Rätselraten in Nürnberg: "Was sind das für komische Zeichen?"
Autor: Ralf Welz
Nürnberg, Mittwoch, 06. November 2024
In der Nürnberger Innenstadt befinden sich teils sonderbare Striche auf dem Boden. Was hat es damit auf sich?
Dem ein oder anderen dürften sie bei einem Streifzug durch die Nürnberger Innenstadt bereits aufgefallen sein: Vermutlich den wenigsten dürfte dabei allerdings klar sein, was es mit den rätselhaften Strichen auf dem Asphalt auf sich hat. Nürnbergs dritter Bürgermeister Christian Vogel bringt nun Licht ins Dunkel.
"Haben Sie das auch schon gesehen und haben Sie sich dann gefragt, was sind das für komische Zeichen auf der Straße und den Wegen am Obstmarkt?", fragt der SPD-Kommunalpolitiker in einem aktuellen Instagram-Beitrag in die Runde. Die Antwort liefert der 54-Jährige im Abschluss gleich selbst mit.
"Vorboten für eine Erkundung": Das steckt hinter den Strichen am Nürnberger Obstmarkt
Bei den mysteriösen Markierungen handelt es laut Vogel um die "Vorboten für eine Erkundung". Konkret geht es demzufolge um den Einsatz von Elektromagnetik im Zuge einer anstehenden Baumaßnahme am Nürnberger Obstmarkt. Im Zentrum steht hierbei die Kampfmittelsondierung. Laut dem bayerischen Innenministerium werden in Deutschland nach wie vor Kampfmittel der ehemaligen Deutschen Wehrmacht und deren Kriegsgegner entdeckt. Funde treten vor allem bei Bodeneingriffen im Zusammenhang mit Bauvorhaben zutage - aber auch bei Aktivitäten in der Natur.
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Erst in dieser Woche entdeckte ein Landwirt auf einem Feld in Fürth eine Panzergranate. In einem Waldstück im Kreis Neustadt-Aisch wurde ebenfalls Munition aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Die insgesamt 70 Granaten wurden daraufhin gesprengt. In Nürnberg richteten die Luftangriffe durch die britische Royal Air Force und die United States Army Air Forces zwischen 1940 und 1945 schwerste Schäden an. Bis heute stößt man im Stadtgebiet regelmäßig auf entsprechende Blindgänger. Vor diesem Hintergrund kommt nun am Obstmarkt moderne Technik zum Einsatz.
"Die Elektromagnetik ist ein aktives Ortungsverfahren, bei dem auf Basis der Transienten-Elektromagnetik (TDEM) ein elektromagnetischer Impuls erzeugt wird. An den Objekten werden Wirbelströme induziert, die durch das Messgerät detektiert werden", erklärt Bürgermeister Vogel. Die Oberflächensondierung ermöglicht es, im Untergrund verborgene Kampfmittel aufspüren zu können, ohne in das Erdreich eingreifen zu müssen.
Aktuelle Baumaßnahme: Elektromagnetik ermöglicht Erkennung von Kampfmitteln im Erdreich
"Ein großer Vorteil gegenüber der passiven Geomagnetik sind die ausschließliche Detektion von leitfähigen Objekten und begrenzte Beeinflussung", hält der Kommunalpolitiker in seinem Social-Media-Post fest. Dadurch könne man "insbesondere in Bereichen von anthropogen beeinflussten Auffüllungen" Kampfmitteln aufspüren.
Die reduzierte Sensibilität und die Möglichkeit, Zeitbereiche zu nutzen, führten zu einer geringeren Beeinflussung durch äußere Faktoren wie bestehende Bauwerke, Spundwände, Leitungen oder Bahngleise. Zudem könne man durch die Elektromagnetik Kampfmittel aus nichtmagnetischen Materialien erkennen. "Damit kann die Fläche vor dem Öffnen vom Asphalt größtmöglich nach Kampfmitteln überprüft werden", erläutert Nürnbergs dritter Bürgermeister Christian Vogel mit Blick auf die anstehende Baumaßnahme in der Altstadt der Frankenmetropole.