hanebüchen", sagt sie und zitiert Zahlen, wonach nur noch 24,7 Prozent der Münchner der katholischen Kirche angehören und 9 Prozent der evangelischen.
Kritik am Tanzverbot für Stille Tage: Protest-Tanzen in München, Nürnberg und Regensburg
Zwei Drittel der Bewohner der Landeshauptstadt haben mit der Kirche also demnach - zumindest auf dem Papier - wohl nicht (mehr) viel am Hut. Vor Ostern, wenn endlich mal viele frei haben, dürfen sie aber trotzdem nicht tanzen.
Aus Protest gegen diese Regelung und zur Forderung nach einer Trennung von Kirche und Staat hat der bfg nun aufgerufen zu einer Demonstration an Gründonnerstag unter dem oben genannten Motto "Holy Shit - Let us dance!" und außerdem zum Protest-Tanzen in Clubs in München, Nürnberg und Regensburg.
Möglich macht das eine Ausnahmeregelung, die das Bundesverfassungsgericht 2016 formuliert hat. "Demnach sind an Karfreitag und allen anderen acht Stillen Tagen Ausnahmen möglich, wenn Feste und Feiern Ausdruck einer weltanschaulichen Abgrenzung gegenüber christlichen Glaubensbekenntnissen sind", betont Tammelleo. "Das trifft auf die Veranstaltungen und Partys des bfg München zu."
In Bayern herrscht Tanzverbot - bei Verstoß drohen Geldbußen
Auf die Frage, ob diese Regelung in Zeiten massenhafter Kirchenaustritte noch zeitgemäß ist, heißt es aus dem Ministerium: "Christen gedenken am Karfreitag des Leidens und Sterbens Jesu Christi am Kreuz. Der Tag ist damit einer der wichtigsten christlichen Feiertage. In der katholischen Kirche ist der Karfreitag ein strikter Fast- und Abstinenztag." Und: "Stille Tage bieten jedem eine wichtige Möglichkeit der inneren Einkehr, der Besinnung und des Gedenkens. Die Beschränkungen an den Stillen Tagen stehen mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit im Einklang und belasten Veranstalter und Bürger nicht über Gebühr."
Ein sogenanntes Tanzverbot bestand in Bayern nach Ministeriumsangaben mindestens seit der "Verordnung über Tanzlustbarkeiten" vom 31. Oktober 1921, ausdrücklich gesetzlich verankert wurde es dann nach 1945. Zwischenzeitlich - in den 1970er Jahren - galten in Bayern sogar 13 Tage als Stille Tage.