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Laufer Politikerin warnt vor Cannabis-Plan - kommen jetzt Drogenbanden?


Autor: Daniel Krüger, Agentur dpa

Lauf an der Pegnitz, Freitag, 18. Juli 2025

Die neue CDU-Gesundheitsministerin Nina Warken will die Abgabe von Cannabis über Telemedizin und Apotheken einschränken. Das sorgt für massive Kritik.
Viele Konsumenten beziehen Cannabis über die Apotheke. Das will Nina Warken (CDU) jetzt verhindern.


Für die Cannabis-Abgabe aus medizinischen Gründen sollen nach Plänen von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) künftig strengere Regeln gelten. Verschreibungen von Cannabisblüten soll es nur noch nach persönlichem Kontakt mit einem Arzt oder einer Ärztin in der Praxis oder bei Hausbesuchen geben, wie aus einem Referentenentwurf des Ressorts hervorgeht.

Zu haben sein soll Medizinal-Cannabis außerdem nicht mehr per Versand, sondern nur in Apotheken. Zuerst berichtete die Mediengruppe Bayern darüber. Hintergrund ist demnach, dass die Importe von Cannabis zu medizinischen Zwecken "über das zu erwartende Maß hinaus" angestiegen sind - viel stärker als Verordnungen auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherungen. Für den Vorstoß erntet Warken jetzt massive Kritik - auch eine fränkische Politikerin äußert Befürchtungen.

CDU-Gesundheitsministerin will medizinisches Cannabis einschränken

Im Zuge der Entkriminalisierung von Cannabis für Volljährige 2024 war auch der Umgang damit zu medizinischen Zwecken neu geregelt worden. Für diese Verwendung ist Cannabis seitdem ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel. Behandelt werden können damit unter anderem Schmerzen. Auf verschiedenen Telemedizin-Plattformen im Internet ist es seitdem vergleichsweise einfach, ein Rezept für medizinisches Cannabis zu erhalten.

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Gleichzeitig haben sich zahlreiche Apotheken, darunter auch in Franken, auf Cannabis spezialisiert, Vertriebswege aufgebaut und das Fachpersonal in der Beratung geschult. Offenkundig nutzen viele Cannabis-Konsumenten seit der Neuregelung die Möglichkeit, ihr Cannabis über die Apotheke zu beziehen. In Deutschland wäre sonst nur der Weg über den Eigenanbau oder die Mitgliedschaft in einem Cannabis-Club möglich. Diese sind aber - insbesondere in Bayern und Franken - noch selten und richten sich eher an Dauerkonsumenten. 

Aus Sicht von Warken sei Medizinal-Cannabis aber nicht für den normalen Konsum gedacht. Sie wolle Missbrauch bekämpfen, sagte sie im Frühjahr der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Gesetzlich ausgeschlossen werden soll daher nun eine Verschreibung sowohl über Fragebögen und sogar in einer Videosprechstunde. Für Folgeverschreibungen soll gelten, dass in den vorigen vier Quartalen inklusive des aktuellen Quartals ein persönlicher Kontakt mit einem Arzt oder einer Ärztin stattgefunden haben muss. 

FDP-Politikerin Lütke mit harter Kritik an neuem Cannabis-Verbot 

Die Laufer Ex-Bundestagsabgeordnete und Pflegeunternehmerin Kristine Lütke (FDP) hatte selbst an dem Gesetz mitgewirkt. "Ein komplettes Fernverschreibungs- und Versandhandelsverbot mit Cannabisblüten löst keine Probleme, sondern ist ein Konjunkturprogramm für den Schwarzmarkt", erklärt sie gegenüber der Legal Tribune Online . Zudem befürchtet Lütke negative Folgen für Arbeitsplätze und Steuereinnahmen vor Ort. Sie sprach sich in der Vergangenheit mehrfach für eine rezeptfreie Abgabe von Cannabis in Apotheken aus. 

Laut einer neuen Umfrage unter Cannabis-Patienten geben fast 60 Prozent an, sich vor der Teillegalisierung auf dem Schwarzmarkt versorgt zu haben. Das berichtet das medizinische Cannabis-Unternehmen Bloomwell in einer aktuellen Mitteilung. Ein wesentlicher Faktor für die Apothekenentscheidung stelle der Preis dar, den laut dem Unternehmen 47,5 Prozent in der Apotheke für günstiger erachten als auf dem illegalen Markt.

 "Auch in puncto Qualität, Sauberkeit, Nebenwirkungen, gesundheitlichen Risiken und allgemeinem Wohlbefinden zeigt sich in der Umfrage eine deutliche Präferenz der Patient:innen für legale, saubere Cannabis-Blüten aus der Apotheke", heißt es in dem Bericht. Ohne den digitalen Zugang zur Cannabis-Therapie würden demnach 41,7 Prozent erneut in den illegalen Markt abwandern. Aus Sicht von Bloomwell-CEO Julian Wichmann würde dies "die Volksgesundheit gefährden, statt sie zu schützen". Die Bundesapothekerkammer BAK hingegen moniert, die aktuelle Entwicklung "unterlaufe den Sinn und Zweck der Verschreibungspflicht", wie das Fachmagazin Apotheke adhoc berichtet.