Druckartikel: Nürnberg: Wie viel verdienen Pfandsammler auf Rock im Park? "Gutes Geschäft", Unicef und schwere Schicksale

Nürnberg: Wie viel verdienen Pfandsammler auf Rock im Park? "Gutes Geschäft", Unicef und schwere Schicksale


Autor: Strahinja Bućan, Manuel Dietz

Nürnberg, Samstag, 03. Juni 2023

Bei Rock im Park bleibt eine Menge an Pfandflaschen- und Dosen liegen. Das meiste davon landet in den Säcken von Pfandsammlern. Deren Motive sind oft ganz unterschiedlich - für manche ist das ein Nebenjob, andere sammeln für einen guten Zweck und manchmal stehen schwere Schicksale dahinter.
Beim Pop-up-Lidl auf dem Rock im Park-Gelände kann man seine Pfandflaschen abgegeben. Für manche sind fremde Dosen aber ein Geschäftsmodell.


Vor den Pfandautomaten am Pop-up-Lidl trifft man viele von ihnen. Schon während des Festivals drehen zahlreiche Pfandsammler ihre Runden und nehmen mit, was die Festivalbesucher einfach fallen lassen. So auch eine zierliche Frau um die 60, die Metal-Fans nach ihren Dosen fragt und herumliegende Flaschen in ihren Rucksack steckt. 

Wie sie heißt, will sie nicht verraten - sie erzählt aber offen von ihrem Schicksal und dem Grund, warum sie bei Rock im Park Pfandflaschen sammelt. Sie habe einen schwerbehinderten Sohn, der habe Geld gespart und ihr ein Ticket für knapp 300 Euro gekauft. Sie selbst bekomme eine kleine Rente von 280 Euro, der Rest fürs Leben kommt vom Amt. Einen Mann hat sie nicht mehr, der sei nach der Geburt des Sohnes abgehauen. 

Pfand sammeln bei Rock im Park - illegal mit einer Ausnahme

Wie viel hat sie schon verdient? Das weiß sie noch nicht, sie sei am Samstag den ersten Tag da. "Bisher habe ich etwa 40 Euro am Automaten bekommen und dann habe ich noch das hier", sagt sie und zeigt in etwa zehn Dosen in ihrem Rucksack. Erst müsse sie die Kosten für das Ticket reinholen, aber auch der Rest soll nicht nur dazu da sein, um sich die Rente aufzubessern. "Mein Sohn soll endlich für eine Woche in den Urlaub", erzählt sie. 

Sie ist bei weitem aber nicht die einzige - mehrere Männer stehen mit voll bepackten Säcken vor dem Lidl-Pfandautomaten. Und auch für die kommt bis Festivalende ganz schön was zusammen. "Ich rechne so mit 500 Euro über das gesamte Wochenende", erklärt ein Sammler, der gerade vom Pfandautomaten zurückkommt. 

Laut dem Veranstalter ist das Sammeln von Pfandflaschen während des Festivals auf dem Gelände nicht erlaubt. Mit einer Ausnahme. "Wir kooperieren mit der UNICEF Studentengruppe Nürnberg/Erlangen, die auf den Campingplätzen Pfand für einen guten Zweck sammeln", so Dario Lob vom Rock im Park-Presseteam. 

Pfand für einen guten Zweck - Unicef will junge Leute mobilisieren

Und auch die trifft man mit einigen gut gefüllten Säcken voller leerer Getränkedosen vor dem Pfandautomaten. "Letztes Jahr haben wir an den drei Tagen ungefähr 1000 Euro gesammelt", berichtet eine der ehrenamtlichen Helferinnen stolz. In diesem Jahr seien demnach bislang rund 350 Euro zusammengekommen. Um die Summe, die letzten Endes gespendet wird, gehe es dabei primär aber gar nicht. 

"Das ist einfach eine tolle Aktion, vor allem, um junge Leute zu erreichen. Da ist so ein Festival echt eine coole Sache", freut sich das Unicef-Team. "Wir gehen auf dem Zeltplatz herum und fragen die Leute nach Pfand-Spenden", erklären die Helferinnen. Häufig müsse man aber gar nicht erst fragen. "Viele kommen von sich aus und freuen sich, dass sie mit ihrer Pfand-Spende etwas Gutes tun können".