Nürnberg: Sensationsfunde bei Ausgrabung - war Nürnberg größer als gedacht?
Autor: Dunja Neupert-Kalb
Nürnberg, Dienstag, 02. Februar 2021
Bei Grabungen wurden im Nürnberger Norden spannende archäologische Funde gemacht. Diese stammen aus dem vierten Jahrhundert vor Christus und deuten darauf hin, dass Nürnberg noch größer war als bisher angenommen.
Historische Entdeckung bei archäologischen Grabungen in Nürnberg: Für Archäologen sind solche Funde immer etwas Besonderes, selbst wenn sie gar nicht so überraschend daherkommen. Seit einiger Zeit finden in Nürnberg im großen Umfang Grabungen statt. Vor wenigen Monaten wurde beispielsweise in Boxdorf ein rund 3000 Jahre altes Töpferzentrum freigelegt.
In den vergangenen zwei Wochen gruben Archäologen im Nürnberger Norden schließlich eine weitere Sensation aus. Zwischen Wetzendorf und Thon stießen die Archäologen an der Parlerstraße auf einen Brunnen und Gebäude, die etwa aus dem Jahr 380 v. Chr. stammen. Auf der Fläche soll in den kommenden ein bis zwei Jahren ein neues Wohngebiet entstehen. Doch vorher sollen die historischen Funde gesichert werden.
Brunnen und Grubenhaus bei Grabungen in Nürnberg gefunden
Zu diesem Zweck wird in den nächsten Wochen weiter und tiefer gegraben. "Wir wissen schon seit den 80er Jahren, dass an dieser Stelle eine alte Siedlung schlummert", erzählt Nürnbergs Stadtarchäologe John P. Zeitler im Gespräch mit inFranken.de. Damals hätten bereits Keramikscherben darauf hingedeutet. "Die richtigen Grabungen haben im Dezember angefangen, in den vergangen zwei Wochen hat man dann den Brunnen und das Grubenhaus gefunden."
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Der Stadtarchäologe geht davon aus, dass sich unter der Erde noch eine ganze Siedlung aus vergangenen Zeiten befindet. Neben dem "Grubenhaus", einem etwa vier mal drei Meter großem Gebäude, das damals zu Arbeitszwecken diente, sind die Forscher bereits auf Reste eines Wohnhauses gestoßen. "Erhalten sind nur noch Flecken", sagt Zeitler. Jetzt müsse geschaut werden, wie groß die Siedlung tatsächlich war. Zeitler geht jedoch davon aus, dass es sich um ein ganzes Dorf handelt.
Der Archäologe erklärt, dass es der Fußboden war, der "eindeutige Befunde" lieferte, dass es sich um ein Webhaus handeln muss. Zudem wurden Fasern von Webstühlen gefunden ebenso wie Keramik, die auf kaputte Gefäße hindeuten. "Dort wurde gearbeitet und nebenbei gegessen und getrunken", so Zeitler.
Historische Funde nur 40 Zentimeter unter dem Erdboden versteckt
Die ersten Hinweise auf die historischen Funde lagen nur wenige Zentimeter unter dem Erdboden versteckt. "Wir mussten nur 40 Zentimeter tief graben, darüber war nur Ackerboden", erklärt Zeitler. Durch Erosion wurden in den vergangenen Jahrhunderten rund 80 Zentimeter der Erdoberfläche abgetragen, schätzt der Archäologe.
Die gefundenen Überreste des Brunnens liegen etwa zwei Meter tief und seien als solche für Archäologen eindeutig zu erkennen. "Die Leute wollten damals an Grundwasser und sich nicht etwa nach Australien durchgraben", erzählt Zeitler und lacht. "Für uns war schnell klar, dass es ein Brunnen ist."