"Unwahre Behauptungen": Nürnberger Bar widerspricht Polizei - und erhebt gegen Beamte schwere Vorwürfe

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Die "Undecided"-Verantwortlichen widersprechen der Ausführung des Polizeipräsidiums gleich in mehreren Punkten. Zudem kritisieren sie scharf die Vorgehensweise der Einsatzkräfte.
Nürnberg: "Undecided"-Bar erhebt schwere Vorwürfe gegen Polizei - "unwahre Behauptungen"
Undecided; Paul Zinken (Symbolbild dpa) / Collage: inFranken.de
Nürnberg: "Undecided"-Bar erhebt schwere Vorwürfe gegen Polizei - "unwahre Behauptungen"
Die "Undecided"-Verantwortlichen widersprechen der Ausführung des Polizeipräsidiums gleich in mehreren Punkten. Zudem kritisieren sie scharf die Vorgehensweise der Einsatzkräfte.
Undecided-Bar
Undecided-Bar

Nach einem Polizeieinsatz in der Nürnberger "Undecided"-Bar üben die Betreiber der Bar massive Kritik. Gegen die Beamten erheben sie schwere Vorwürfe.

  • Nürnberg: "Undecided"-Bar erhebt nach Polizeieinsatz schwere Anschuldigungen
  • "Unwahre Behauptungen": Barbetreiber widersprechen Schilderung von Polizeipräsidium
  • Anwalt übt scharfe Kritik an Einsatzkräften: "Beleidigend, unprofessionell und teilweise rassistisch"
  • "An den öffentlichen Pranger gestellt": Bar beklagt "erheblichen Schaden für Reputation und Marke"

Die Bar "Undecided" in Nürnberg erhebt infolge eines Polizeieinsatzes schwere Vorwürfe gegen die Einsatzkräfte. Der Vorfall habe sich völlig anders zugetragen, als im Pressebericht der Polizei geschildert. Die Barbetreiber üben zugleich massive Kritik an der Vorgehensweise der Einsatzkräfte. Laut dem Anwalt der "Undecided"-Verantwortlichen zeigten Videos, "wie beleidigend, unprofessionell und teilweise rassistisch" einzelne Polizeibeamte gegenüber der Geschäftsführerin der Bar aufgetreten seien. 

"Undecided" in Nürnberg: Barbetreiber setzen sich nach Polizeieinsatz zur Wehr

Laut dem Bericht des Polizeipräsidiums Mittelfranken habe sich in der Nacht zum Samstag (16. April 2022) vor der Bar in der Königstraße eine größere Menschenansammlung gebildet. Beamte der Polizeiinspektion Nürnberg-Mitte versuchten daraufhin demnach, ein Gespräch mit der Verantwortlichen der "Undecided"-Bar zu führen. Laut Angaben des Präsidiums habe der Türsteher den Polizisten jedoch den Zutritt verweigert, massiven Widerstand geleistet und einem Beamten gar mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Die Bar wurde daraufhin von der Polizei kurzerhand geschlossen

Laut den Betreibern der "Undecided"-Bar hätten sich die Geschehnisse in der besagten Nacht dagegen vollkommen anders zugetragen, als von der Polizei geschildert. Sie widersprechen der Ausführung des Polizeipräsidiums gleich in mehreren Punkten. Der Rechtsanwalt der "Undecided"-Verantwortlichen, Eser Polat, weist zunächst darauf hin, dass die von der Polizei als problematisch eingestuften Personen auf der Straße keine Gäste seiner Mandantschaft gewesen seien.

"Es stellt reine Willkür dar, mögliche Vorfälle auf der Königstraße ohne weitere konkrete Anhaltspunkte dem Geschäftsbetrieb unserer Mandantschaft zuzurechnen und in der Folge Maßnahmen gegen sie durchzuführen“, erklärt Polat in einer Stellungnahme gegenüber inFranken.de. Auch an den beiden Tagen zuvor habe es bereits ohne Angabe von Gründen entsprechende Kontrollen gegeben.

"Undecided"-Verantwortliche bestreiten Türsteher-Angriff auf Polizisten in Nürnberg

Dennoch hätten die "Undecided"-Betreiber Polat zufolge Verständnis dafür, dass die Polizei zur Abklärung einer Lage ein Gespräch mit den Barinhabern führen wolle. "Beide Geschäftsführer unserer Mandantschaft hielten sich zum relevanten Zeitpunkt am und vor dem Eingang auf und waren für die Polizeibeamten jederzeit zu erkennen und ansprechbar“, erklärt der Anwalt der Bar.

