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Nürnberg: Geplantes 365-Euro-Ticket steht vor dem Aus - Widerstand per Bürgerbegehren


Autor: Redaktion, Agentur dpa

Nürnberg, Samstag, 26. März 2022

Eigentlich sollte in Nürnberg zum 1. Januar 2023 ein 365-Euro-Ticket für alle eingeführt werden. Doch das Projekt steht nun vor dem Aus - dagegen gibt es heftigen Widerstand.
Für 365 Euro im Jahr den ÖPNV in Nürnberg nutzen? Das wird nun höchstwahrscheinlich doch nicht umgesetzt.


Der Nürnberger ÖPNV spaltet nicht zum ersten Mal die Gemüter. Während Fans die guten Anbindungen und den Ausbau der U-Bahnstrecken sowie die moderne, fahrerlose Technik loben, stehen insbesondere der Takt in Randzeiten und hohe Ticketpreise immer wieder in der Kritik.

Beim Thema Kosten wollte Nürnberg daher eigentlich ab 2023 eine Vorreiterrolle einnehmen - doch jetzt könnte das 365-Euro-Jahresticket für alle in den Bussen und Bahnen vorerst begraben werden.

365-Euro-Ticket in Nürnberg soll doch nicht kommen - Verkehrsministerium wollte sich nie beteiligen

Am Mittwoch (30. März 2022) soll nämlich der Stadtrat entscheiden, dass dieses nicht wie geplant zum 1. Januar 2023 eingeführt werden soll. Die jährlichen Einnahmeverluste von 23,6 Millionen Euro seien wegen der aktuellen Haushaltslage nicht finanzierbar, heißt es in der Beschlussvorlage.

Auch das bayerische Verkehrsministerium stand dem 365-Euro-Ticket von Anfang an skeptisch gegenüber und wollte sich an der Finanzierung nicht beteiligen. In den sechs bayerischen Ballungsräumen rund um München, Nürnberg, Regensburg, Augsburg, Ingolstadt und im Verbund Mainfranken fahren Schülerinnen, Schüler und Auszubildende inzwischen für einen Euro am Tag. Rund 90 Millionen Euro hat das dem Ministerium zufolge nach vorläufigen Daten die sechs Verkehrsverbünde im vergangenen Jahr gekostet. Zwei Drittel davon übernahm der Freistaat, den Rest mussten die Kommunen ausgleichen.

Doch für alle Fahrgäste sei ein vergünstigtes Jahresabo zurzeit nicht in Sicht. Das soll nach Ministeriumsangaben zwar wie im Koalitionsvertrag vereinbart langfristiges Ziel bleiben. "Das muss allerdings entsprechend der verkehrlichen Sinnhaftigkeit, nach den Verkehrsbedürfnissen und Gegebenheiten vor Ort passend zugeschnitten erfolgen", so Minister Christian Bernreiter (CSU).

"Beschluss offensiv infrage gestellt": Heftige Kritik an drohendem Aus für Günstig-Ticket in Nürnberg

Auch der Bayerische Städtetag ist zurückhaltend, wenn es um 365-Euro-Tickets für alle im öffentlichen Nahverkehr geht. "Ein Hauptgrund dafür ist, dass man aus unserer Sicht vorrangig auf die Finanzierung des Ausbaus von Qualität und Takt im ÖPNV setzen muss und erst danach auf reizvolle Preisangebote", sagt der stellvertretende Geschäftsführer Thomas Kostenbader. "Die Kommunen könnten ein flächendeckendes 365-Euro-Ticket auch keinesfalls allein finanziell stemmen."

Ähnlich sieht es der Verband deutscher Verkehrsunternehmen. Solche Vorhaben wie in Nürnberg gebe es immer mal wieder, sagt Sprecher Lars Wagner. Meist ließen sich diese nicht oder nicht dauerhaft finanzieren. Von den deutlich vergünstigten Jahresabos würden in erster Linie auch nur die profitieren, die bereits ein Jahresticket hätten. "Der Anreiz für Neukunden ist dagegen nur dann gegeben, wenn das zur Verfügung stehende Angebot auch gut genug ist."

Die Initiative, die das Projekt in Nürnberg mit einem Bürgerbegehren vor etwa zwei Jahren angestoßen hatte, will ein mögliches Aus für das 365-Euro-Ticket dagegen absolut nicht hinnehmen. Sie sammelt jetzt wieder Unterschriften für ein neues Bürgerbegehren. "Nach unserem erfolgreichen Bürgerbegehren hat der Stadtrat im Juni 2020 die Einführung des 365 Euro Tickets am 01.01.2023 beschlossen. Dieser Beschluss wird nun von der Stadtspitze offensiv infrage gestellt. Es droht, dass dieser Beschluss und damit die soziale und ökologische Verkehrswende auf den letzten Metern gekippt wird", so die Initiative auf ihrer Website.