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Nürnberg: Lebkuchen-Schmidt reagiert mit Personalmaßnahme auf drohenden Gasausfall - "gewappnet sein"


Autor: Ralf Welz

Nürnberg, Sonntag, 21. August 2022

Das Nürnberger Hersteller Lebkuchen-Schmidt reagiert auf mögliche Gasausfälle im Winter. Schon jetzt sind die Kosten für den Traditionsbetrieb "schmerzhaft".
Lebkuchen-Schmidt in Nürnberg ist von der Gaskrise stark betroffen. "Als Backwarenproduzent gehören wir zu den energieintensiven Unternehmen", sagt Sprecher Andreas Hock.


  • Wegen möglichem Gasmangel: Lebkuchen-Schmidt ergreift kurzerhand Personal-Maßnahmen
  • "Größter Lebkuchen-Versandhändler der Welt" von Gaspreis-Explosion stark betroffen
  • "Versuchen, Lager so voll wie möglich zu bekommen": Produktion läuft auf Hochtouren

Die Industrie leidet seit Monaten unter den explodierenden Energiepreisen infolge des Ukraine-Kriegs. Um sich gegen einen möglichen Gasmangel zu rüsten, hat die Firma Lebkuchen-Schmidt nun kurzerhand Maßnahmen ergriffen. "Wir versuchen, im vorgezogenen Dreischichtbetrieb unsere Lager so voll wie möglich zu bekommen, um für eventuelle Gasausfälle gewappnet zu sein", erklärt Unternehmenssprecher Andreas Hock inFranken.de.

Nürnberg: Produktion bei Lebkuchen-Schmidt läuft auf Hochtouren - drei Millionen Lebkuchen pro Tag

Die herstellende Lebensmittelindustrie zählt zu den Branchen, die unter der aktuellen Krise besonders arg leiden. "Als Backwarenproduzent gehören wir zu den energieintensiven Unternehmen", sagt Lebkuchen-Schmidt-Sprecher Hock im Gespräch mit inFranken.de. Herstellung, Kühlung, Vertrieb - das alles kostet. Die drastisch gestiegenen Gaspreise seien deshalb vor Ort "schmerzhaft" spürbar. "Wir haben dadurch 4,5 Millionen Euro Mehrkosten. Das ist natürlich bei einem Umsatz von 100 Millionen Euro schon eine Hausnummer."

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Ein kompletter Gasausfall dürfte die ohnehin bereits knifflige Lage gleichwohl verschärfen. Die Strategie des Nürnberger Lebkuchen-Herstellers: So viel wie möglich vorproduzieren. Der Werkbetrieb im Stadtteil Langwasser wurde hierfür im Juli vorzeitig auf ein Drei-Schichten-Modell umgestellt. Dies sei normalerweise erst im August oder gar September der Fall.

"Wir produzieren im Prinzip rund um die Uhr", erläutert Hock. Hergestellt werden etwa drei Millionen Lebkuchen - pro Tag. An sechs Tagen pro Woche wird gearbeitet. "In der Produktion haben wir 800 Mitarbeiter im Einsatz." Von einem Rohstoffmangel ist die Firma - im Gegensatz zu vielen anderen Akteuren - nicht betroffen. "Es ist alles da, was wir brauchen", sagt der Sprecher. "Es fehlt nichts, was die Lebkuchen-Produktion gefährdet." Eine größere Stückzahl als augenblicklich lässt sich laut Hock allerdings nicht erzeugen. "Mehr produzieren, als in Spitzenzeiten möglich ist, können wir nicht." 

 "Wird keine Lebkuchen-Krise geben": Nürnberger Firmensprecher zeigt sich optimistisch

Laut der Congress-und Tourismus-Zentrale Nürnberg ist Lebkuchen-Schmidt "der größte Lebkuchen-Versandhändler der Welt". Die Wurzeln des Betriebs liegen im Jahr 1927. In seinem Werksverkauf direkt am Firmengelände in der Zollhausstraße ist das gesamte Sortiment des Unternehmens ganzjährig erhältlich.

Neben seinem Webshop betreibt der traditionsreiche Lebkuchen-Hersteller auch mehrere stationäre Filialen. Supermärkte und Discounter werden indes nicht beliefert. "Das ist unserer klarer Vorteil gegenüber den Wettbewerbern", erklärt Hock mit Blick auf die Logistik. 

Das größte Geschäft wird für gewöhnlich von Ende November bis Anfang Dezember gemacht. "Der 6. Dezember ist unser Spitzentag", sagt Hock. Angesichts der vorzeitigen Schichtumstellung zeigt sich der Firmensprecher durchaus optimistisch, was die diesjährige Saison anbelangt. "Wir sind zuversichtlich, dass unsere Kunden wie gewohnt bestellen." Seine feste Überzeugung: "Es wird keine Lebkuchen-Krise geben."

Der Geschäftsführer eines anderen Nürnberger Traditionsbetriebs übt im Zuge der Energiekrise derweil scharfe Kritik. "Der Sand muss aus dem Getriebe der Behörden heraus", fordert er. Die Bürokratie vergleicht er mit einem "Krebsgeschwür".