Nürnberg: Gewinn von Autozulieferer Leoni bricht drastisch ein - fast 120 Millionen weniger
Autor: Ralf Welz
Nürnberg, Dienstag, 14. Februar 2023
Der Nürnberger Autozulieferer Leoni hat im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch von fast 120 Millionen Euro erlitten. Auch für 2023 rechnet das finanziell angeschlagene Unternehmen mit immensen Belastungen.
- Nürnberg: Autozulieferer Leoni muss massiven Gewinnrückgang verkraften
- Empfindlicher Einbruch: Operativer Gewinn (EBIT) sinkt von 130 auf 11 Millionen Euro
- Hohe finanzielle Belastung erwartet: Angeschlagene Firma mit düsterer Prognose
- "Müssen weiter unsere Hausaufgaben erledigen": Autozulieferer zeigt sich kämpferisch
Der finanziell unter die Räder gekommene Automobilzulieferer Leoni kommt nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Gegenüber dem Vorjahr musste das Unternehmen mit Sitz in Nürnberg ordentlich Einbußen hinnehmen. So ging der operative Gewinn (EBIT) um beinahe 120 Millionen Euro zurück. Hatte das sogenannte EBIT 2021 noch 130 Millionen Euro betragen, waren es im vergangenen Jahr nur noch 11 Millionen Euro. Dies hat das Unternehmen in einer aktuellen Pressemitteilung bekannt gegeben. Infolge seiner nötigen Refinanzierung rechnet Leoni zudem mit einer beträchtlichen Bürde.
Nürnberg: Autozulieferer Leoni rechnet mit hoher Belastung - Refinanzierung ist schuld
Der Kabelspezialist Leoni beschäftigt rund 100.000 Mitarbeiter. Erst vor Kurzem hatte der fränkische Zulieferer einen anderen Schlag verkraften müssen: Die Leoni-Aktie war vorübergehend um mehr als ein Drittel nach unten gesackt - auf ein Rekordtief. In der Folge erwog der Zulieferer einen drastischen Schritt. Am vergangenen Freitag (10. Februar 2023) veröffentlicht das wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen nun seine "vorläufigen, nicht geprüften Geschäftszahlen" für 2022. Der Umsatz bewegte sich demnach - im Gegensatz zum Gewinn (EBIT) - in etwa auf dem Niveau des Vorjahrs. Er lag bei rund 5,1 Milliarden Euro (2021: 5,12 Milliarden Euro).
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Nachdem vor wenigen Wochen ein fest einkalkuliertes 400-Millionen-Euro-Geschäft überraschend geplatzt war, rechnet Leoni angesichts seiner nötigen Kapitalbeschaffung mit hoher Belastung. "Es ist davon auszugehen, dass im Rahmen der Refinanzierung erheblicher Wertberichtigungsbedarf entsteht", heißt es in der Mitteilung des Autozulieferers. Aktuell lasse sich dieser nicht konkret beziffern. Es sei aber nicht auszuschließen, dass es sich um einen "niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich" handelt.
Trotz der angespannten Situation sieht sich das Unternehmen augenscheinlich auf einem guten Weg. "Wir haben unsere operative Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr weiter stabilisiert", wird Leonis scheidender CEO Aldo Kamper zitiert. Der Vorstandsvorsitzende werde das Unternehmen Ende März verlassen, um kurzfristig eine neue Aufgabe zu übernehmen, gab der Kabelspezialist erst kürzlich bekannt.
Trotz "sehr forderndem Marktumfeld": Leoni berichtet von "deutlichen Fortschritten"
Leoni sah sich 2022 laut eigenen Angaben "mit einem sehr fordernden Marktumfeld konfrontiert"- vom Krieg in der Ukraine über die inflationsbedingt steigenden Preise bis hin zu den beeinträchtigten Lieferketten. "Trotz dieses Umfelds haben wir deutliche Fortschritte gemacht", so Kamper. Das bedeute jedoch nicht, dass man sich mit dem Erreichten zufriedengebe, heißt es in der aktuellen Pressemitteilung. "Wir müssen weiter konsequent unsere Hausaufgaben erledigen", betont der Noch-CEO.
"Allem voran müssen wir eine Einigung mit unseren Finanzgläubigern auf ein neues Refinanzierungskonzept erreichen, um Leoni parallel zur fortschreitenden operativen Gesundung finanziell wieder auf eine robuste Basis zu stellen." Laut Schilderung des Nürnberger Zulieferers habe sich im vierten Quartal 2022 das Abrufverhalten der Kunden und damit das operative Geschäft gegenüber den Vorquartalen stabilisiert.