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Nürnberg: Landwirt rechnet bei Bauernprotest mit Söder und Ampel ab - "nur Wahlkampf"


Autor: Florian Hauner, Daniel Krüger

Nürnberg, Montag, 15. Januar 2024

In Nürnberg zogen am Freitagmorgen (12. Januar 2024) lange Traktor-Konvois durch die Straßen der Stadt. Als Unterstützer war auch ein Landwirt aus dem Kreis Bamberg vor Ort. Die Rolle der CSU bei den Protesten stößt ihm allerdings ebenso sauer auf wie die Politik der Ampel.
Patrick Bornschlegel aus Stadelhofen (Kreis Bamberg) unterstützt die Landwirte-Kollegen und kritisiert sowohl die Ampel als auch die CSU.


Rund um Nürnberg fanden am Freitagvormittag (12. Januar 2024) mehrere Sternfahrten von Landwirten zum Volksfestplatz statt. Es handelte sich nach Schätzungen des Bauernverbands wohl um den bislang größten Bauernprotest in Franken gegen die geplante Kürzung der Steuererleichterung beim Agrardiesel. In weiten Teilen der Innenstadt kam es in den Morgenstunden zu Verkehrsverzögerungen.

Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte sich für die Kundgebung ab 11 Uhr in Nürnberg angekündigt. "Wir stehen an der Seite der Landwirte. Die Belastungen der Ampel müssen vollständig zurückgenommen werden", forderte er. Die Wut vieler fränkischer Bauern auf die Bundesregierung ist groß - immer wieder kommt es dabei auch zu radikalen Äußerungen auf Plakaten und fragwürdigen Symbolen wie den "Ampel-Galgen". An der Nordseeküste eskalierte vor wenigen Tagen ein Protest gegen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Doch nicht alle Landwirte sehen den starken Fokus auf die Ampel unkritisch - wie Patrick Bornschlegel aus Steinfeld (Gemeindeteil von Stadelhofen im Kreis Bamberg).

"Alle Parteien müssen mehr machen": Landwirt unterstützt Bauernprotest in Nürnberg 

Bornschlegel war an diesem Vormittag in Nürnberg nur Zuschauer der sich langsam durch die Stadt bewegenden Traktoren. Wir trafen ihn zufällig an der S-Bahn-Haltestelle Sandreuth. "Ich bin Landwirt im Nebenerwerb und bewirtschafte eine Fläche von rund acht Hektar", erzählte er. Gerne hätte auch er an den Protesten teilgenommen. "Mein Traktor ist aber einfach zu klein und heizt sich innen nicht richtig auf, da wäre mir viel zu kalt gewesen", sagte er und lachte. Hauptberuflich arbeite Bornschlegel bei einem großen Autoverkäufer in der Stadt, der ganz in der Nähe einen Standort hat.

Diashows:

Bilder von der Mega-Demo in Nürnberg: Tausende Bauern demonstrieren
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"Von der Arbeit als Landwirt kann man nicht richtig leben, dazu kommt noch die ganze Bürokratie. Deswegen bin ich heute auch hier während meiner Pause, um Unterstützung zu zeigen", erläuterte der Steinfelder. Die Politik der Ampel ärgere ihn, sagte er. Den Auftritt von Markus Söder auf dem Volksfestplatz sieht er allerdings ebenfalls kritisch.  "Die Union hat in den letzten 40 Jahren nur Wahlkampf betrieben", findet er. Verbesserungen für die Bauern hätten auch die Vorgängerregierungen nicht bewirkt. "Es sind nicht nur Agrardiesel und diese Steuer, die sie ja schon zurückgenommen haben."

"Die Bauern sitzen mehr am Schreibtisch, als sie die Zeit am Feld verbringen. Wir leben von den Preisen her alle am Existenzminimum. Die Sachen werden günstiger aus dem EU-Ausland importiert. Das will man hier nicht hören", so der Landwirt im Nebenerwerb. "Meiner Meinung nach müssen alle Parteien mehr für die Landwirtschaft machen", betonte Bornschlegel. Von der AfD, die derzeit immer mehr Zulauf bekommt, hält der Oberfranke indes wenig. "Die AfD hetzt nur", so seine Meinung. Bornschlegel hoffe auf echte Veränderungen durch die Demonstrationen - und zeigte den vorbeifahrenden Protest-Teilnehmern in Nürnberg demonstrativ den nach oben gestreckten Daumen. Weitere Nachrichten aus Nürnberg findet ihr hier.