"Tut mir so leid für meine Kunden": Traditions-Feinkostladen schließt nach 71 Jahren - Chefin traurig

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Nürnberg: "Feinkost Langer" schließt nach 71 Jahren - "tut mir so leid für meine Kunden"
"Feinkost Langer" in Nürnberg ist unter anderem bekannt für französischen Käse, der in einem Sandsteinkeller nebenan reift. Doch bald ist für immer Schluss.
Nürnberg: "Feinkost Langer" schließt nach 71 Jahren - "tut mir so leid für meine Kunden"
Feinkost Langer

Vor 71 Jahren, 1952, haben ihre Eltern das Nürnberger Geschäft übernommen - in wenigen Monate schließt Ulrike Langer ihren Feinkostladen für immer. Im Gespräch mit inFranken.de erklärt sie den Hintergrund ihrer Entscheidung.

  • Nürnberg: "Feinkost Langer" schließt Ende Juni für immer 
  • 71-jährige Familientradition: Chefin erzählt von den Anfängen 
  • "Ich habe so tolle Kunden": Beziehung sei immer besonders gewesen
  • "Da wird Käse erst richtig gut": Spezialität des Ladens reift in Sandsteinkeller

Er ist eine Institution im Nürnberger Osten: Das Geschäft von "Feinkost Langer" im Stadtteil Mögeldorf, etwas versteckt gelegen in der Ziegenstraße, ist vielen in der Region ein Begriff. Das liegt vor allem, aber nicht nur an den besonderen Käse-Sorten, die Inhaberin Ulrike Langer mit viel Liebe nachreifen lässt und anbietet. Doch am 30. Juni 2023 ist nach 71 Jahren Schluss. Der Traditionsladen schließt seine Türen für immer. Die Chefin berichtet von vielen traurigen Gesichtern bei ihrer Stammkundschaft - und warum ihre Entscheidung trotzdem feststeht

"Will keine Verantwortung mehr haben müssen": Chefin von Feinkostladen erklärt Schließung

"Ich will keine Verantwortung mehr für das Geschäft haben müssen", sagt Langer. "Ich werde am 1. Juli 70 Jahre alt und ich habe gemerkt, dass man in dem Alter einfach nicht mehr so belastbar ist wie früher. Außerdem freue ich mich darauf, endlich die Dinge zu tun, die über die vielen Jahre so liegengeblieben sind. Ich möchte gerne reisen, Freunde treffen und mich intensiv um mein Haus und den Garten kümmern."

An Kundschaft mangele es ihr nicht, auch die Corona-Krise habe das Geschäft gut überstanden. "Ich habe wirklich tolle Kunden. Zwar konnte ich während der Pandemie zum Beispiel keine Käseseminare anbieten, aber das Ladengeschäft lief prima und das hat das Ganze wieder gut ausgeglichen", erzählt die Spezialistin in der Veredelung von hochwertigen Käsesorten. Einen Nachfolger hat sie für den "Feinkost Langer" nicht gesucht

"Das Haus gehört mir und ich habe erst kürzlich sehr viel Geld in den denkmalgeschützten Anbau investiert. Wenn ich das Geschäft jetzt weitergeben würde, müsste ich nochmal ordentlich für die Sanierung bezahlen und das möchte ich mir nicht antun", sagt sie. Auch habe sie keine Enkelkinder. Trotzdem sei sie bereits jetzt wehmütig, erzählt Ulrike Langer. "Es tut mir so leid für die Kunden, sie sind auch sehr traurig."

Nürnbergerin machte sich mit Käse einen Namen - "Feinkost Langer" 

1952 hätten Langers Eltern das Geschäft übernommen, das damals noch ein klassischer Tante-Emma-Gemischtwarenladen gewesen sei. "Es gab von Gurken über Schnürsenkel bis hin zu speziellen Limonaden alles." Ihre Eltern hätten dann gefragt, ob sie sich vorstellen könne, das Geschäft weiterzuführen. "Eigentlich wollte ich das nicht auf Dauer, weil ich gesehen habe, was für eine unfassbare Arbeit das Ganze ist."

Doch dann seien "aus ein paar Jahren über 50 geworden" und ihr Geschäft habe sie immer mehr zugunsten ihrer großen Leidenschaft, dem Käse, ausgerichtet. "Den Käse beziehe ich hauptsächlich aus Frankreich, weil die Franzosen so tolle Rohmilchsorten haben, die man kaum mehr irgendwo bekommt." In einem Sandsteinkeller im Nachbargebäude veredele Langer den Käse dann unter anderem mithilfe verschiedener Schnäpse und lasse ihn dann lange nachreifen

Gute Qualität sei ihr immer wichtig gewesen, sagt die Inhaberin. "Bevor alles industriell produziert wurde, waren solche Produkte normale Lebensmittel, jetzt sind es Delikatessen." Neben Käse biete sie auch Wurst, Nudeln, Saucen, kleine Häppchen und mehr an. Großen Nachschub soll es aber nicht mehr geben. "Wir verkaufen jetzt alles ab und was übrig bleibt, das nehme ich zu mir und bringe es auf die ein oder andere Feier mit", sagt die Nürnberger Feinkostladen-Betreiberin und lacht herzlich. 

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