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Nürnberg: Streit um E-Scooter entbrannt - "Beschwerden nehmen zu"


Autor: Charlotte Wittnebel-Schmitz

Nürnberg, Mittwoch, 30. Juni 2021

Seit zwei Jahren sind Menschen in Nürnberg mit E-Scootern unterwegs. Es ist Zeit, um eine Bilanz zu ziehen. Machen die E-Scooter mehr Ärger als das sie nutzen? Oder haben sie sich fest in Nürnberg etabliert?
E-Scooter sind umstritten in Nürnberg: Zwei Jahre nach der Einführung wird Bilanz gezogen. Symbolfoto: borismeyer77/pixabay


Seit zwei Jahren sind Menschen in Nürnberg mit E-Scootern unterwegs. Zwei Jahre, nach denen eine Bilanz gezogen werden soll.

Sowohl die SPD-Stadtratsfraktion als auch die CSU-Stadtratsfraktion stellten Ende Juni einen Antrag, der die Nutzung der E-Scooter in den Blick nimmt. Der Antrag der CSU liest sich jedoch deutlich kritischer als der, der SPD. Yasemin Yilmaz, Stadträtin und Mitglied des Verkehrsausschusses, fasst die Haltung der SPD-Stadtratsfraktion gegenüber den E-Scooter so zusammen: „Wir wollen wissen, was der Stand der Dinge ist. Wir wollen wohlwollend begleiten, sind aber für ein kritisches Nachbessern offen.“

Ärger wegen falsch geparkter E-Scooter in Nürnberg

Die CSU weist darauf hin, dass es immer wieder Ärger darüber gibt, wie die schnellen Flitzer genutzt werden. „Die Beschwerden von Anwohnern, Gewerbetreibenden und Fußgängern in der Altstadt nehmen zu“, stellt Stadtrat Thomas Pirner (CSU) fest. Das Problem: Die E-Scooter stehen im Weg herum. Oft finde man abgestellte E-Scooter quer vor Wohnungseingängen, mitten auf Gehwegen, vor Eingangstüren der Einzelhändler und in Fußgängerzonen, schreibt Pirner.

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Das sehe nicht nur unschön aus, auch die Sicherheit werde gefährdet. „Fußgänger, behinderte Menschen oder auch Eltern mit Kinderwägen haben es schwer, an den wirr abgestellten Scootern vorbeizukommen.“ Manchmal werden die E-Scooter in die Pegnitz geschmissen, auch solche Fälle sind Pirner bekannt.

Außerdem, so die CSU, werden oft die vorgeschriebenen Verkehrsregeln nicht eingehalten: Die Nutzer fahren mit den E-Scootern unerlaubt in der Fußgängerzone und auf Gehwegen. Manchmal stehen Menschen auch zu zweit auf den Rollern und bringen damit sich und andere in Gefahr.

E-Scooter "gehören zu einer urbanen Gesellschaft dazu"

Der Gesetzgeber sehe es vor, dass E-Scooter mit einer Maximalgeschwindigkeit von 20 km/h immer die vorhandenen Radwege nutzen müssen. Gibt es auf der Strecke keine Radwege, muss die Straße genutzt werden. Das Fahren in Fußgängerzonen und auf Gehwegen ist untersagt. Aber - wie auch aus anderen Städten bekannt -  halten sich einige Nutzer nicht daran. 

Nasser Ahmed, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion schreibt im Antrag der SPD: „Wir haben von Beginn an nicht den Stab über E-Scooter gebrochen. Vielmehr wollen wir wissen, wie E-Scooter überhaupt benutzt werden und welches Potenzial sie entfalten können.“ A und O sei, dass klare Regeln für deren Nutzung formuliert und diese auch eingehalten werden. „Zu Beginn hat das sicherlich nicht so gut funktioniert, aber es gab auch keinen Grund dieses Fortbewegungsmittel in Bausch und Bogen zu verteufeln.“

Pirner betont, dass er keineswegs gegen die E-Scooter sei. „Die gehören zu einer urbanen Gesellschaft dazu. Es ist ein neuartiges Fortbewegungsmittel und wird von jüngeren Leuten rege angenommen.“ Er halte nichts davon, die E-Scooter zu verbieten. 

Abstellflächen soll Parkchaos Riegel vorschieben

Die CSU-Stadtratsfraktion schlägt dazu Folgendes vor: Eine mögliche Abhilfe könnten von der Stadt festgelegte Abstellflächen sein, die durch Markierungen am Boden deutlich erkennbar sein sollen. Nur in diesen Abstellflächen sollen die E-Scooter nach der Fahrt geparkt werden dürfen. 

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Die Mitglieder der CSU-Stadtratsfraktion schlagen in ihrem Antrag zudem vor, mit den jeweiligen Anbietern über eine Anpassung der Software zu sprechen. Denn diese könne so verändert werden, dass es nicht mehr möglich sei, die Scooter irgendwo abzustellen. Das bedeutet: Der Benutzer müsste so lange zahlen, bis er den Roller ordnungsgemäß geparkt hat. Erst dann kann er die Fahrt innerhalb der App beenden.

Außerdem schlägt die CSU-Stadtratsfraktion den Betreibern vor, eine Funktion zu installieren, mit der die Höchstgeschwindigkeit der Scooter in sensiblen Bereichen, wie einer Fußgängerzone, automatisch auf 6 km/h gedrosselt wird, sofern das Befahren der Fußgängerzone zeitweise erlaubt ist. „Einige Anbieter, wie Circ und Tier, haben bereits solche Funktionen, die das Fahrzeug automatisch verlangsamen, sobald sich der Roller laut GPS-Koordinaten in solchen Zonen befindet“, heißt es im Antrag.

Im Nürnberger Verkehrsausschuss oder im Stadtrat

Yasemin Yilmaz geht davon aus, dass der Antrag entweder in einer Sitzung im Juli oder im Herbst im Verkehrsausschuss behandelt werde. Wann genau, könne sie noch nicht sagen, der Antrag sei noch „ganz frisch“. Die Beschlüsse des Verkehrsausschusses seien für den gesamten Stadtrat bindend. Stelle sich heraus, dass das Thema eine „gewisse Brisanz“ aufweise, kann sich Yilmaz vorstellen, dass im gesamten Stadtrat darüber gesprochen werde.

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