Nürnberg: Chef von Traditionsunternehmen übt scharfe Kritik an Behörden - "wie ein Krebsgeschwür"
Autor: Ralf Welz
Nürnberg, Mittwoch, 17. August 2022
Der Geschäftsführer der CSC Jäklechemie übt im Zuge der Energiekrise scharfe Kritik. "Der Sand muss aus dem Getriebe der Behörden heraus", fordert der Chef des Nürnberger Traditionsunternehmens. Die Bürokratie vergleicht er mit einem "Krebsgeschwür".
- Nürnberg: Chef von Traditionsunternehmen macht sich wegen Energiekrise "große Sorgen"
- Geschäftsführer hält komplette Produktionsausfälle in seiner Branche für möglich
- "Sand muss aus Getriebe der Behörden heraus": Scharfe Kritik an Politik und Bürokratie
- Beschlossene Gasumlage stößt indes auf Zustimmung: "Zumindest kurzfristig richtig"
Der Ukraine-Krieg hat zu explodierenden Energiepreisen geführt. Der Kostenanstieg stellt neben den privaten Haushalten auch zahlreiche Betriebe vor immense Herausforderungen. Vor allem der Chemiebranche setzt der drohende Gasmangel drastisch zu. "Mit Blick auf die Chemieindustrie, deren Produkte wir vertreiben, mache ich mir große Sorgen", betont Robert Späth, Geschäftsführer der CSC Jäklechemie in Nürnberg, gegenüber inFranken.de. An den politischen Entscheidungsträgern übt er teils harsche Kritik. Vor allem ein Punkt ist ihm dabei ein Dorn im Auge.
Energiekrise: Nürnberger Geschäftsführer kritisiert Bürokratie - "Sand muss aus Getriebe der Behörden heraus"
"Der Sand muss aus dem Getriebe der Behörden heraus", fordert Späth. "Bürokratie wuchert immer noch wie ein Krebsgeschwür." Sein Standpunkt: Digitalisierung müsse endlich Prozesse beschleunigen, anstatt sie zu verkomplizieren. "Genehmigungsverfahren sollten keine Investitionen behindern." Den Verantwortlichen wirft er diesbezüglich unzureichenden Weitblick vor.
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"Leider werden Gesetze viel zu wenig auf ihre Wirksamkeit hin überprüft", beklagt der Chef des 1886 gegründeten Nürnberger Chemie-Handelshauses. "Konsequenterweise müsste man unwirksame Regelungen wieder abschaffen." Ein weiterer Kritikpunkt: Kurzfristige Einsparungen im Personal vernichteten oft wertvolles Know-How, sodass es in den Behörden am Ende an Kapazitäten fehle. "Langfristiges Denken über eine Legislaturperiode hinaus, ist leider selten zu finden", moniert Späth.
Laut Späths Auffassung übt Putin durch das Drehen am Gashahn massiven Druck auf den Westen und insbesondere auf Deutschland aus. "Man kann lange diskutieren, wie gerade Deutschland in so eine starke Abhängigkeit geraten ist, aber es ist nun einmal der Fall", konstatiert der Geschäftsführer der CSC Jäklechemie. Sein Lösungsansatz: "Will man dem standhalten, muss man sehr schnell reagieren, um nicht den Zusammenbruch der Energieversorgung zu riskieren."
"Zumindest kurzfristig richtig": Gasumlage stößt grundsätzlich auf Zustimmung
Um die exportierenden Energieunternehmen zu entlasten und das deutsche Energiesystem vor dem Kollaps zu bewahren, hat die Bundesregierung nun eine sogenannte Gasumlage beschlossen. Diese sieht vor, dass sämtliche Gaskunden pro Kilowattstunde 2,4 Cent mehr bezahlen müssen. Neben den Privathaushalten werden auch Firmen zur Kasse gebeten. Für viele Unternehmen stellt die Maßnahme in ihrer ohnehin prekären Lage eine zusätzliche Belastung dar.
"2,4 Cent sind schon ein massiver Betrag", betont Robert Späth. Langfristig wäre dies sicher nach seinem Ermessen nicht für alle Verbraucher tragbar. "Unser Gasverbrauch ist allerdings kein kritischer Kostenfaktor, da wir als Großhändler es nicht als Rohstoff oder Treibstoff nutzen." Die von der Politik auf den Weg gebrachte Gasumlage kann er derweil nachvollziehen. "Energieunternehmen gehören zur kritischen Infrastruktur", hält Späth fest. Die Einbeziehung der Gasverbraucher sei deshalb "zumindest kurzfristig richtig". Späths Überzeugung: "Der Gaspreis wird in absehbarer Zeit nicht wieder auf das alte Niveau sinken. Jeder muss mithelfen, um den Gasverbrauch zu reduzieren."