Den Polizisten sei dennoch zu keinem Zeitpunkt der Zutritt zur Bar verwehrt oder verzögert worden. "Nochmals betonen wir, dass es seitens des Türstehers keinen Angriff auf Polizeibeamte gegeben hat“, so Polat. Nach übereinstimmenden Aussagen von vier Zeugen, die den Vorfall aus vier verschiedenen Perspektiven beobachtet hätten, habe es weder einen Angriff auf die Polizeibeamten noch eine Weigerung, die Beamten einzulassen, gegeben. 

"Vielmehr haben die Polizeibeamten ohne Vorwarnung und ohne jeglichen ersichtlichen Grund unmittelbaren Zwang angewendet, den Türsteher mithin angegriffen, fixiert und abgeführt", moniert Polat. Bei dieser Maßnahme sei auch die unmittelbar daneben stehende "Undecided"-Geschäftsführerin leicht verletzt worden. Laut Auffassung des Anwalts habe es keinen plausiblen Rechtsgrund dafür gegeben, die Räumlichkeiten der Bar überhaupt zu betreten, "und dann schließlich auch derart robust und massiv vorzugehen". 

"Beleidigend, unprofessionell und teilweise rassistisch": Anwalt übt scharfe Kritik an Polizisten

Die Auswertung mehrerer Sicherheitskameras habe zudem ergeben, dass die Polizeibeamten anschließend den Barbetrieb ohne ersichtlichen Rechtsgrund eingestellt und die Gäste zum Verlassen der Bar aufgefordert hätten. "Auf den Videos ist zudem zu sehen und zu hören, wie beleidigend, unprofessionell und teilweise rassistisch einzelne Polizeibeamte gegenüber der Geschäftsführerin unserer Mandantschaft aufgetreten sind", konstatiert Polat. Konkrete Beispiele nennt er dabei aber nicht.

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Das dokumentierte Verhalten habe indes zunächst die Erstattung von Dienstaufsichtsbeschwerden zur Folge, erklärt der Anwalt. Das Polizeipräsidium Mittelfranken wollte sich gegenüber inFranken.de zu den Vorwürfen der "Undecided"-Betreiber und ihrem Anwalt bislang nicht äußern. Es verweist diesbezüglich lediglich auf seinen ursprünglichen Polizeibericht zum besagten Einsatz.

"Dem Inhalt dieser Pressemeldung haben wir zum aktuellen Zeitpunkt nichts hinzuzufügen", teilt ein Sprecher inFranken.de am Donnerstag (28. April 2022) mit. "Wir bitten darüber hinaus um Verständnis, dass wir mit Blick auf die in diesem Fall eingeleiteten straf- und ordnungsrechtlichen Ermittlungen keine weitergehenden Angaben zu den Geschehensabläufen am Einsatzort machen."

"An den öffentlichen Pranger gestellt": Bar beklagt "erheblichen Schaden für Reputation und Marke"

Die "Undecided"-Betreiber kritisieren derweil auch, dass in der begleitenden Medienberichterstattung teils der Name ihrer Bar genannt worden sei. Die Verantwortlichen fühlen sich diesbezüglich "an den öffentlichen Pranger gestellt", weil laut ihrem Empfinden auf diese Weise "die unwahren Behauptungen" schließlich weiterverbreitet worden seien. "Im Ergebnis entstand für unsere Mandantschaft ein nicht unerheblicher monetärer Schaden sowie ein erheblicher Schaden für die Reputation und Marke", konstatiert Anwalt Polat. 

Die Barbetreiber hätten sich in der Vergangenheit insbesondere gegenüber Sicherheits- und Ordnungskräften "stets rechtskonform, professionell und höflich" verhalten, berichtet Polat. "Selbiges erwarten wir allerdings auch von den für Sicherheit und Ordnung zuständigen Behörden in unserer Stadt."

Zur Aufklärung der Geschehnisse sei nun ein runder Tisch geplant, an dem neben den "Undecided"-Verantwortlichen und ihrem Anwalt auch Vertreter des Polizeipräsidiums und des Ordnungsamts teilnehmen sollen, so der Anwalt. Den Barbetreibern sei es laut eigener Aussage indes "ein großes Anliegen" mitzuteilen, dass die "Undecided"-Bar weiterhin regulär geöffnet habe und sich auf die Bewirtung ihrer Gäste freue.

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