Um zu vermeiden, dass ihr Mehrfamilienhaus möglicherweise an einen Investor geht, hatten mehrere Nürnberger eine außergewöhnliche Idee. Ein paar Monate später können sie nun einen riesigen Erfolg verbuchen.
- Nürnberger Hausgemeinschaft drohte massive Mieterhöhung
- Vermieterin wollte Haus im Stadtteil St. Johannis verkaufen
- Angst vor Übernahme durch Investor - Mieter kaufen ihr Haus einfach selbst
- "Erschien vielleicht etwas größenwahnsinnig": Bewohnern gelingt Mammutprojekt
Im Nürnberger Stadtteil St. Johannis drohte einer langjährigen Hausgemeinschaft im Sommer 2022 ein schwerer Schlag. Denn die Vermieterin des Gebäudes in der Julienstraße 8 hatte angekündigt, den Altbau aus dem Ende des 19. Jahrhunderts zu verkaufen. Daraufhin fassten einige Bewohner und Bewohnerinnen des Hauses den Plan, das Haus mithilfe von Bank- und Privatkrediten selbst zu erwerben, und unterzeichneten am 19. November 2022 schließlich den Kaufvertrag. Im Gespräch mit inFranken.de berichtet eine der Bewohnerinnen, wie sie dieses Mammutprojekt auf die Beine gestellt haben.
Update vom 13.01.2023: Nürnberger Mieter kaufen ihr Haus einfach selbst - "gebührend gefeiert"
Nachdem die Tinte trocken war, ließen die neuen Besitzer erst einmal die Korken knallen: "Das haben wir schon gebührend gefeiert", erzählt Bewohnerin Natascha Spiller. Verständlich, schließlich sei der Vertragsabschluss das Ergebnis monatelanger Arbeit gewesen. Um die stolze Summe von 900.000 Euro aufzubringen, habe man viel Zeit und Mühe investiert: "Das Geld stammt zu einem Drittel aus einem Bankkredit, der Rest aus den Händen von Privatinvestoren. Seit Mai haben wir viel Öffentlichkeitsarbeit gemacht, Infostände aufgebaut und uns an die Medien gewandt." Mit Erfolg: 111 Unterstützer halfen der Hausgemeinschaft mit Direktkrediten.
"Viele unserer Unterstützer handelten aus der Überzeugung heraus, Wohnraum zu erhalten, und etwas gegen die schwierige Lage auf dem Wohnungsmarkt zu unternehmen", so Spiller. Ebenfalls sei es hilfreich gewesen, dass die beteiligte Bank schon Erfahrungen mit Miethäusersyndikaten hatte: "Der Bank war der Prozess schon bekannt, und stand unserem Vorhaben sehr offen und wohlwollend gegenüber". Aber nicht nur die Geldgeber, sondern auch das private Umfeld habe die Bewohner in ihrem Willen bestärkt: "Zwar erschien das Projekt manchen zu Beginn vielleicht etwas größenwahnsinnig, aber wir hatten eine sehr gute Rückendeckung von Freunden und Verwandten", so Spiller.
Das Projekt habe Spiller zudem davon überzeugt, dass Miethäusersyndikate in den kommenden Jahren eine Rolle auf dem Wohnungsmarkt spielen werden: "Sie sind nicht für jeden eine Lösung, aber auf jeden Fall ein Weg, um Wohnraum zu erhalten. Man muss sich aber bewusst machen, dass es viel Arbeit bedeutet, und dass man sich nicht scheuen sollte, nach Hilfe und Beratung zu fragen". Und auch für die Hausgemeinschaft "jAcht" gehe die Arbeit nach der Vertragsunterzeichnung weiter, schließlich müsse man sich von nun an selbst um die Verwaltung kümmern.
Erstmeldung vom 14.06.2022: Haus in Nürnberg soll verkauft werden - Mieter wollen selbst einspringen
Insgesamt bestehe das Haus aus fünf Wohneinheiten, 12 Erwachsene und fünf Kinder leben hier. "Auf drei Etagen sind wir acht Leute aus einem langjährigen Freundeskreis, außerdem haben wir noch zwei Familien hier", erklärt Horz gegenüber inFranken.de. Anfang des Jahres hätten die Bewohner und Bewohnerinnen dann die Information erhalten, dass ihre Vermieterin plane, das Haus zu verkaufen.
"Dann stehen die Chancen hoch, dass wir eine 20-prozentige Mieterhöhung haben, wenn ein Immobilieninvestor übernimmt und eine Renovierung kommt, die nicht unbedingt notwendig wäre", so der 31-Jährige. Gleichzeitig wolle auch die Vermieterin, "dass das Ganze in die richtigen Hände übergeht". Durch Kontakt zu anderen Wohninitiativen in Nürnberg sei die Gemeinschaft dann auf die Idee gekommen, das Haus selbst zu kaufen.
nettes Projekt, die Mieter kaufen einfach selbst, so wird es dargestellt. Der Verein bittet aber um Direktkredite von Menschen welche (wenn der Verein pleite geht) "nachrangig bedient werden". Ich verstehe das so, dass man das Geld nur zurück bekäme wenn dann noch was da ist. Wer "Geld" spenden will soll das tun, eine Finanzierung die wohl jeder Vermieter zu leisten hat sieht normalerweise anders aus und wir um so teuerer je höher das Risiko, Das ist ein Grund für die steigenden Mieten . Ich bin gespannt ob die Medien auch darüber berichten würden wenn eine solche Finanzierung in die Hose geht und die gutgläubigen "Direktgeber" vor dem nichts stehen. Mir fehlen auch die nackten Zahlen "Mieten" im Vergleich zu den "Kreditkosten" + Instandhaltung + Nebenkosten. Warum wird dieser Vergleich nicht geleistet