Druckartikel: Nürnberg: "Café Wanderer" boykottiert WM in Katar - und belohnt Gäste fürs Nicht-Schauen

Nürnberg: "Café Wanderer" boykottiert WM in Katar - und belohnt Gäste fürs Nicht-Schauen


Autor: Isabel Schaffner

Nürnberg, Dienstag, 18. Oktober 2022

Das Team des Nürnberger "Café Wanderer" hat sich mehrere Wege ausgedacht, um ein Zeichen gegen die Fußball-WM in Katar zu setzen. Freibier soll Menschen beispielsweise vom Fernseher weglocken.
Das Nürnberger "Café Wanderer" beteiligt sich an dem Aufruf "Boycott Qatar 2022".


  • Nürnberger "Café Wanderer" beteiligt sich an WM-Boykott
  • Freibier soll vom Schauen abhalten: Café arbeitet mit "Orca Brau" zusammen
  • Verlag organisiert Diskussionen - "Boycott Qatar 2022" findet viele Unterstützer

Boris Braun vom Nürnberger "Café Wanderer" ist einer von vielen Kritikern der diesjährigen Fußball-WM in Katar. Über den privaten Rahmen hinaus möchte er den Aufruf "Boycott Qatar 2022" eines Göttinger Verlages unterstützen und bietet unter anderem Freibier zu den deutschen Spielen an. 

Nürnberger "Café Wanderer" will WM zu bestimmten Zeiten mit Freibier boykottieren 

Braun ist ein großer Kenner der deutschen Bierszene. Er betreibt neben dem Bieramt die App "Brauereiatlas" als Nachschlagewerk zu den deutschen Brauereien und ihren Bieren. "Ich habe mir gedacht, wenn ich schon Kontakte zu so vielen Brauereien habe, müsste ich mit der Gastronomie was machen. Die Gründe, warum man die WM ablehnen kann, sind ja allgemein bekannt", sagt er gegenüber inFranken.de

Die Webseite des Aufrufs "Boycott Qatar 2022", auf die er bei der Recherche gestoßen sei, fasst die kritischen Punkte zusammen: So geht es beispielsweise um die Benachteiligung von Frauen, das Verbot von Homosexualität und gefährliche Arbeitsbedingungen auf den Stadionbaustellen. Der Verlag "Die Werkstatt" als Initiator des Aufrufs plant verschiedene Aktionen während der Deutschlandspiele und hat bisher laut eigenen Angaben einige tausend Einzelpersonen und circa hundert Gruppen als Unterstützer gewonnen.

Nach einem Gespräch mit der Werkstatt und in Zusammenarbeit mit der Nürnberger Brauerei "Orca Brau" entstand so ein Boykott-Bier, schildert Braun weiter. Hintergedanke sei, dieses als Freibier während der Deutschlandspiele anzubieten, "um die Leute in die Kneipe zu locken und zu belohnen". Zwar erlebe er in seinem Umfeld eine große Ablehnung der WM, doch ein grauer November verleite vielleicht doch mal zum Fernsehen.

Braun kündigt "schmutzige Lieder" gegen die WM an

"Alle Mitarbeiter sind bei der Aktion dabei. Wir haben uns auch ein großes Banner angeschafft und Spendenboxen auch im Bieramt neben dem Café aufgestellt. Denn die Werkstatt organisiert auch Podiumsdiskussionen mit Betroffenen, die Angehörige bei den Bauarbeiten verloren haben. Für solche Aktionen werden Spenden gebraucht", erklärt er. Public Viewing sei selbstverständlich ebenfalls ausgeschlossen. Zu den Weltmeisterschaften im Sommer habe im Außenbereich für gewöhnlich ein großer Bildschirm gehangen.

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Auch eine Versammlung "des politisch interessierten Teils der Ultras" mit etwa 200 bis 300 Leuten vor dem Café Wanderer sei geplant, bei der diese wohl "schmutzige Lieder" gegen die WM singen werden. Die Gefahr, der Boykott werde dem Publikumszulauf im Café schaden, sieht Braun nicht. Immerhin handele es um sich keine klassische Fußballkneipe. "Durch unsere privilegierte Lage sind bei uns immer Leute. Das Publikum ändert sich dann einfach", so Boris Braun.